Ansprache vom Chef Rede auf der Weihnachtsfeier: 5 Tipps für die Ansprache

Ein paar Floskeln, ein paar Worte zum vergangenen Jahr und dann noch gute Wünsche für einen schönen Abend – wer sich so seine Rede zur Weihnachtsfeier vorstellt, darf sich über gähnende Gesichter nicht wundern. Wie eine sympathische Ansprache vor der Belegschaft gelingt, warum konkrete Beispiele wichtig sind, und wie das "Topfsystem" dabei helfen kann, frei zu sprechen.

Sektflasche mit goldenem Konfetti
Wer eine mitreißende Rede auf der Weihnachtsfeier halten möchte, sollte vorher üben. Persönliche und konkrete Ereignisse zu benennen, hilft, die Ansprache stimmungsvoller zu machen. - © Indre - stock.adobe.com

In den meisten Firmen ist es bereits Tradition: Der Chef hält eine Rede auf der Weihnachtsfeier – irgendwann zwischen Aperitif und Digestif. Für viele Vorgesetzten ein wichtiger Moment, für viele Mitarbeiter äußerst langweilig. Damit sich Ihre Rede nicht in weihnachtlichen Floskeln verfängt, zu lange dauert und die Anwesenden langweilt, hier ein paar Tipps für die Weihnachtsrede.

So bereiten Sie Ihre Weihnachtsansprache vor

Die hohe Kunst einer gelungenen Weihnachtsansprache ist es, die Rede nicht abzulesen, sondern frei zu sprechen. Denn nur so wirkt eine Rede authentisch und ungekünstelt. Eine Methode, das Reden ohne Spickzettel zu trainieren, stellt der Sprechtrainer und Coach Michael Rossié in seinem Buch "Frei sprechen" vor.

Reden ist nicht jedermanns Sache. Wenn die Weihnachtsfeiern in den Betrieben anstehen, wird so mancher Unternehmer beim Gedanken daran schweißnasse Hände bekommen. Reden halten vor Publikum gehört nun mal nicht zum Job eines Handwerkers. Genau deshalb erwartet aber auch niemand eine perfekte Rede. Und Lampenfieber gehört nun mal dazu, weiß Rossié: "Das ist eine ungewohnte Situation. Rechnen Sie also damit, dass Ihre Stimme zittert und Ihr Mund trocken wird. Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie nicht nervös sind." Der Redner sollte deshalb auch nicht versuchen, seine Nervosität zu überspielen. Er könne es vielmehr sogar ansprechen, das bringt Sympathie, sagt der Experte.

>>> Ein paar Tipps für einen souveränen öffentlichen Auftritt, finden Sie hier.

1. Konkrete Situationen nennen

Nervös macht viele auch, was sie auf der Weihnachtsfeier ansprechen sollen. Ein kurzes "Schön, dass Ihr alle da seid, viel Spaß heute Abend", ist sicherlich zu wenig. "Machen Sie es konkret", lautet der Tipp von Rossié. Der Chef sollte in seiner Rede hervorheben, was im vergangenen Jahr im Unternehmen besonders gut gelungen ist und genau diese Situationen beschreiben. Auch einzelne Personen aus einem Team zu loben, ist kein Tabu: "Das ist eines der wichtigsten Geschenke, das man Mitarbeitern machen kann. Das ist Wertschätzung."

Ebenso direkt kann der Chef die Parole fürs nächste Jahr ausgeben. Hier lautet der Rat gleichermaßen: "Machen Sie es konkret: Etwa 'Wir wollen noch schneller Angebote rausschicken.'" Auf einer Weihnachtsfeier ist auch Raum für Kritik, meint Rossié. In diesem Fall sollte mit den Punkten, die weniger gut gelaufen sind, angefangen und mit den Erfolgen aufgehört werden. "Am Ende der Rede steht dann ein Lächeln auf den Gesichtern der Mitarbeiter." Nur chronologisch sollte die Rede nicht sein, das wirkt schnell dröge.

2. Persönlich ist nie langweilig

Für die Länge einer Rede gibt es hingegen nach Meinung von Rossié keine Regel. Sie darf dauern, "so lange sich der Chef wohlfühlt. Ist die Rede persönlich, ist sie nie langweilig." Wem es trotzdem schwerfällt, frei zu sprechen, dem hilft ein kleiner Trick. "Was immer funktioniert, ist, wenn man eine Geschichte erzählt", sagt Rossié. "Ich muss im Grunde nur daran erinnern, was passiert ist, dann hat jeder wieder die Bilder im Kopf."

3. Ideen das ganze Jahr sammeln

Wer gut vorbereitet ist, hat es am Ende leichter. Chefs können sich für die nächste Weihnachtsfeier einen kleinen Zettelkasten anlegen und das ganze Jahr über Situationen und Begebenheiten sammeln. Stellt man dann die Weihnachtsrede zusammen, hat man alle Themen, über die man möglicherweise sprechen möchte, sofort wieder parat.

