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Interne Dokumente: Aldi, Lidl, Edeka, Rewe: Handelsriesen kämpfen gegen Produzenten - Verbraucher verlieren
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Funktioniert bei Aldi, Lidl, Rewe und Co.: Was Sie bei den Prospekten jetzt beachten müssen
Getty Images / dpa / CHIP Online Aldi, Lidl, Rewe und Co: Preise steigen

Lebensmittel werden rasant teurer. Eine Folge: Die Handelsriesen in Deutschland wie Aldi, Lidl, Edeka oder Rewe einerseits sowie die Produzenten andererseits bekämpfen sich mit knallharten Mitteln. Beobachter sind sich sicher: Verlierer werden die Kunden sein.

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Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine hat auch für den Alltag der Bundesbürger massive Folgen. Stiegen nämlich die Preise für den Lebensunterhalt schon vorher stark an, nahm die Inflation mit Kriegsbeginn immer mehr Fahrt auf. Allein im April verteuerten sich Lebensmittel um satte 8,6 Prozent.

Auf dem Lebensmittelmarkt wird in Deutschland schon seit jeher um jeden Cent gefeilscht. Die Verbraucher sind es gewohnt, dass sie eine große Auswahl von Produkten erhalten und die Preise extrem niedrig sind. Nicht von ungefähr sind Discounter eine deutsche Idee. Derzeit scheint es jedoch in der Branche noch brutaler zuzugehen als sonst.

Aldi, Lidl, Rewe, Edeka: Beinharte Methoden

Der „ Spiegel “ berichtet über beinharte Methoden, mit denen sich die großen Lebensmittelketten wie Aldi, Lidl, Edeka oder Rewe einerseits sowie die Lebensmittelproduzenten andererseits bekämpfen.

So erzählt der Chef der Großbäckerei Kuchenmeister, dass er aufgrund der höheren Produktionskosten versucht habe, in den Verhandlungen mit den Handelsketten 30 Prozent höhere Preise durchzudrücken. Die hätten abgelehnt. Hans-Günter Trockels stoppte kurzerhand die Auslieferung vieler seiner 500 Produkte. „Wer sich nicht wehrt, existiert bald nicht mehr“, sagte Trockels dem Magazin.

Die Ketten reagieren sauer. Die Methode von Trockels sei Erpressung, bei den Produzenten sei neuerdings eine Selbstbedienungsmentalität ausgebrochen. Der Vorwurf: Sie nutzen die gegenwärtige Krise zur „Trittbrettfahrerei“, um völlig überzogene Forderungen durchzusetzen. So habe Rewe-Chef Lionel Souque kürzlich einen dreistelligen Millionenbetrag aus eigener Tasche investiert, um seine Waren für die Kunden erschwinglich zu halten, schreibt der „Spiegel“. Und Edeka-Chef Markus Mosa sagte demnach, Lebensmittel dürften nicht zum Luxus­­gut werden.

Manager von Handelsketten sind nicht zimperlich: Aldi kassiert 250 Euro für Verspätung

Aber auch die Manager der großen Ketten scheinen bei der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich. Der „Spiegel“ beruft sich auf interne Dokumente, dass mittelständische Hersteller und Importeure zunehmend über Strafzahlungen in die Ecke getrieben würden. Und zwar dann, wenn sie nicht pünktlich liefern. Das passiere jedoch immer häufiger, da es etwa an Lkw-Fahrern mangele oder Rohstoffe knapp seien. Pech gehabt, scheint die Devise der Ketten zu sein.

Rewe etwa bestehe laut den Unterlagen darauf, dass „mindestens 98 Prozent der in einer Kalenderwoche an ein Rewe-Unternehmen zu liefernden Paletteneinheiten“ vollständig und auf den Tag genau geliefert werden. Andernfalls sind Vertragsstrafen von bis zu fünf Prozent des Warenwerts fällig.

Edeka lässt sich dem Bericht zufolge im Zentrallager einen „Lieferservicegrad“ von 98 Prozent garantieren – berechnet aus den verabredeten Terminen mal der festgelegten Menge. Bei Nichteinhalten könnten die Manager einen „pauschalierten Schadensersatz in Höhe von fünf Prozent des Bestellwertes der Fehlmenge je angefangener Woche“ verlangen. Aldi wiederum kassiere seit Oktober 2019 pro verspäteter Bestellung im Kühlbereich 250 Euro – sofern die tagesgenaue Lieferperformance unter 98,5 Prozent liege.

Interne Dokumente: Strafen wegen Verspätungen

Sehr rigoros gehe offenbar der Discounter Lidl vor. Der „Spiegel“ berichtet, einem Insider zufolge reiche es mitunter schon aus, ein stundengenaues Zeitfenster für die Anlieferung zu verpassen. In diesem Fall fordere Lidl eine Strafe von knapp 5000 Euro – je verspätetem Lkw. Eine dreistellige Millionensumme, mutmaßt der Mann, fließe so inzwischen von den Herstellern zurück an die Handelsketten.

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Auf „Spiegel“-Anfrage bestreitet keiner der Konzerne die Strafen. Rewe teilt allerdings mit, man würde keineswegs Kostensteigerungen in der Lieferkette durch vertragliche Sanktionen „einhegen". Edeka teilt mit, Vertragsbruch sei Normalität geworden und Aldi will „in berechtigten Fällen“ Lieferverzögerungen akzeptieren. Lidl ließ eine Anfrage des Spiegel" zu seinen Vertragsstrafen unbeantwortet.

Experte: Verbraucher werden verlieren

Allerdings sind Lieferverzögerungen nicht der einzige Grund für Streit. Ein Produzent berichtet dem Magazin, dass ein Händler in der Coronakrise eines seiner Kühlprodukte in der fünffachen Menge bestellt habe. Weil er aber so schnell nur das Doppelte liefern konnte, habe der Händler eine hohe Vertragsstrafe wegen Nichtlieferung einbehalten.

Eine „neue Qualität“ des Kräftemessens sei das, sagte Thomas Roeb, Handelsexperte der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, dem Spiegel Und er warnt die Bürger: „Die Deutschen werden langfristig mehr für Lebensmittel ausgeben müssen.“ Industrie, Supermärkte und Discounter zögen alle Register, um von der aktuellen Situation zu profitieren.

Kurzfristig sicherten die „aggressiven Verhandlungen“ dem Handel zwar Marge. Mittel- bis langfristig aber würden „relevante Hersteller“ aus dem Markt gedrängt, immer weniger große Produzenten könnten die Preise dann zu ihren Gunsten verschieben.

Oetker, Nestlé oder Coca-Cola: Giganten beherrschen den Markt

Wie der Spiegel beschreibt, werden mittlerweile viele kleinere und mittelständische Lebensmittelproduzenten in die Insolvenz getrieben, weil sie die gestiegenen Kosten für Energie oder Logistik nicht weitergeben können. Die Folge: Der Wettbewerb leidet, die Konzentration auf einige wenige Großkonzerne wie Oetker, Nestlé oder Coca-Cola. nehme zu. Dem Bericht zufolge beherrschen diese bei manchen Warenbereits heute drei Viertel des Geschäfts. So entfielen 74 Prozent des Umsatzes mit Babynahrung in Westeuropa auf vier große Hersteller. Das gelte auch für 61 Prozent des Geschäfts mit Frühstücksflocken und 56 Prozent des Suppen-Business.

Klar ist auch, wer die Leidtragenden dieser ganzen Entwicklungen sein werden: die Verbraucher.

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