MR-Gründer Philipp Westermeyer begrüßte Liqid-Gründer Christian Schneider-Sickert im OMR-Studio in Hamburg zur Aufnahme. Foto: OMR

Vom Elite-Internat zum Fast-Chef von Al Jazeera zum Fintech-Gründer

Im OMR Podcast spricht Liqid-Gründer Christian Schneider-Sickert über seine ungewöhnliche Karriere und das Konzept des digitalen Vermögensverwalters.

Eton, Oxford, Harvard – Christian Schneider-Sickert hat wohl einen der elitärsten Lebensläufe der deutschen Gründerszene. Nach dem Studium zog es ihn zunächst in Länder wie Syrien und den Jemen, aus den Reisen entstand dann sein erstes Start-up. Heute arbeitet er mit seinem neuen Unternehmen Liqid daran, dass mehr Menschen Zugang zu den Geldanlage-Möglichkeiten der Superreichen bekommen. Klappt das wirklich?

Ab September geht auch Christian Schneider-Sickerts zweite Tochter in England auf die Schule. So wie die erste. Und so wie der Gründer des Fintechs Liqid selbst vor vielen Jahren. Seine Eltern haben ihm die Ausbildung in Eton ermöglicht, an jenem Elite-Internat, das auch die beiden Royals Prince William und Prince Harry einige Jahre später besucht haben. Die Zeit hat ihn geprägt – und auch seinen Blick auf das Schulsystem: „Die Engländer machen unglaublich tolle Schulen“, sagt er. Eton habe beispielsweise von akademischer bis sportlicher Stärke alles verbunden.

Auf Eton folgten Oxford und Harvard, noch zwei Stationen, die sich nicht in jedem Lebenslauf finden lassen. Und doch hat Christian Schneider-Sickert nach dieser Ausbildung, die wohl zu den elitärsten in der deutschen Gründerszene gehören dürfte, hier und da immer wieder Abzweigungen im Leben genommen, bevor er heute mit seinem Start-up Liqid daran arbeitet, eine Plattform zu bauen, die möglichst vielen Menschen ermöglicht, ihr Geld so wie die Superreichen anzulegen. Über Liqid können Kund*innen in Private Equity investieren oder in Venture Capital, zu den Partnern von Liqid gehören mit Fonds wie Andreessen Horowitz, Khosla Ventures oder Sequoia einige der weltweiten Top-Adressen. 2015 gestartet, hat Liqid inzwischen mehr als 10.000 Kund*innen und verwaltet mehr als drei Milliarden Euro Vermögen.

„Ärzt*innen sind gern gesehene Opfer“

„Ich komme aus einem Ärzt*innen-Haushalt“, sagt Christian Schneider-Sickert: „Und Ärzt*innen sind ja in der Finanzindustrie immer gern gesehene Opfer, um es böse auszudrücken.“ Ärzt*innen würden relativ gut verdienen, hätten aber vergleichsweise wenig Kapitalmarktinteresse und damit auch -ahnung. „Diese Gruppe von Besserverdienenden hat eigentlich extrem hohe Ansprüche – egal ob beim E-Bike, Urlaub oder whatever“, sagt er: „Und dann siehst du, wo sie investieren und denkst: Warum hast du denn da nicht auch hohe Ansprüche?“ Die Idee sei daher gewesen, mit einer Mischung aus Technologie und Partnerschaften ein Produkt zu bauen, bei dem auch diese Personengruppen einen Standard bekommen, der ihren Ansprüchen in den anderen Bereichen ihres Lebens entspricht.

Angefangen hat die Gründer-Karriere von Christian Schneider-Sickert jedoch mit einem ganz anderen Projekt: der Oxford Business Group. „Ich hatte meine Abschlussarbeit über die Wirtschaftsliberalisierung in Syrien geschrieben“, sagt der Ex-Arabistikstudent. Von Banken kamen damals Anfragen, ob er solche Recherchen auch für sie machen könnte. „Die Grundidee war eigentlich, dass wir über die Wirtschaften von Märkten, die vielleicht von außen nicht so erschließbar sind, regelmäßig Informationen recherchieren und im eigenen Verlag publizieren.“ Den ersten Bericht über Syrien verkaufte man damals als Teil einer – noch nicht existierenden – Serie. „Und da kamen dann natürlich weitere Anfragen.“

Bei 50 Grad in Doha leben? Lieber nicht

Das Unternehmen gibt es bis heute. Christian Schneider-Sickert zog es hingegen irgendwann weiter, zurück nach Deutschland. Fast wäre er sogar nochmal in der arabischen Welt gelandet. „Irgendwann kam das Angebot, CEO von Al Jazeera in Doha zu werden“, sagt er. Gemeinsam mit seiner Frau verbrachte er ein paar Tage vor Ort – ausgerechnet während des Ramadan. „Wir waren frisch verheiratet, saßen dort bei 50 Grad und durften nichts essen“, sagt er: „Meine Frau war nicht besonders angetan von der Idee, unsere damals in Produktion befindliche Tochter dort irgendwann bei 50 Grad in der Sonne im Kinderwagen durch die Straße zu schieben.“

Die Familie blieb also in Deutschland. Für immer? Da will sich Christian Schneider-Sickert nicht festlegen. „Ich hätte total Bock, in irgendeiner Rolle an meine alte Uni zurückzugehen in Oxford“, sagt er. Er würde gern seine Erfahrungen aus der Wirtschaft dort einbringen – irgendwann. Denn erst mal hat er mit Liqid noch große Pläne. Wie es bei Liqid weitergeht, bei welcher Summe er über einen Verkauf nachdenken müsste und warum eine Reise in den Jemen ihn fast das Leben gekostet hätte, erzählt er im OMR Podcast.

Hört Euch jetzt das ganze Gespräch an:

OMR Podcasts

Text: Florian Rinke

Philipp Westermeyer schreibt über Online Marketing, Medien, Marketing & Werbung

Philipp Westermeyer hat mit OMR die größte Anlaufstelle für Inhalte und Wissen rund um die digitale Wirtschaftswelt in Deutschland geschaffen. OMR gibt es einmal im Jahr als Festival in Hamburg (2022 70.000 Besucher) und ganzjährig in Form von Artikeln, Studien, Seminaren, Video-Dokus oder Podcasts.

Artikelsammlung ansehen