4. Frage-Antwort-Methode

Wer unsicher ist, kann einen Stichwortzettel in die Hand nehmen. Darauf können einige einleitenden Sätze stehen, Stichworte für den Hauptteil und Schlussworte. Zu diesem klassischen Aufbau gibt es noch die Alternative, sich selbst Fragen zu stellen und darauf zu antworten. Auf dem Stichwortzettel stehen dann nur Fragen. "Manchem fällt es so leichter, flüssig zu sprechen." Der größte Fehler wäre, so Rossié, wenn der Chef sich verstellt. Wichtig sei vielmehr, dass ihn seine Mitarbeiter als Persönlichkeit wiedererkennen. Deshalb darf bei der Rede die Hand auch mal in der Hosentasche verschwinden. Wer sich dann nicht in Floskeln verliert, sondern mit eigenen Worten spricht, hat die Herzen seiner Mitarbeiter schnell gewonnen.

5. Rede mit dem Topfsystem planen

Rossié stellt in seinem Buch "Frei sprechen" das Topfsystem vor. Es hat das Ziel, die Thematik vorzubereiten und nicht Sätze auswendig zu lernen. Das Topfsystem kann man sich als eine Kommode mit verschiedenen Schubladen vorstellen. Jede Schublade oder jeder Topf ist ein Baustein der Rede. Wenn Sie sprechen, öffnen Sie eine Schublade nach der anderen oder anders ausgedrückt: Sie greifen erst in den einen Topf, dann in den nächsten. Die nötigen Schritte, um das Topfsystem aufzubauen, fasst Rossié folgendermaßen zusammen:

  • Bereiten Sie für Ihre Rede keine Sätze, sondern Töpfe vor.
  • Für die Töpfe legen Sie eine bestimmte Reihenfolge fest.
  • Innerhalb eines Topfes selbst gibt es jedoch keine Reihenfolge. Beim Üben einfach immer mit einem anderen Element anfangen.
  • In jeden Topf stecken Sie drei bis zehn Elemente.
  • Zu jedem Element wissen Sie mehrere Sätze.
  • Fakten dürfen Sie ablesen.

Beispiel für eine Weihnachtsansprache vor Mitarbeitern und/oder Kunden - So könnten die Töpfe heißen:

  • Begrüßung
  • Rückblick auf das Jahr 2023
  • Ausblick auf das Jahr 2024
  • Wünsche an die Mitarbeiter
  • Verabschiedung

Zu jedem Topf sucht man jetzt verschiedene Elemente. Beispielsweise:

  • Begrüßung
  • Willkommensgruß
  • Begrüßung besonderer Gäste/Personen

Rückblick auf das vergangene Jahr:

  • Auftragslage
  • Wirtschaftsergebnis
  • besondere Ereignisse

Ausblick auf das kommende Jahr:

  • Vorstellung anstehender Projekte
  • Eröffnung einer Zweigstelle
  • Mitarbeiter, die ausscheiden

Wünsche an die Mitarbeiter:

  • Gesundheit
  • Glück
  • gute Wünsche für bevorstehende Prüfungen

Verabschiedung:

  • Geschenke/Blumensträuße verteilen
  • Aufforderung, das Glas zu erheben
  • das Buffet eröffnen

Üben mit dem Topf

Ein Topf sollte mindestens drei, höchstens jedoch zehn Elemente beinhalten. Sie müssen in Ihrer Rede nicht über alle Elemente in einem Topf sprechen. An die wichtigsten werden Sie sich nach dem Üben sowieso erinnern. Über jedes Element sollten Sie ein paar Sätze sagen können. Dann gehen Sie einfach über zum nächsten Element.

Möchten Sie beispielsweise einigen ganz bestimmten Personen Ihren Dank ausdrücken und haben Angst, jemanden zu vergessen, so behandeln Sie diesen Punkt als Fakt. Und Fakten dürfen Sie ablesen (siehe Aufzählung zum Topfsystem).

Für die gesamte Rede gilt: Bleiben Sie cool und authentisch. Dann klappt es auch mit der gelungenen Weihnachtsansprache. dan

Der Ton macht die Musik - Wie sollte die Weihnachtsrede klingen?

  • Der Klang der Rede sollte positiv und gehaltvoll sein, schließlich findet eine Weihnachtsfeier ja im Kreise der Firma statt. Allerdings: Ein schnödes "schön, dass wir alle zusammen sind", reißt niemanden von den Sitzen. Es hilft, zwei bis drei Highlights aus dem vergangenen Jahr herauszupicken, von denen keiner der Mitarbeiter denkt, dass der Chef sie bemerkt hat.
  • Der Chef muss über Dinge sprechen, die ihm am Herzen liegen. Etwas, was man bewusst erlebt hat. Verpackt in "Ich-Botschaften" kommt der Appell oder das Lob bestimmt an.
  • Manche Chefs verwechseln die Weihnachtsfeier mit einem Meeting. Einheizer- oder Motivationsreden sind tabu. Wirkliche Stimmungskiller sind unpersönliche Ansprachen, die bauen nämlich Distanz auf an einem Tag, an dem es eigentlich sehr besinnlich und auch persönlich zugehen soll.