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Mutmaßlicher Datenmissbrauch Facebook-Chef Zuckerberg gesteht Fehler ein

Mark Zuckerberg hat sich zum Skandal rund um Cambridge Analytica geäußert, erst in einem Facebook-Post, dann in mehreren Interviews. Er sei - unter gewissen Umständen - zu einer Aussage vor dem US-Kongress bereit.
Mark Zuckerberg

Mark Zuckerberg

Foto: © Stephen Lam / Reuters/ REUTERS

Mehrere Tage lang hat Mark Zuckerberg zum Datenskandal um die Firma Cambridge Analytica geschwiegen. Jetzt verspricht der Facebook-Chef, die Informationen der Nutzer künftig besser zu schützen. Eine ausdrückliche Entschuldigung bekamen die Nutzer zunächst nicht, Zuckerberg gestand in einer ersten Erklärung auf seinem Facebook-Account lediglich Fehler ein. Das soziale Netzwerk müsse seinen Dienst verbessern. "Ich habe Facebook gestartet und am Ende des Tages trage ich die Verantwortung dafür, was auf unserer Plattform geschieht."

Zuckerberg verwies darauf, dass die Analyse-Firma Cambridge Analytica, die auch für das Wahlkampfteam von Donald Trump arbeitete, unrechtmäßig an die Daten gekommen sei. Ein britischer Professor hatte eine Facebook-App mit einer Umfrage zu Persönlichkeitstypen auf die Plattform gebracht - und dann Daten daraus heimlich an Cambridge Analytica weitergegeben.

Das Netzwerk habe die Software-Schnittstellen, über die der britische Professor auch an Informationen wie die Interessen der Facebook-Freunde von Umfrage-Teilnehmern gekommen war, eigentlich bereits 2014 gekappt, schrieb Zuckerberg. Das sei der wichtigste Schritt gewesen, um eine Wiederholung des Datenmissbrauchs zu verhindern. Nun würden frühere Apps, die besonders viele Daten verlangten, darauf durchleuchtet werden, ob sie sich an die Datenschutz-Bestimmungen hielten. Entwickler, die keiner Überprüfung zustimmten, sollen von der Plattform verbannt werden. Facebook hatte Cambridge Analytica bereits am Wochenende gekündigt.

Medienberichten zufolge waren Informationen von etwa 50 Millionen Nutzern betroffen. Zuckerberg nannte keine genaue Zahl, sondern sprach lediglich von mehreren Dutzend Millionen Nutzern.

Insgesamt schlug Zuckerberg einen demütigen Ton an: "Wir haben die Verantwortung, Ihre Daten zu schützen - und wenn wir dies nicht können, verdienen wir es nicht, Ihnen zu dienen." Das Vertrauen der Nutzer, die ihre Daten dem Onlinenetzwerk anvertrauten und erwarteten, dass sie sicher seien, sei verletzt worden.

Zuckerbergs Interview-Offensive

Die Kontroverse hat Facebook in die tiefste Vertrauenskrise seit Gründung gestürzt. Am Wochenende war bekannt geworden, dass Cambridge Analytica die Daten von Facebook-Nutzern für den Wahlkampf des US-Präsidenten Donald Trump eingesetzt haben soll. Bislang hatten Zuckerberg und seine Geschäftsführerin Sheryl Sandberg zu dem Skandal geschwiegen. Dass die Führung sich nicht zu Wort gemeldet hatte, hatte nach Ansicht von Beobachtern die Krise des Unternehmens verschlimmert.

Facebook selbst sieht sich als Opfer eines Betrugs - doch es ist alles andere als Sympathie, die dem weltgrößten Onlinenetzwerk entgegenschlägt: In den USA und Großbritannien leiteten die Behörden Untersuchungen gegen Facebook ein. Auch wollen mehrere Parlamente Zuckerberg zu dem Skandal befragen.

Nach seinem Facebook-Post erklärte sich Zuckerberg noch in mehreren Interviews. "Es tut mir wirklich leid, dass das passiert ist", sagte er dem Sender CNN . Dabei kam er auch auf eine mögliche Aussage vor dem US-Kongress zu sprechen: "Um es kurz zu machen: Wenn es das Richtige ist, bin ich bereit." Man werde versuchen, die Person mit dem größten Wissen zu schicken. "Falls ich das bin, gehe ich gerne."

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Ähnlich äußerte er sich auch in einem Gespräch mit "Recode" . Zudem sagte er: "Wir haben die Community enttäuscht, und ich fühle mich furchtbar deswegen, und das tut mir leid."

Zuckerberg kam auch mit Journalisten der "New York Times"  zu einer Frage-und-Antwort-Runde zusammen. Angesprochen auf die späte Reaktion der Facebook-Führungsriege, sagte Zuckerberg, er habe sich zunächst ein umfängliches Bild der Lage machen wollen. Facebook werde zudem alle Nutzer informieren, deren Daten möglicherweise weitergegeben wurden. Auch "Wired"  beantwortete Zuckerberg zahlreiche Fragen rund ums Thema Datensicherheit.

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Inzwischen haben die ersten Aktionäre bei einem Bundesgericht in San Francisco Klage eingereicht. Sie werfen Facebook Irreführung hinsichtlich der Fähigkeiten beim Schutz von Nutzerdaten vor. Seit Wochenbeginn hatten die Aktien des Konzerns etwa zwölf Prozent verloren - und sich nach der Stellungnahme Zuckerbergs wieder etwas erholt. Der Börsenwert schrumpfte um gut 62 Milliarden Dollar.

Das sind Zeichen dafür, dass die öffentliche Stimmung so einhellig gegen Facebook ist wie vielleicht noch nie zuvor. Die Soziologin Zeynep Tufekci schreibt in der "New York Times"  von "Facebooks Überwachungsmaschine". Der frühe Facebook-Investor Roger McNamee warnte, wenn die Firma nicht reagiere, würden sich Nutzer abwenden. Das könne die Plattform "dauerhaft bedrohen". Wharton-Professor Michael Useem sieht einen "katastrophalen Moment" für das Netzwerk.

Die EU-Justizkommissarin Vera Jourová warnte angesichts des Datenskandals sogar vor einer Bedrohung für die Demokratie. In dem Fall gehe es nicht nur um den Schutz persönlicher Daten, er habe "massive Auswirkungen" auf die demokratische Debatte und Wahlen, sagte Jourová in Washington. Es sei in das Privatleben von Menschen eingegriffen worden. Es handele sich um eine "heftige Manipulation" von Meinungen, die sich in Wahlergebnissen spiegele.

Im Video: Das Milliardengeschäft mit der Freundschaft - Inside Facebook

BBC
cop/aar/AP/Reuters