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Britische Gaskrise eskaliert – Firmen vor der Pleite, Fleisch könnte knapp werden

Großbritanniens Premier Boris Johnson Großbritanniens Premier Boris Johnson
„Es ist, als ob am Ende einer TV-Sendung jeder den Wasserkocher anstellt“ - Großbritanniens Premier Boris Johnson
Quelle: dpa
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In Großbritannien sind die Gaspreise seit Jahresanfang um 250 Prozent gestiegen. Hersteller warnen, dass der Weihnachtsbraten knapp werden könnte, denn nun mangelt es auch an Kohlenstoffdioxid für die Lebensmittelproduktion.

Die innerhalb kürzester Zeit massiv gestiegenen Gaspreise sorgen im Vereinigten Königreich für erhebliche Probleme.

Die BBC berichtete unter Berufung auf den Branchenverband Oil & Gas UK, die Großhandelspreise für Gas seien seit Januar dieses Jahres in Großbritannien um 250 Prozent gestiegen, um 70 Prozent allein seit August. Dafür werden unter anderem eine weltweit hohe Nachfrage, Probleme bei einigen Unternehmen sowie eine geringere Energiegewinnung durch Wind und Sonne verantwortlich gemacht.

Auch in Deutschland droht nach Branchenexperten ein Preisanstieg, der auch die Privatverbraucher treffen wird – zahlreiche Anbieter bereiten laut der Nachrichtenagentur dpa derzeit Preiserhöhungen für Gas vor.

Der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng hielt am Wochenende deshalb mehrere Krisentreffen mit Vertretern der Branche ab, während der für die Klimakonferenz COP26 zuständige Staatssekretär Alok Sharma im BBC-Interview am Sonntag zu beschwichtigen versuchte. Es gebe „im Moment kein Risiko bei der Versorgung“, sagte Sharma. Die erneuerbaren Energien müssten aber dringend schnell weiter ausgebaut werden.

Der Premier vertraut auf dem Markt – doch reicht das?

Auch Premierminister Boris Johnson äußerte sich. Er warnte, dass die Energiekrise noch Monate dauern könnte. Es brauche Zeit, bis sich die globale Industrie von den Folgen der Corona-Pandemie erholt, sagte Johnson in der Nacht zum Montag bei einem Besuch in New York. „Es ist, als ob am Ende einer TV-Sendung jeder den Wasserkocher anstellt. Es ist eine enorme Belastung der weltweiten Versorgungssysteme zu sehen.“

Zugleich versuchte Johnson, die Verbraucher zu beruhigen. Die Störungen seien nur vorübergehend. „Die Marktkräfte werden das sehr schnell ausgleichen, und wir werden alles tun, um zu helfen.“

Erwartet wird, dass die Konzerne staatliche Unterstützung fordern. Die Regierung wolle kleinere Versorger jedoch nicht vor der Pleite schützen, wie die Zeitung „The Guardian“ berichtete. Damit solle verhindert werden, dass die Verbraucherpreise weiter steigen. Die Kunden sollen demnach an größere Unternehmen versteigert werden.

Die Krise trifft auch Nahrungsmittel- und Getränkehersteller. Der Lebensmittelproduzent Bernard Matthews warnte, das Weihnachtsessen könne „abgesagt“ werden. Der starke Anstieg der Gaspreise hat beispielsweise auch dazu geführt, dass zwei große Düngemittelfabriken, die Kohlenstoffdioxid (CO2) als Nebenprodukt produzieren, geschlossen wurden.

Müssen bald Tiere gekeult werden?

CO2 wird unter anderem für Vakuumverpackungen bei Fleisch oder für Bier benötigt. Schon warnen Branchenvertreter vor einem gewaltigen Rückstau bei Schlachtungen. Das Gas spiele eine zentrale Rolle im Herstellungsprozess und sei unersetzlich, betonte der Verband der Fleischproduzenten BMPA. Nach BMPA-Angaben könnten manche Schlachtbetriebe in weniger als 14 Tagen keine Vorräte mehr haben.

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„Dann können Unternehmen keine Tiere mehr annehmen und müssen Produktionslinien schließen“, so der Verband. Das führe zu einem Rückstau bis auf die Bauernhöfe. „Diese Situation gibt es schon bei Schweinefleisch-Produzenten, dort steht eine Keulung auf einigen Farmen kurz bevor.“

Doch auch die Gesundheitsbranche ist betroffen. Wegen des CO2-Mangels könnten Operationen abgesagt werden, teilte der Gesundheitsdienst NHS mit. Damit würde der enorme Rückstau in den Kliniken noch vergrößert.

dpa/krott

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