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Ratssitzung EZB belässt Leitzins bei null Prozent

Europas Zentralbanker halten an der extrem lockeren Geldpolitik fest. Der Leitzins in der Eurozone bleibt bei null Prozent. Über mögliche Kursänderungen wird laut EZB-Chef Draghi "wahrscheinlich" im Oktober entschieden.
EZB-Chef Mario Draghi im Juni 2017

EZB-Chef Mario Draghi im Juni 2017

Foto: INTS KALNINS/ REUTERS

Viele hatten ein Signal für eine Wende in der Geldpolitik erwartet - doch die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt unverändert auf ihrem Kurs. Die EZB hält den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von null Prozent. Parken Geschäftsbanken Geld bei der Notenbank, kostet das die Institute weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen. Das hat der Rat der Notenbank beschlossen, wie die EZB mitteilte.

Ebenfalls unverändert ist die Sprachregelung der EZB zu umstrittenen Käufen von Staatsanleihen. Sie hält sich weiterhin die Möglichkeit einer Ausweitung offen. Die entsprechende Passage aus den vergangenen Monaten findet sich wortgleich auch diesmal in der schriftlich verbreiteten Stellungnahme des EZB-Rats.

Seit März 2015 kauft die EZB massiv Anleihen der Euroländer auf - früher im Umfang von 80 Milliarden Euro im Monat, derzeit sind es noch 60 Milliarden Euro. Bis zum Ende dieses Jahres wird dieses Programm auf jeden Fall fortgesetzt, das hatte die Notenbank bereits vor längerem garantiert. Einige Experten und Anleger hatten allerdings zuletzt erwartet, dass die EZB an diesem Donnerstag zum ersten Mal ein vorsichtiges Signal geben könnte, die Anleihenkäufe zu reduzieren oder gar zu beenden.

Das vorläufige Stillhalten begründete EZB-Chef Mario Draghi auch mit der kräftigen Aufwertung des Euro. "Die jüngsten Schwankungen beim Wechselkurs sind eine Quelle der Unsicherheit", sagte er. Die Notenbank müsse die Bewegungen im Blick halten und den Einfluss auf die Preisstabilität beobachten. Im Herbst werde die EZB dann ihre Instrumente auf den Prüfstand stellen. "Wahrscheinlich wird der Großteil der Entscheidungen im Oktober getroffen."

Anfang Juni hatte die EZB erste vorsichtige Hinweise darauf gegeben, dass eine Wende in der Geldpolitik anstehen könnte. Damals hatte sie Formulierungen bei der Bewertung der Aussichten auf Wirtschaftswachstum in der Eurozone geändert und darauf verzichtet, wie zuvor weitere Zinssenkungen als Möglichkeit zu nennen.

Zudem hatte Draghi im Juli angekündigt, der EZB-Rat werde ab Herbst über mögliche Kursänderungen diskutieren, und zwar auf Grundlage der neuesten Prognosen zur Entwicklung von Konjunktur und Inflation im Euroraum. Beides hatte zuletzt deutlich zugelegt, Ökonomen erwarten daher, dass die EZB im Jahr 2018 schrittweise erst die Anleihenkäufe zurückfahren und anschließend allmählich den Leitzins anheben wird.

fdi/dpa-AFX/Reuters