Zum Inhalt springen

Siemens-Chef Joe Kaeser würde zwei Jahre dranhängen, wenn . . .

"Ich würde die Firma nie in Unordnung zurücklassen": Joe Kaeser würde seinen Vorstandsvertrag um zwei weitere Jahre verlängern, sollte die weitere Zerlegung des Konzerns nicht bis 2021 abschließend gelingen. Das letzte Wort dazu hat der Aufsichtsrat

"Ich würde die Firma nie in Unordnung zurücklassen": Joe Kaeser würde seinen Vorstandsvertrag um zwei weitere Jahre verlängern, sollte die weitere Zerlegung des Konzerns nicht bis 2021 abschließend gelingen. Das letzte Wort dazu hat der Aufsichtsrat

Foto: Hannibal Hanschke/Reuters

Siemens-Chef Joe Kaeser (62) arbeitet schon länger daran, das Siemens-Konglomerat Stück für Stück zu zerlegen. Bis 2021 hat er noch Zeit, den Konzern auf das Kerngeschäft Digital Industries und Smart Infrastructure zurechtzustutzen. Dann nämlich endet sein Mandat. Ob die Zeit dafür reicht, ist ungewiss.

Warum also nicht einfach ein paar Jahre dranhängen? Auch wenn der Siemens-Aufsichtsrat im September Roland Busch zum stellvertretenden CEO und damit zum Kronprinz ernannt hat - Kaeser kann sich eine Verlängerung seines Mandats durchaus vorstellen, sollte Siemens noch in schweres Fahrwasser geraten.

"Ich würde die Firma nie in Unordnung zurücklassen", sagte Kaeser im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg . "In dem völlig unerwarteten und unwahrscheinlichen Fall, dass es nicht klappt, könnte ich mir dann vorstellen, mich für zwei weitere Jahre zu verpflichten", wie er jetzt erstmals klar formulierte. Ein Selbstläufer wäre das jedoch nicht - über eine Verlängerung muss der Aufsichtsrat von Siemens entscheiden. An der Börse zeigte Kaesers Aussage keine Wirkung: Gegen Mittag notierte die Aktie von Siemens  leicht im Minus.

Seit Amtsantritt im Jahr 2013 hat sich der Vorstandschef den Umbau des Konzerns auf seine Fahnen geschrieben. Kaeser baute tausende Arbeitsplätze ab, senkte die Kosten und spaltete Bereiche wie das Gesundheitsgeschäft (Siemens Healthineers) oder erneuerbare Energien (Siemens Gaemsa) durch Börsengang und Verschmelzung ab.

Kaeser folgte damit der am Kapitalmarkt verbreiteten Einschätzung, dass Mischkonzerne für Anleger weniger attraktiv sind und ihre Aktien unter einem sogenannten Konglomeratsabschlag leiden.


Lesen Sie auch:

Die verlorenen Jahre unter Joe Kaeser  Joe Kaesers Seitenhieb auf möglichen Nachfolger


Zuletzt allerdings scheiterte Kaeser mit seinem Plan, das Bahngeschäft des Konzerns mit dem des französischen Wettbewerbers Alstom zusammenzulegen. Der Zusamenschluss würde den Wettbewerb einschränken, urteilte EU-Kommissarin Margrethe Vestager.

In dem Bloomberg-Interview konkretisierte Kaeser nun den im Mai vorgestellten Plan zur Ausgliederung des Energiegeschäfts. Das Traditionsgeschäft Energieerzeugung solle "massiv entkonsolidiert" werden, um die Muttergesellschaft überschaubarer und risikoärmer zu machen, wie er sagte. "Ich erwarte eine große Mehrheit der Aktionäre für eine Ausgliederung des Energiegeschäfts", zeigte sich Kaeser überzeugt.

Dabei könnte im Laufe der Zeit der Anteil von Siemens auf 25 Prozent plus eine Aktie schwinden. Dann sei der Muttekonzern immer noch in der Lage, wichtige strategische Entscheidungen gegebenenfalls zu blockieren.

Der Ankündigung von Mai zufolge wollen die Münchener ihre Energiesparte Gas and Power ausgliedern und bis 2020 an die Börse bringen. Der Bereich stand im letzten Geschäftsjahr für 19,3 Milliarden Euro Umsatz und war damit die Sparte mit den höchsten Erlösen. Kritiker allerdings sehen die Sparte derzeit nicht als börsentauglich an und damit von einem möglichen Börsengang noch weit entfernt.