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Ende des Nebenkostenprivilegs Vodafone verliert vor Kabel-TV-Umstellung viele Kunden

650.000 Haushalte weniger als noch drei Monate zuvor nutzen das TV-Angebot von Vodafone. Mit neuen TV-Boxen und viel Werbung will der Konzern das Ruder noch herumreißen.
Vodafone-Logo: Eine gesetzliche Neuregelung macht dem Konzern zu schaffen

Vodafone-Logo: Eine gesetzliche Neuregelung macht dem Konzern zu schaffen

Foto: NACHO DOCE / REUTERS

Das baldige Ende des sogenannten Nebenkostenprivilegs macht dem Telekommunikationsanbieter Vodafone zu schaffen. Im Jahresauftakt-Quartal sei die Zahl der Fernsehkunden um rund 650.000 auf 11,8 Millionen gesunken, teilte die Deutschlandtochter des britischen Konzerns am Dienstag auf Anfrage mit. Damit beschleunigte sich der Rückgang, im letzten Quartal 2023 hatte Vodafone ein Minus von 140.000 Kunden verzeichnet.

Grund für den Abwärtstrend ist eine Sonderregelung, die im Juli ausläuft: Bis dahin durften die Kosten für den Kabel-TV-Anschluss von Vermietern über die Nebenkosten auf den Mieter umgelegt werden. Dieser jahrzehntelang übliche Mechanismus wird TV-Umlagefähigkeit oder auch Nebenkostenprivileg genannt. In Zukunft können sich die Mieter selbst für einen Anbieter entscheiden.

Zuverlässige Einnahmen brechen weg

Von der bisherigen Regelung profitierte Vodafone, schließlich hatte es jahrzehntelang zuverlässige Einnahmen – vergangenes Jahr hatte die Firma noch Verträge mit Wohnungsbaugesellschaften, die 8,5 Millionen TV-Kunden betrafen. Die 2021 beschlossene Gesetzesänderung ist nun Gegenwind für die Firma, die sich in einer zweijährigen Übergangsfrist auf den Systemwechsel vorbereiten konnte und stark in Werbung investierte. Vodafone will auf diesem Weg so viele TV-Kunden wie möglich halten und die Einbußen eindämmen. Allerdings rühren auch Konkurrenten wie MagentaTV von der Deutschen Telekom und Onlinedienste wie Zattoo und Waipu die Werbetrommel.

Laut einer Unternehmenspräsentation der britischen Vodafone-Konzernmutter vom vergangenen Jahr machte die Deutschlandtochter mit ihren Verträgen mit Wohnungswirtschaften früher 800 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Bisher ist unklar, wie viele Verträge weiter bestehen bleiben. Dennoch verbreitet das Unternehmen Optimismus. »Wir sind aktuell voll im Plan«, sagte der Vodafone-Manager Marcel de Groot mit Blick auf die rückläufigen Zahlen und äußerte sich dann optimistisch: »Viele Verbraucher entscheiden sich auch in Zukunft für unsere TV-Produkte.« Ab Ende Mai will der Anbieter neue GigaTV-Boxen in den Handel bringen, über die Kundinnen und Kunden besseren Zugriff auf das klassische Kabelangebot als auch auf Internetangebote haben sollen.

Weniger Einnahmen, mehr Werbung

Vodafone veröffentlichte am Dienstag seine Zahlen für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24. In Deutschland stieg der Serviceumsatz um 0,2 Prozent auf rund 11,5 Milliarden Euro, im Vorjahr war es noch ein Minus von 1,6 Prozent gewesen. Belastet wurde die Firma durch gestiegene Kosten für Strom und Dienstleister sowie Folgen der Inflation. Außerdem steckte das Unternehmen viel Geld in seine Werbung. Damit will das Unternehmen Mieter motivieren, neue Verträge mit Vodafone abzuschließen. Das operative Ergebnis sackte in Deutschland erneut um rund 0,3 Milliarden Euro auf etwa 5 Milliarden Euro ab. Damit war der Rückgang in etwa gleich stark wie im Geschäftsjahr 2022/23.

Der Düsseldorfer Telekommunikationsanbieter ist in einer schwierigen Phase. Im Wettbewerb verlor Vodafone in den vergangenen Jahren an Boden. Um wieder in die Spur zu kommen, setzt die Firma auch auf Einsparungen. Die Beschäftigtenzahl soll von derzeit rund 15.000 bis zum Frühjahr 2026 auf rund 13.000 sinken.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, es habe 2022 eine Gesetzesänderung gegeben. Tatsächlich wurde sie aber bereits 2021 beschlossen. Wir haben den Fehler korrigiert.

tmk/dpa