Panorama

Große Unterschiede in Branchen Immer mehr psychisch bedingte Ausfälle

Nie fehlten Arbeitnehmer öfter wegen psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz. Frauen sind besonders betroffen.

Nie fehlten Arbeitnehmer öfter wegen psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz. Frauen sind besonders betroffen.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Eine Studie der DAK enthüllt: Nie fehlten Arbeitnehmer in Deutschland häufiger wegen Depressionen, Angst- und Belastungsstörungen als 2019. Für den Kassenchef ist dieses Ergebnis nicht nur für die Betroffenen alarmierend.

Die Zahl der Arbeitsausfälle wegen psychischer Erkrankungen ist einer Studie der Krankenkasse DAK zufolge in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die Kasse verzeichnete in den Jahren 2000 bis 2019 einen Anstieg der Ausfalltage aufgrund von Depressionen um 184 Prozent. Die Fehlzeiten wegen anderer Angststörungen stiegen um 205 Prozent, Ausfälle wegen Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen sogar um 332 Prozent.

Die Zunahme der Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Erkrankungen sei "seit Jahren die bei Weitem auffälligste Entwicklung", heißt es in der Untersuchung. Von 1997 bis 2019 nahm die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen demnach um 239 Prozent zu - und stieg auf den höchsten Wert seit Beginn der Datenerhebung 1997. Frauen waren 2019 mit 328 Tagen je 100 Versicherte deutlich länger wegen psy­c­hischer Probleme krankgeschrieben als ihre männlichen Kollegen mit 203 Fehltagen.

Zudem verteilen sich die psychischen Erkrankungen unterschiedlich stark auf die Branchen. Am stärksten betroffen ist die öffentliche Verwaltung mit 382 Fehltagen je 100 Versicherte, es folgt das Gesundheitswesen (338 Tage) und der Bereich Verkehr, Lagerei und Kurierdienste (249 Tage). In der Baubranche fällt mit 154 Tagen die geringste Zahl von Fehltagen wegen psychischer Leiden an.

"Enorme Herausforderung für die Gesellschaft"

Bei den Fehltagen gab es deutliche regionale Unterschiede: "Während im Saarland im vergangenen Jahr 340 Fehltage je 100 Versicherte mit den entsprechenden Diagnosen begründet wurden, waren es in Baden-Württemberg lediglich 207 Fehltage je 100 Versicherte", heißt es in der Studie. Berlin und Brandenburg belegten mit 303 und 301 Fehltagen je 100 Versicherte die Plätze zwei und drei der Statistik.

DAK-Chef Andreas Storm zeigt sich besorgt über die Entwicklung. "Psychische Erkrankungen sind nicht nur eine große Belastung für die Betroffenen, sie stellen unsere ganze Gesellschaft vor enorme Herausforderungen." Depressionen, Angst- oder Belastungsstörungen verursachten inzwischen mehr als dreimal so viele Fehltage wie vor 20 Jahren - Tendenz steigend, warnte der Kassenchef.

Storm begrüßt die Pläne der Bundesregierung, eine Offensive für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu starten. SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil hatte vor einer Woche gesagt, im Kampf gegen das Problem müssten Arbeitsmarktpolitik, Arbeitsschutz und Gesundheits- sowie Familienpolitik Hand in Hand gehen. "Zentral ist, dass auch Arbeitgeber psychische Belastungen und Probleme aus der Tabuzone holen und ihren Mitarbeitern Hilfe anbieten", so Storm.

Der "DAK-Psychoreport" ist eine Langzeit-Analyse, für die das IGES Institut die anonymisierten Daten von über zwei Millionen erwerbstätigen Versicherten ausgewertet hat.

Quelle: ntv.de, ter/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen