China.Table Professional Briefing

China.Table Professional Briefing

Für Entscheider aus Wirtschaft, Wissenschaft, Staat und NGO.

Das Ende der „996“-Arbeitskultur?

Imago/VGN

Von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends arbeiten, sechs Tage die Woche: Das ist die in China als „996“ bekannte Arbeitskultur der großen Tech-Konzerne. Doch 996 steht in der Kritik. Weil sowohl der Druck der Öffentlichkeit als auch von Regulatoren zunimmt, zeichnen sich jetzt Änderungen ab.

Chinesische Internetfirmen sind bekannt für ihre außergewöhnlich langen Arbeitszeiten. Im Mittelpunkt der seit Jahren immer wieder aufkommenden Debatte über die hohe Belastung von Mitarbeitern steht die „996“ genannte Arbeitszeitkultur: Von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends – an sechs Tagen pro Woche.

Der Gründer von Alibaba, Jack Ma, goss vor zwei Jahren noch Öl ins Feuer, als er „996“ einen „großen Segen“ nannte. „Wer bei Alibaba anfängt, sollte bereit sein, zwölf Stunden am Tag zu arbeiten“, forderte der Milliardär vollen Einsatz. „Wir brauchen diejenigen nicht, die bequem acht Stunden arbeiten“. Sein Kollege Richard Liu vom Online-Händler JD.com blies ins gleiche Horn und kritisierte die „Faulenzer“.

Solche Töne sind von Chinas Tech-Gründern nicht mehr zu hören. Im Gegenteil haben eine ganze Reihe von Firmen in dem Sektor angekündigt, ihre Arbeitszeitmodelle überarbeiten zu wollen. Die Streaming-App Kuaishou kündigte an, dass Mitarbeiter künftig nicht mehr wie bislang üblich an jedem zweiten Wochenende ins Büro kommen müssten. Konkurrent TikTok zog mit einer ähnlichen Ankündigung nach.

Auch beim chinesischen Internet-Giganten Tencent machen sich – zumindest langsam – Änderungen bemerkbar. So führte die Tencent-Tochter Lightning & Quantum Studio Group, die Smartphone-Spiele entwickelt, den „Healthy Wednesday“ ein. Laut der neuen Firmen-Politik sollen Arbeiter demnach jeden Mittwoch nur bis 18 Uhr im Büro bleiben. An allen anderen Wochentagen und auch am Wochenende sind jedoch weiterhin Überstunden vorgesehen.

Klare Regeln werden nicht umgesetzt

Dabei regelt auch in China der Staat gesetzlich die maximalen Arbeitszeiten. Pro Tag sind demnach acht Stunden Arbeit vorgesehen. Überstunden dürfen nicht mehr als drei Stunden pro Tag überschreiten und müssen zusätzlich mit dem doppelten Gehalt kompensiert werden. Angestellte, die an einem gesetzlichen Feiertag arbeiten müssen, sollen theoretisch sogar das dreifache Gehalt erhalten. Viele Tech-Firmen halten sich an die Vorgaben und zahlen die höheren Vergütungen. Doch ist dies nicht der Fall, schreckten in der Vergangenheit Angestellte oft davor zurück, ihre Rechte durchzusetzen. Zu groß war die Angst, sich Aufstiegschancen zu verbauen oder keine üppigen Bonus-Zahlungen zu erhalten.

[...]

Lesen Sie die Analyse von Gregor Koppenburg und Jörn Petring im China.Table (Kostenlos registrieren).

Mit (Kostenlos anmelden) gekennzeichnete Artikel führen zu China.Table Premium-Content. Nehmen Sie als Experte Platz am China.Table und lesen Sie 30 Tage kostenlos alle Premium-Inhalte in vollem Umfang. Jetzt kostenlos und unverbindlich anmelden. Ihr Testzugang endet automatisch.

China.Table Professional Briefing
China.Table Professional Briefing

Für Entscheider aus Wirtschaft, Wissenschaft, Staat und NGO.

Das neue China-Leitmedium von der größten, deutschsprachigen China-Redaktion aus Peking, Brüssel, Berlin. Jeden Morgen um 6 Uhr per E-Mail. Werden Sie China-News-Leader.