Nach IBM-Deal: Silver Lake plant Verkauf weiterer Teile der Software AG
Nach dem Verkauf von zwei Kernsparten an IBM plant Deutschlands zweitgrößte Softwarefirma die nächsten Deals. Mitarbeiter befürchten eine vollständige Zerschlagung des Unternehmens.
Düsseldorf, Frankfurt. Nach dem Verkauf zweier Kernsparten bereitet der Softwareentwickler Software AG Finanzkreisen zufolge die Trennung von weiteren Töchtern vor. Die im Frühjahr vom US-Finanzinvestor Silver Lake übernommene Software AG hat Wettbewerber und Investoren aufgefordert, Gebote für ihre Einheiten Trend Miner (Datenanalyse für die Industrie) und Cumulocity (Internet-of-Things-Software) abzugeben, wie mehrere mit der Transaktion vertraute Personen sagten.
Für Alfabet (Software zur Visualisierung der Unternehmensarchitektur) würden Optionen geprüft, hieß es. Zudem werde erwartet, dass im Frühjahr eine Auktion für die Tochter Aris (Software für die Prozess-Visualisierung) vorbereitet werde. Software AG und Silver Lake lehnten Stellungnahmen ab.
„Es macht den Anschein, dass die Software AG unter dem neuen Eigentümer zerschlagen wird“, sagte eine mit den Transaktionen vertraute Person. Möglicherweise werde in absehbarer Zeit nicht viel von der Firma übrigbleiben, hieß es übereinstimmend von mehreren Personen aus dem Umfeld der Software AG.
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Mitarbeiter fürchten Zerschlagung der Software AG
Beim Kauf der Software AG hatte Silver Lake damit geworben, dass die Firma durch den Deal ihre Eigenständigkeit wahren könnte. „Die Investment-These von Silver Lake steht im Einklang mit der Strategie der Software AG, die darauf abzielt, Wert für alle Anspruchsgruppen zu schaffen und die Software AG als eigenständiges Unternehmen mit Hauptsitz in Darmstadt weiterzuentwickeln“, hatte Silver Lake im Mai erklärt.
Mit dem Argument, die Eigenständigkeit der Software AG zu erhalten, hatte es Silver Lake sogar geschafft, sich gegen ein mögliches Konkurrenzangebot von Rocket Software durchzusetzen.
Die Software AG unterschrieb einen Verkauf an Silver Lake, ohne Rocket Software zuvor eine Buchprüfung ermöglicht zu haben. Ohne diese sah sich der Wettbewerber außerstande, ein formales Angebot zu unterbreiten. Schon im Frühjahr hatten Kritiker Unverständnis über dieses Vorgehen der Software AG geäußert, in dessen Aufsichtsrat zu diesem Zeitpunkt bereits Silver-Lake-Managing-Partner Christian Lukas saß.
IBM kaufte Kernsparten der Software AG für 2,13 Milliarden Euro
Im Juli hatte sich Silver Lake die Aktienmehrheit an der Software AG gesichert. Der Finanzinvestor zahlte rund 2,4 Milliarden Euro und plant zudem, die Firma von der Börse zu nehmen. Nur fünf Monate später kündigte die Software AG den Verkauf der Kernbereiche Streamsets und Webmethods für 2,13 Milliarden Euro an den US-Konzern IBM an. Dabei hatte das Software AG-Management den Bereich wenige Wochen zuvor noch als „Nordstern“ bezeichnet.
Mit dem Verkauf der beiden Sparten sei klar geworden, dass der verbleibende Teil der Software AG keine Zukunft in einem Unternehmensverbund mehr haben werde, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Silver Lake sei von IBM angesprochen worden und habe die Opportunität zum lukrativen Weiterverkauf der Einheiten genutzt, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Ein formaler Verkaufsprozess habe nicht stattgefunden.
Einige Investoren fühlen sich rückblickend übervorteilt. Die Rumpf-Software AG – ohne Streamsets und Webmethods – sei, gemessen an Profitabilität und Wachstumsaussichten, bis zu 1,5 Milliarden Euro wert, heißt es in Finanzkreisen. „Wie kann man da sagen, der Kaufpreis im Frühjahr war angemessen“, sagte ein Investoren-Vertreter.
Minderheitsaktionäre, die bisher nicht verkauft haben, dürften nach dem IBM-Deal im Zuge des Rückzugs der Software AG von der Börse noch einen kräftigen Aufschlag erhalten. Wer bereits im Sommer verkauft hat, bekommt nichts zusätzlich.
Nach IBM-Deal: Eine Cashcow bleibt im Unternehmen
Für die Mitarbeiter hat der IBM-Deal ebenfalls einen bitteren Beigeschmack. Noch im Sommer hatte Silver Lake zugesichert, „das Geschäft und das Wachstum“ der Software AG zu stärken und keine Änderungen am Hauptsitz in Darmstadt vorzunehmen – so zumindest hieß es in einer Mitteilung des Softwareherstellers.
Im Unternehmen zurück bleibt zum einen das Geschäft mit Datenbanken für Großrechner, Adabas & Natural genannt. Im vergangenen Jahr erzielte die Sparte 246 Millionen Euro Produktumsatz und 169 Millionen Euro bereinigten Gewinn. Das Geschäft ist also eine hochprofitable „Cashcow“, schrumpft aber wegen der Veränderungen im IT-Markt langfristig.
Zum anderen verbleiben in der Sparte Digital Business einige Einheiten, die Produkte für die digitale Transformation verkaufen.
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