Wegen der Rezession :
Zahl insolventer Firmen in vielen Ländern gestiegen

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Wir schließen: Szene einer Geschäftsschließung (Archivbild)
Weil die Inflation und hohen Zinsen Unternehmen unter Druck setzen, steigt die Zahl der Pleiten kräftig, auch in Deutschland. In vier Ländern allerdings ging die Zahl der Insolvenzen zurück.

Die Zahl der Firmenpleiten in Westeuropa ist einer Studie zufolge im vergangenen Jahr auf den höchsten Stand seit 2016 geklettert. Es wurden 169.496 Unternehmensinsolvenzen registriert und damit 20,9 Prozent mehr als 2022, wie am Dienstag aus einer Analyse der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervorging.

Die Rezession fordert Opfer

Die Zahl der Pleiten übertraf damit erstmals wieder das Niveau von vor der Pandemie. „Das Insolvenzgeschehen im vergangenen Jahr stand im Zeichen der Rezession“, sagte Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch. „Inflation, Zinsen, Energiekosten und auch die Nachwehen von Corona haben viele Unternehmen massiv belastet.“ Die Folgen davon seien nun sichtbar.

"2024 wird eine Fortsetzung der schlechten Wirtschaftslage des vergangenen Jahres, die zu einer weiteren Zunahme der Insolvenzen führen wird“, betonte Hantzsch. Zudem liefere die Finanzkrise 2009 einen Ausblick für die Insolvenzentwicklung der kommenden Jahre. „Trotz wirtschaftlicher Erholung blieben die Zahlen damals für lange Zeit auf einem hohen Niveau.“

Ausnahmen sind Dänemark, Luxemburg, Spanien und Portugal

In den meisten der untersuchten 17 Staaten Westeuropas stiegen die Insolvenzzahlen. Rückgänge gab es nur in Dänemark, Luxemburg, Spanien und Portugal. Besonders stark war der Zuwachs in den Niederlanden (54,9 Prozent) und in Frankreich (35,6 Prozent). In Schweden, Irland, Finnland, Norwegen und Deutschland kletterten die Insolvenzfälle demnach um mehr als 20 Prozent. In allen Hauptwirtschaftsbereichen ging es zweistellig nach oben. Besonders stark war der Anstieg im Handel (24,8 Prozent) und am Bau (21,7 Prozent), moderater war er bei Dienstleistern (16,2 Prozent). Im Verarbeitenden Gewerbe beschleunigte sich das Insolvenzgeschehen: Der Zuwachs war mit 19,8 Prozent höher als im Vorjahr. Aber die Zahlen der Industrie liegen laut Creditreform noch knapp unter dem Wert von 2019.

Auch in Osteuropa gingen die Insolvenzzahlen nach oben, wobei der Studie zufolge weitgehend Ungarn für den Anstieg von rund acht Prozent verantwortlich war. Insgesamt gab es 2023 fast 65.000 Unternehmensinsolvenzen in Osteuropa, nach gut 60.000 Fällen im Jahr davor. In sechs von zwölf untersuchten Ländern sanken die Zahlen. Demnach gab es die größten Rückgänge in Kroatien (minus 22,3 Prozent) und in Lettland (minus 21,2 Prozent). Einen Anstieg verzeichneten neben Ungarn auch Estland, die Slowakei, Serbien und Tschechien.