Hätte man das bis heute weltweit produzierte Plastik verwendet, um daraus Replikate des Kölner Doms zu bauen, dann würden mittlerweile rund 51.875 großen Plastik-Kirchen in den Himmel ragen. Wie Wissenschaftler errechneten, wurden bisher nämlich insgesamt rund 8,3 Milliarden-Tonnen Plastik hergestellt. Während die Kölner für ihren einen Dom 632 Jahre brauchten, haben wir diese Plastikmengen in 82 Jahren zusammenbekommen.

Und davon werden leider nur neun Prozent (oder, für alle die gerne in Kathedralen rechnen, 4668,75 Kölner Dome) am Ende des Lebenszyklus recycelt. Der Rest wird im besten Fall verbrannt, landet auf Müllhalden – oder in der Umwelt und den Ozeanen.

Am heutigen internationalen Tag des Recyclings ist also nur gedämpfte Freude angesagt. An der Colorado State University hoffen Wissenschaftler, dass wir den Tag in kommenden Jahren ausgelassener feiern können. Dort hat ein Team um Eugene Chen, Professor im Chemie-Institut der Universität, nämlich einen Kunststoff entwickelt, der all die Eigenschaften, die Plastik so beliebt macht, vereint. Gleichzeitig ist er aber deutlich einfacher wiederzuverwerten und kann dadurch unbeschränkt häufig recycelt werden. Ihre Forschungsergebnisse haben sie im Science Magazin veröffentlicht.

Plastik – eine brüchige Verbindung

Konventionelles Plastik ist nicht immer leicht recycelbar. Beim Herunterbrechen der meisten Plastiken entstehen Moleküle, die nicht besonders nützlich sind. Der Prozess, um aus diesen Molekülen wieder Plastik herzustellen, ist aufwendig und benötigt oft giftige Chemikalien.

Beim Kunststoff von Chen und seinen Kollegen ist das anders. Das Material kann mithilfe eines Katalysators und einer einfachen chemischen Reaktion auf Monomere heruntergebrochen und anschließend fast ohne Verluste innerhalb weniger Minuten wieder leicht zu einem Polymer verarbeitet werden.

„Die Polymere können prinzipiell chemisch unendlich oft recycelt und wiederverwendet werden“, sagt Eugene Chen. Dabei behält es alle vorteilhaften Eigenschaften, wie etwa das leichte Gewicht, die Hitzebeständigkeit, die Stabilität und die Widerstandsfähigkeit.

Schon vor drei Jahren hatten Chen und sein Team ein recycelbares Polymer entwickelt. Die alte Version hatte allerdings noch einige Schwächen. So war es etwa weich, hatte eine schwache Wärmeresistenz und musste unter sehr niedrigen Temperaturen produziert werden. Das neue Material basiert auf der alten Forschung, hat jene Schwächen aber ausgebessert.

Bislang nur kleine Mengen

Bis das neue Polymer aber wirklich am Markt eine Alternative zum klassischen Plastik darstellt, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Bisher wurde die Technologie nur in kleinen Mengen für das Labor hergestellt und getestet. Jetzt arbeiten Eugene Chen und seine Kollegen daran, die Produktion auch massentauglich zu machen.

Die finanzielle Unterstützung dafür bekommt das Team von CSU Ventures, einem Finanzierungsunternehmen der Colorado State University. Mit dieser Hilfe hofft Chen, dass sich das neue Polymer durchsetzt. „Es ist unser Traum, dass es dieses chemisch recycelbare Polymer an den Markt schafft.“

So könnte hoffentlich die Plastik-Recyclingrate von neun Prozent irgendwann übertroffen werden – und der internationale Tag des Recyclings wirklich ein Grund zum Feiern sein.

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