Wirtschaft

Corona-Krise wird zum Vorteil Kaffee-Gigant zieht Mega-Börsengang vor

Produkte wie Senseo-Pads und Jacobs-Kaffee machen JDE-Peets

Produkte wie Senseo-Pads und Jacobs-Kaffee machen JDE-Peets

(Foto: picture alliance / dpa)

Von der Kaffee-Holding JDE Peet's hört man im Alltag wenig, doch von den Produkten dürfte jeder Koffein-Freund schon einmal gekostet haben. Der Konzern wagt sich nun mitten in der Corona-Krise an die Börse - es wird der größte Börsengang Europas.

Die Kaffee-Holding JDE Peet's feiert schon am Freitag ihr Debüt an der Amsterdamer Börse. Angesichts der großen Nachfrage zog das von der deutschen Milliardärsfamilie Reimann beherrschte Unternehmen seinen ursprünglich für den Mittwoch nach Pfingsten geplanten Börsengang vor. Die Emission dürfte insgesamt 2,6 Milliarden Euro schwer werden, wenn die begleitenden Banken wie erwartet auch die Platzierungsreserve (Greenshoe) zuteilen. JDE wird auf jeden Fall der bisher größte Börsengang in Europa in diesem Jahr.

Die Banken teilten potenziellen Investoren bereits mit, dass die Papiere der Holding um die Marken "Jacobs" und "Douwe Egberts" wohl zu je 31,50 Euro ausgegeben würden. Zu diesem Preis sei die Emission schon überzeichnet. Die Preisspanne lag zwischen 30 und 32,25 Euro. "Wir haben ein gutes Marktfenster erwischt", sagte eine an der Platzierung beteiligte Person. "Die Investoren sitzen auf viel Geld, und JDE ist genau, was in einem solchen Umfeld funktioniert."

Fast vier Fünftel des Umsatzes erwirtschaftet der Konzern mit abgepacktem Kaffee und Tee im Einzelhandel - von Kaffeebohnen über Tassimo- und Senseo-Kapseln bis zu Pickwick-Teebeuteln - und war damit von geschlossenen Cafes und Restaurants kaum betroffen. Zum voraussichtlichen Ausgabepreis wird JDE Peet's mit fast 16 Milliarden Euro bewertet. Der Vorstand war wegen der Corona-Pandemie nicht - wie bei Börsengängen üblich - auf Werbetour rund um die Welt gegangen, sondern hatte die Investoren in Videokonferenzen umworben.

Deutsche Milliardärsfamilie kontrolliert Holding

Das entpuppte sich als Wettbewerbsvorteil und verkürzte die Emissionsfrist drastisch - nach drei Tagen konnten die Bücher geschlossen werden. "Die Investoren haben zurzeit wenig Auswahl. Deshalb haben sie sehr schnell reagiert", sagte ein Insider. Vom Emissionserlös gehen 700 Millionen Euro an JDE Peet's selbst, den Rest teilen sich der US-Snack- und Süßwarenkonzern Mondelez, der bisher mit 26 Prozent beteiligt ist, und die Reimann'sche JAB Holding. Die Familie selbst will bei dem Börsengang zwar keine Aktien verkaufen, wohl aber Investoren, die über Fonds Geld in JAB gesteckt hatten.

Die Familie will die Mehrheit auch nach dem Börsengang behalten. Etwa 17 Prozent der Aktien sind künftig im Streubesitz. Die verschwiegene Familie Reimann gilt mit einem Vermögen von 35 Milliarden Euro als eine der reichsten in Deutschland. Sie hatte ihr Geld erst in Luxusanbieter investiert und hält die Mehrheit an der börsennotierten Kosmetik-Holding Coty, die unter Druck geraten ist. JAB ist auch am US-Getränkekonzern Keurig Dr. Pepper beteiligt, der mit JDE konkurriert.

Quelle: ntv.de, vpe/rts

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