New Work Award 2019: Ein Preis für Begeisterte

Die Verleihung des diesjährigen New Work Awards von XING zeigte wieder einmal die beeindruckende Vielfalt der New Work Bewegung – und die Eigenschaften, die alle ihrer Akteure verbindet: Leidenschaft, Kreativität und Mut.
Es ist schon ein Klassiker in der noch jungen New Work Bewegung. Bereits nun schon zum fünften Mal wurde in diesem Jahr der New Work Award von XING vergeben, die renommierteste Auszeichnung für alle jene, die sich um die positive Veränderung der Arbeitswelt verdient machen.
Und der Rahmen war eines Klassikers mehr als würdig: der „Kleine Saal“ der Hamburger Elbphilharmonie, stilvoll ausgeleuchtet in tiefem Rot. Doch dort, wo sonst oft zarte, leise Kammermusik präsentiert wird, herrschte an diesem Nachmittag eine andere Geräuschkulisse: Immer wieder erklangen Jubelschreie, Yeah-Rufe und lautes Lachen, auf der Bühne herrschte ausgelassene Freude, Handys wurden für Erinnerungsselfies gezückt. Schließlich hat jeder, der den „New Work Oscar“ (XING-Moderator Marc-Sven Kopka) bekommt, guten Grund zur Begeisterung.
Beworben um dieses Gefühl (und den dazu gehörigen Preis) hatten sich wieder sehr viele. Aus insgesamt über 200 Bewerbungen musste eine elfköpfige New Work Jury drei Shortlists in den Kategorien „Unternehmen/Institutionen“, „Teams“ und „New Worker“ auswählen, aus denen dann schließlich die Online-Community mit mehr als 30.000 abgegebenen Stimmen die Sieger des NWA19 wählte. Und diese wurden nun im Rahmen der New Work Experience Konferenz von XING in der Elbphilharmonie überreicht.
Kategorie „New Worker“: Ein anderer Blick auf die Arbeit
Die Verleihung begann mit der Kategorie „New Worker“, die von Jury-Mitglied Michael Trautmann vorgestellt wurde. Hier gingen drei gleichrangige „NWAs“ an Einzelpersonen, die mit Engagement, Kreativität und Durchsetzungsvermögen wirklich bemerkenswerte Projekte auf die Beine gestellt haben.
Zum Beispiel Dalia Das, Gründerin von „neue fische“, einer „Schule für digitale Talente“. Sie hat sich mit ihrem Projekt dem eklatanten Fachkräftemangel in der IT-Branche angenommen und bildet nun bei „neue Fische“, unterstützt von Experten, in nur drei Monaten vor allem Quereinsteiger oder Studienabbrecher zu Softwareentwicklern und Data Scientists aus.
Auch Georg Gasteiger wurde als „New Worker“ ausgezeichnet. Der Österreicher hat aus einem 400 Jahre alten Bauernhof-Ensemble auf einer Tiroler Alm einen etwas anderen Co-Working-Space und ein „New Work Retreat“ der besonderen Art geschaffen. Auf seinem Mesnerhof gibt es für Firmen- und andere Teams das ganz besondere „Gemeinschaftsgefühl auf den Bergen“.
Für Menschen, die nebenberuflich oder als Freelancer ihr eigenes Business aufbauen wollen, hat Peter-Georg Lutsch mit seiner von ihm mitgegründeten Plattform Sidepreneur.de eine Anlaufstelle etabliert, auf der sie wertvolle Informationen, Tipps und konkrete Hilfestellung bekommen können. Die rund um die Plattform entwickelte Community schafft so für die „Sidepreneure“ ein Netzwerk, das gerade in der oftmals schwierigen Startphase von Gründungen extrem hilfreich sein kann. Der Preis des New Work Awards ist die verdiente Anerkennung dieser Idee.
Kategorie „Teams“: Impulse für Traditionsunternehmen
Der dritte Platz des New Work Award in der Kategorie „Teams“, begleitet von Jurorin Birgit Gebhardt, ging an das Team des Merck Innovation Centers und theLivingCore. Ein Team des traditionsreichen Wissenschafts- und Technologieunternehmen hat in Zusammenarbeit mit theLivingCore an dem Merck-Hauptsitz in Darmstadt ein Zentrum („Nicht nur ein Gebäude, sondern auch eine Denkweise“) erschaffen, das sowohl Mitarbeitern als auch Externen ein bemerkenswertes Ökosystem bietet, in dem sie autonom an ihren Innovationsprojekten arbeiten können.
Das Transition Team der Hamburger HOCHBAHN belegte in dieser Kategorie den zweiten Platz. Auch hier hat sich ein Team sehr erfolgreich aufgemacht, in dem mehr als 100 Jahre alten Verkehrsunternehmen neue, agile Methoden und Prozesse zu etablieren, um einen Kulturwandel anzustoßen.
