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»Brawl Stars«, »Gardenscapes« und Co. Stiftung Warentest warnt Eltern vor Spielehits fürs Handy

Viele Kinder zocken gern am Smartphone. Die Stiftung Warentest rät Eltern jedoch zur Vorsicht: Bei einem Test populärer Games stieß sie auf problematische Nutzerinhalte und fragwürdige Entwickler-Tricks.
Zwangspause im Spiel »Gardenscapes«: Ein Anreiz, Digitalwährung auszugeben

Zwangspause im Spiel »Gardenscapes«: Ein Anreiz, Digitalwährung auszugeben

Foto: Stiftung Warentest

Handyspiele wie »Subway Surfers«, »Brawl Stars«, »Gardenscapes« oder die Mobilversion von »Fortnite« sind extrem beliebt – aber etwa für Zehnjährige eher ungeeignet. Zu dieser Einschätzung kommt die Stiftung Warentest . Zehn Tester hatten mehrere Wochen lang 16 Apps unter die Lupe genommen, die auch bei Kindern in diesem Alter als beliebt gelten.

Dabei achteten sie insbesondere darauf, ob sich in den Spielen für junge Nutzerinnen und Nutzer problematische Inhalte finden lassen und mit welchen Mitteln die Apps ihr Publikum zu In-App-Käufen verleiten wollen. Die Testspieler entdeckten dabei allerlei Fragwürdiges, von Nazigruppen- und Nutzernamen im optisch harmlos wirkenden Puzzlespiel »Gardenscapes« bis hin zu User-generierten »Roblox«-Inhalten mit Amoklauf- oder Sexbezug.

Problematische Nutzernamen: Auch dieser Screenshot der Stiftung Warentest stammt aus »Gardenscapes«

Problematische Nutzernamen: Auch dieser Screenshot der Stiftung Warentest stammt aus »Gardenscapes«

Foto: Stiftung Warentest

Grundsätzlich stehen solche Inhalte wohl nur für einen kleinen Ausschnitt des möglichen Spielerlebnisses: »Roblox« etwa, freigegeben ab zwölf Jahren, bietet auch massenhaft harmlose, von Nutzerinnen und Nutzern erstellte Inhalte. Die Untersuchung der Stiftung Warentest drehte sich aber nicht nur um einzelne Ausreißer ins Problematische. Die Tester kritisieren auch, dass viele Handyspiele einen hohen Spiel- oder Kaufdruck erzeugen. Gemeint ist damit, dass die Entwicklerteams solcher Spiele psychologische Tricks nutzen, damit die Spielerinnen und Spieler – und damit prinzipiell auch Kinder – möglichst viel spielen und möglichst viel Geld ausgeben. Genutzt werden dafür etwa Belohnungen fürs tägliche Einloggen, Angebote mit Countdowns oder künstliche Wartezeiten, von denen man sich quasi freikaufen kann.

Preise in virtuellen Münzen statt Euro

Ein weiteres Ärgernis: Bei In-App-Käufen wie besonderen Kostümen oder Items geben Spielefirmen den Preis selten in Euro an. Wer an einem Kauf interessiert ist, muss zuvor fast immer eine virtuelle Währung erwerben, was es erschwert, die eigenen Ausgaben nachzuhalten. Um hier eine bessere Übersicht zu bieten, haben die Sparkassen ein Tool namens In-Game-Rechner  veröffentlicht, mit dem man 30 solcher Kunstwährungen in Euro umrechnen kann.

Gänzlich neu sind all die Kritikpunkte nicht, die Stiftung Warentest hatte bereits 2017 und 2019 zahlreiche populäre Spiele-Apps als für Kinder »inakzeptabel« abgewatscht. Zum Teil wurden damals bereits dieselben Titel begutachtet wie jetzt. In diesem Jahr sind von 16 getesteten Apps 15 durchgefallen, was die Tauglichkeit für Kinder im Alter von zehn Jahren angeht. Nur bei »Minecraft« fiel das Urteil mit »bedenklich« milder aus als beim Rest. Man habe in dem Weltenbau- und Abenteuerspiel keine »gravierenden inhaltlichen Mängel« gefunden, heißt es.

Bei allen anderen Titeln wurde jeweils mindestens ein größeres Problem identifiziert. Zu »Brawl Stars« etwa heißt es, das Spiel toleriere antisemitische Nutzernamen und erzeuge den erwähnten hohen Spiel- und Kaufdruck.

Tagesgeschenkserie in »Brawl Stars«: Ein Anreiz, sich jeden Tag einzuloggen

Tagesgeschenkserie in »Brawl Stars«: Ein Anreiz, sich jeden Tag einzuloggen

Foto: Stiftung Warentest

»Clash of Clans« toleriert den Beobachtungen der Tester zufolge Nutzernamen mit Nazi- und Pädophiliebezügen und setzt seine Fans ebenfalls unter Druck, möglichst viel zu spielen und ab und an zum Portemonnaie zu greifen, etwa durch den Mechanismus »Warten oder Bezahlen«. Bei »Subway Surfers« werden derweil »häufige Angebote, gegen Belohnung Werbung anzusehen« als »nervig« beanstandet. Und für einen hohen Kaufdruck sorgen hier angeblich befristete Angebote. Bei »Gardenscapes« bemängelt die Stiftung Warentest, dass das Spiel beim Spielabbruch mögliche Verluste anzeigt, was zum Immer-Weiterspielen anregt. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) und die Datenschutzbedingungen enthielten der Untersuchung zufolge übrigens bei sämtlichen Titeln Mängel.

Die komplette Auswertung der Stiftung Warentest finden Sie hier . Untersucht wurde hierbei, ob populäre Spiele für zehnjährige Kinder geeignet sind, in den Test einbezogen wurden aber auch Titel, die die freiwillige Selbstkontrolle USK erst ab zwölf Jahren freigegeben hat.

Eltern sollten mit ihren Kindern über die Risiken reden

Grundsätzlich rät die Stiftung-Warentest-Redaktion Eltern dazu, keine Zahlungsdaten auf dem Handy zu hinterlegen, mit dem ein Kind spielt. Alternativ könne man In-App-Käufe deaktivieren  oder die Funktion mit einem Passwort absichern. Oft helfe es zudem, sich mit den Einstellungen eines Spiels zu beschäftigen und darüber etwa Chats mit Fremden zu deaktivieren.

Ein weiterer Ratschlag lautet: Eltern sollten mit Kindern über Spiele und ihre Risiken reden. Und beim Spielen idealerweise mit dabei sein, sodass man über Probleme sprechen kann, sobald das Kind auf sie stößt.

Von den Entwicklern von Handygames fordert Holger Brackemann, Bereichsleiter Untersuchungen bei der Stiftung Warentest, einen »Kinderschutz by default«. Gemeint ist damit der Verzicht auf In-App-Käufe und manipulative Designelemente in Spielen für Kinder, erklärt Brackemann. Die Grundeinstellungen der Apps sollten so sein, dass Kinder die Programme bedenkenlos nutzen könnten.


Weiterführende Lesetipps

Auch wir beim SPIEGEL haben uns schon oft mit dem Thema Kinder und Videospiele beschäftigt, drei Leseempfehlungen finden Sie hier:

mbö