Ratgeber

Tenhagens Tipps Lebensversicherungen vorm Verkauf

Ergo und Generali wollen das Geschäft mit den Lebensversicherungen abgeben. Über 9 Millionen Kunden wären betroffen.

Ergo und Generali wollen das Geschäft mit den Lebensversicherungen abgeben. Über 9 Millionen Kunden wären betroffen.

(Foto: dpa)

Lebensversicherungen waren für die Anbieter früher mal ein gutes Geschäft, heute sind die Altverträge teurer Ballast. Ergo und Generali wollen ihre Bestände gerne loswerden. Finanztip-Chef Tenhagen erklärt, was das für die Kunden bedeuten würde.

n-tv.de: Ergo und Generali denken darüber nach, aus dem Geschäft mit den Lebensversicherungen auszusteigen. Wie würde das denn überhaupt gehen?

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der unabhängigen Verbraucher-Webseite Finanztip.

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der unabhängigen Verbraucher-Webseite Finanztip.

Hermann-Josef Tenhagen: Zunächst mal würden wohl die ganzen Lebensversicherungskunden jeweils in einer Gesellschaft zusammengefasst. Neukunden kämen dann nicht mehr hinzu. Das wäre dann sozusagen der interne Run-off. Und dann geht es darum, diese Gesellschaften auszulagern, also die Bestandskunden loszuwerden. Das ist der schwierige Teil. In den 90er-Jahren sind die Lebensversicherer umgestiegen  von Lebensversicherungen mit einer Laufzeit von 12 oder 15 Jahren auf Rentenversicherungen mit einer Restlaufzeit von oftmals 50 Jahren. Derjenige, der die Gesellschaft kauft, übernimmt dann also viele Kunden mit sehr langfristigen Verträgen. Bei der Generali geht es um über 4 Millionen Verträge, bei Ergo Leben um 4,9 Millionen. Und wenn sich jemand findet, der sich darauf einlässt, muss die Übernahme erst durch die Versicherungsaufsicht BaFin genehmigt werden.

Das ist bisher aber noch nicht passiert?

Nein, nicht bei den großen Versicherern. Der Käufer muss ja ausreichend liquide sein, um auch in Notlagen Kapital nachschießen zu können. Und es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Bedingungen. Die Bestände können zum Beispiel nicht ins Ausland verkauft werden, weil die Regeln zu Überschussbeteiligungen et cetera nur in Deutschland gelten. Ein ausländischer Investor könnte natürlich hingehen und in Deutschland eine Versicherung gründen. Es könnte auch eine Versicherungsneugründung eines deutschen Anbieters geben. Oder aber es findet sich ein bestehender Versicherer, der die Bestände übernimmt.

Warum sollten Investoren denn überhaupt Interesse haben an den Altverträgen mit langen Laufzeiten und hohen Zinsen?

Schwierige Frage. Die großen Versicherer wollen ihre Bestände ja nicht ohne Grund loswerden. Sondern weil sie keine Möglichkeit sehen, das Ganze noch gewinnbringend zu gestalten. Man kann natürlich billiger arbeiten als Ergo oder Generali, zum Beispiel indem man sich den Außendienst spart und die Verwaltung schlanker gestaltet. Da ist dann vielleicht schon noch ein bisschen was drin. Aber das Geschäft mit den langfristigen Verpflichtungen bleibt trotzdem riskant.

Angenommen, der Verkauf klappt tatsächlich. Was bedeutet das für die Kunden?

Wenn der Vertrag ohnehin bald ausläuft, gibt es keinen Grund zur Beunruhigung. Das Geld, was schon da ist, bleibt auf jeden Fall erhalten. Es muss sich also niemand Sorgen machen, dass im Nachhinein die Überschussbeteiligung zusammengestrichen wird. Und der Garantiezins ist ja sowieso fix. Für die Zukunft braucht man allerdings nicht mehr auf hohe Überschussbeteiligungen zu hoffen. Denn wenn die Anbieter keine Neukunden mehr werben, müssen sie da auch nicht glänzen. Bei Verträgen, die noch ein paar Jahre laufen, sollte man sich den neuen Besitzer auf jeden Fall genauer anschauen. Da legt man sich dann am besten einen Google Alert an, um frühzeitig mitzukriegen, wenn es Probleme geben könnte.

Und dann gibt es natürlich noch die ganzen jüngeren Verträge, bei denen die Verzinsung sowieso ziemlich mies ist und die auch noch länger laufen. Da heißt die Option dann meistens "raus mit Schaden". Also gucken, dass man die Police noch möglichst gut verkauft. Vielleicht kann man sie auch rückabwickeln. Bei zahlreichen Lebensversicherungsverträgen waren die Widerrufsbelehrungen ja fehlerhaft, da können die Kunden dann auch Jahre später noch aussteigen. Das ist auf jeden Fall die lukrativste Variante, den Vertrag loszuwerden. Betroffen sind hauptsächlich Policen, die bis 2007 abgeschlossen worden sind, vereinzelt aber auch jüngere. Wenn man den Vertrag loswerden will, sollte man diese Möglichkeit auf jeden Fall prüfen.

Mit Hermann-Josef Tenhagen sprach Isabell Noé

Quelle: ntv.de

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