Besonders ausgelassen freute sich der Sieger in dieser Kategorie, die „Working Out Loud“-Initiative von Bosch. Das Team hat bei dem internationalen Konzern die bislang größte Graswurzelbewegung in der Unternehmensgeschichte initiiert. Die „WOL-Methode“ bietet nicht nur eine Intensivierung der internen Vernetzung über alle weltweiten Standorte hinweg, sondern auch eine Steigerung von Selbstorganisation und Selbstbestimmung seitens der Mitarbeiter. Für Bosch ist es übrigens schon der zweite New Work Award: Vor drei Jahren wurde das Unternehmen für seine Diversity-Projekte ausgezeichnet.
Kategorie „Unternehmen/Institutionen“: So vielfältig ist New Work
In der abschließenden Kategorie „Unternehmen/Institutionen“ wurden schließlich drei ganz unterschiedliche, aber jedes für seine Art faszinierende New Work Projekte ausgezeichnet. Den dritten Platz belegte mit Wohnwagon ein junges österreichisches Unternehmen, das nachhaltige „Tiny Houses“ entwickelt und produziert, die sich selbst mit Strom, Wärme und Wasser versorgen können. Doch nicht nur das: Als bemerkenswerten proof-of-concept arbeitet Wohnwagon an einem Projekt, in dessen Rahmen sogar ein autarkes „Tiny House“-Dorf in Niederösterreich entsteht, das für die Firma und ihre Mitarbeiter gleichzeitig Unternehmenssitz und Wohnort werden soll.
Als zweiter Sieger wurde das Handelsunternehmen Alnatura ausgezeichnet. Die Firma setzt nicht nur auf nachhaltige und ökologisch wertvolle Produkte, sondern in ihrer Unternehmenspolitik auch auf eine für die Einzelhandelsbranche außergewöhnliche Selbstorganisation und eigenverantwortliches Arbeiten seiner Mitarbeiter in den Filialen. „Wir wollen neue Formen der Zusammenarbeit testen und mehr Verantwortung an die einzelnen Märkte und ihre jeweiligen Belegschaften geben“, erklärte Alnatura-Gründer und Geschäftsführer Götz Rehn, als er mit seinen Mitarbeitern den Preis entgegennahm.
Und schließlich wurde mit der Bielefelder Agentur Rheingans Digital Enabler ein besonderes Arbeitszeitexperiment ausgezeichnet, das seit seiner Einführung schon viele Schlagzeilen produziert hat und branchenübergreifend auf großes Interesse gestoßen ist. Denn die Digitalagentur hat konsequent einen Fünf-Stunden-Arbeitstag eingeführt, die tägliche Arbeitszeit auf die Stunden von 8 bis 13 Uhr reduziert. Firmengründe Lasse Rheingans berichtete im Sieger-Interview offen über die Vorteile dieser radikalen Maßnahme, aber auch über die Schwierigkeiten, die dafür aus dem Weg zu räumen gewesen sein und immer noch sind. Doch für ihn und das Team sei diese Art zu arbeiten nach wie vor die beste Entscheidung – auch wenn es beim Chef „doch mal etwas mehr als 25 Stunden in der Woche werden“, wie Rheingans lächelnd zugab.
Am Ende: eine echte Überraschung
Zum guten Schluss gab es noch einmal eine Überraschung: Jury-Mitglied Gero Hesse erklärte, warum man sich in diesem Jahr dafür entschieden hätte, einen Sonderpreis zu verleihen. Man wolle damit zum ersten Mal auch ein Beispiel für all jene auszeichnen, die anderen auf ihrem Weg zu New Work helfen. Mit Tools, Coaching, aber auch besonderen Ideen wie sie die Initiative „Rituals for Change“ entwickelt hat.
Das Team um Frederik Pferdt, Nina Fischer, Matthias Wesselmann und Frederik Frede hat nämlich einen Design-Prozess geschaffen, mit dem jede Organisation ihre eigenen Rituale für den Wandel entwickeln und implementieren kann. Warum dies so wichtig sein kann, erklärt Jury-Mitglied Joana Breidenbach: „Wenn ein Unternehmen sich einem Wandel durchziehen will, dann muss es seinen Mitarbeitern zeitgleich auch Sicherheit vermitteln. Individuelle Rituale können dabei helfen, Kulturen zu schaffen, die Veränderungen zulassen. Die Initiative ‚Rituals for Change‘ schafft hierdurch einen besonderen Prozess, der Unternehmen dabei hilft, ihre Transformation erfolgreich zu meistern.“
Und in diesem Sinne war sicher auch der NWA19 wieder einmal ein Ritual, das allen siegreichen New Worker beim Erreichen ihrer Ziele helfen wird. Ein Klassiker eben.
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