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Abgasbetrug Dobrindt verhängt Zulassungsverbot für Porsche Cayenne

Porsche verwendete in seinem SUV-Modell Cayenne eine Betrugssoftware. Verkehrsminister Dobrindt hat nun ein Zulassungsverbot verfügt und damit auf Enthüllungen des SPIEGEL reagiert. 22.000 Fahrzeuge werden zurückgerufen.
Porsche Cayennes im Porsche Werk in Leipzig (Archivbild)

Porsche Cayennes im Porsche Werk in Leipzig (Archivbild)

Foto: Jan Woitas/ picture alliance / dpa

Auch die VW-Tochter Porsche hat nach Angaben von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) eine illegale Abgas-Software in einem Dieselauto eingesetzt. Für europaweit 22.000 Fahrzeuge vom Typ Cayenne 3 Liter TDI werde ein Pflichtrückruf angeordnet, sagte Dobrindt am Donnerstag in Berlin. Außerdem werde ein Zulassungsverbot für diese Geländewagen erlassen, sodass keine weiteren Exemplare auf die Straße kommen.

Es sei eine Technik festgestellt worden, die erkenne, dass ein Fahrzeug auf einem Abgas-Prüfstand stehe, erläuterte Dobrindt. In Tests springe dann eine "Aufwärmstrategie" an, die im realen Verkehr nicht aktiviert werde.

Der SPIEGEL hatte erstmals im Juni über Unregelmäßigkeiten bei dem Porsche-Modell berichtet: Ein Insider hatte zuvor einen Hinweis darauf gegeben, dass in der Getriebesoftware des Cayenne ein als Aufwärmmodus getarnter Mechanismus arbeitet. Dessen Zweck sei es, die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte einzuhalten. Aber nur auf dem Prüfstand: Schon bei kleinen Kurven oder einer Steigung registriere der Wagen, dass er auf der Straße ist, und wechselt in ein anderes Schaltprogramm. SPIEGEL-Redakteure gingen diesem Hinweis nach - und wurden fündig.

Der Motor stammt von Audi

Porsche verwendet für die Dieselvariante des Cayenne Motoren der anderen VW-Tochter Audi. Dort hatten Tests ebenfalls eine unzulässige Abgaseinrichtung bei einigen Modellen ans Licht gebracht. Die Software habe bewirkt, dass erkannt wurde, wenn das Auto auf einem Prüfstand war - dann wurden die Abgas-Reinigungssysteme angeschaltet. Audi muss deshalb 24.000 Fahrzeuge zurückrufen.

Das Unternehmen bestätigte, dass die nun betroffenen Porsche Cayenne von Audi zugelieferte Motoren haben. Volkswagen kündigte an, den von Dobrindt geäußerten Verdacht mit Blick auf sein Modell Touareg zu prüfen.

Porsche teilte am Donnerstag mit, die Unregelmäßigkeiten in der Motorsteuerung des Cayenne bei eigenen Untersuchungen festgestellt zu haben. Dies sei dem Kraftfahrt-Bundesamt auch so dargelegt worden. Mit der Flensburger Zulassungsbehörde sei eine Korrektur durch ein Software-Update im Rahmen eines Rückrufes vereinbart worden. Dobrindt legte hingegen in der Pressekonferenz Wert auf die Feststellung, das KBA sei es gewesen, das die Betrugssoftware bei Untersuchungen nach den SPIEGEL-Enthüllungen gefunden habe.

Als der SPIEGEL den Hersteller im Juni mit den Vorwürfen konfrontierte, teilte Porsche mit, der Cayenne "beinhaltet gemäß unseren vorliegenden Informationen keine unzulässigen Abschalt- oder Umschalteinrichtungen". Porsche habe nach den Enthüllungen des SPIEGEL "umgehend eigene Messungen an einem vergleichbaren Fahrzeug durchgeführt". Dabei seien "die gesetzlich geforderten Stickoxid-Grenzwerte in beiden Schaltprogrammen erfüllt".

Beitrag von SPIEGEL TV zu den Enthüllungen im Juni:

Porsche war im Zuge der Abgasaffäre zuletzt auch stärker ins Visier der Stuttgarter Staatsanwaltschaft geraten. Die Behörde nahm vor rund zweieinhalb Wochen Ermittlungen wegen einer möglichen Manipulation der Abgasnachbehandlung an Dieselfahrzeugen auf. Sie richten sich gegen unbekannte Mitarbeiter des Autobauers und eines amerikanischen Tochterunternehmens. Es werde der Vorwurf des Betrugs und der strafbaren Werbung geprüft. Nähere Angaben machte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht. Sie hatte im April 2016 Vorermittlungen aufgenommen.

cst/dpa