Der neue Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will in seiner Amtszeit den Pflegeberuf attraktiver machen und dafür sorgen, dass Pflegekräfte in Zukunft besser bezahlt werden. "Die Bezahlung hat maßgeblich Einfluss darauf, wie attraktiv ein Beruf ist," sagte er auf dem Deutschen Pflegetag in Berlin. 

Zudem sprach sich Spahn dafür aus, den Einfluss der Pflegeberufe im Gesundheitswesen zu stärken. Er sei für Pflegekammern, sagte er – also für Kammern, in denen sich die Pflegenden nach dem Vorbild von Ärzten oder Anwälten organisieren könnten, um mehr Mitsprache zu erhalten.

Spahn forderte auch mehr Ausbildungsplätze in der Pflege und ein vielfältigeres Berufsbild, das von einfachen Pflegetätigkeiten bis zur akademischen Ausbildung reiche. Pflegekräfte sollten in Zukunft mehr als die bisherigen Aufgaben übernehmen, die heute nur von Ärzten versehen werden dürfen. Als erstes Projekt wolle er die Verordnung zur Vereinheitlichung der Ausbildung von Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege auf den Weg bringen.

Tarif für alle

Der Minister warb dafür, Tarifverträge in der Pflege für allgemein verbindlich zu erklären. In der Debatte um Personalschlüssel sprach der CDU-Politiker von einem Spagat: Einerseits sei er dafür, dass die betriebswirtschaftliche Verantwortung bei den Trägern bleibe. Andererseits müssten aber zumindest Personaluntergrenzen festgelegt werden.

Spahn kündigte außerdem an, er wolle Andreas Westerfellhaus zum neuen Pflegebevollmächtigten des Bundes machen. Westerfellhaus war acht Jahre lang Präsident des Deutschen Pflegerats und damit eine einflussreiche Stimme der Branche.

Zugleich erklärte Spahn, dass es nicht einfach sein werde, den Personalmangel zu beheben. "Ich finde, ich sollte als Bundesgesundheitsminister so ehrlich zu Ihnen sein, dass ich sage, das ist nicht mal eben so gemacht", sagte er an das Fachpublikum gerichtet. Zwar sei auch er für eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte und mehr Ausbildung. Dies müsse aber auch finanziert werden.

Es fehlen Tausende Pflegekräfte

Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag die Schaffung von 8.000 zusätzlichen Pflegestellen im Rahmen eines Sofortprogramms vereinbart. Benötigt wird nach Angaben von Experten aber ein Vielfaches an Personal. Der gegenwärtige Präsident des Deutschen Pflegerats, Franz Wagner, sagte, langfristig seien jeweils 50.000 zusätzliche Stellen in der Krankenhaus- und Altenpflege notwendig.

Von der neuen Bundesregierung erwarte er ein schnelles Signal für Verbesserungen, sagte Wagner. "Wenn jetzt nicht entschieden gehandelt wird, dann kann demnächst die pflegerische Versorgung in Deutschland nicht mehr aufrecht erhalten werden." Viele Pflegende seien am Ende ihrer Kräfte.

Einer aktuellen Untersuchung zufolge sind schon jetzt 17.000 Stellen in deutschen Pflegeheimen unbesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt das sogenannte Pflege-Thermometer des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung, eine bundesweite repräsentative Studie. In ihr geben 71 Prozent der befragten Einrichtungen an, dass bei ihnen Wartelisten auf vollstationäre Langzeitpflegeplätze bestehen. 84 Prozent lehnten Anfragen zur Kurzzeitpflege ab.

81 Prozent beurteilen die Bewerberlage insgesamt als unzureichend, 84 Prozent haben Schwierigkeiten, offene Stellen zeitnah zu besetzen. Außerdem nahmen die befragten Leitungskräfte steigende Belastungen für ihre Mitarbeiter wahr. Dies drückt sich in einer um 43 Prozent erhöhten Krankheitsdauer und mehr Krankheitstagen aus.