Stefanie Saß

Stefanie Saß

for Immobilien, Job & Karriere, Personalwesen, Wirtschaft & Management

Positive Psychologie am Arbeitsplatz- mehr als nur "Tschakka-Mentalität"?

Sein wir ehrlich – jede*r von uns hat im Job bessere und schlechtere Tage. Tage, die einem den letzten Nerv rauben. Tage, an denen nichts zu funktionieren scheint. Und dann gibt es noch eine nicht unerhebliche Anzahl an Menschen, die sich kaum von ihren negativen Emotionen freimachen können und Tag für Tag unglücklicher und unzufriedener mit ihrem Job sind. Das schlägt sich nicht nur auf die Leistungsfähigkeit nieder, sondern auch auf das persönliche Wohlbefinden. Einmal im Strudel der Negativität gefangen, fällt es schwer, sich noch auf etwas Positives zu konzentrieren. Oder?

Die sogenannte Positive Psychologie klingt im ersten Moment vielleicht nach Esoterik und „Tschakka“-Mentalität. Dahinter steckt jedoch eine Strömung der Psychologie, die sich auf Experimente und die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien stützt. In den 90er Jahren vom US-amerikanischen Psychologen Martin Seligman ins Leben gerufen, sollte die Positive Psychologie ein Gegenstück zur traditionellen Psychologie sein, die sich lehrbuchgetreu auf negative Erfahrungen in der Vergangenheit konzentriert. Wir gehen zum Psychologen, wenn es uns schlecht geht, wenn wir mit Gefühlen wie Angst, Trauer und Wut umgehen müssen. Die Positive Psychologie fokussiert sich dagegen auf positive Emotionen wie Glück, Zufriedenheit und Optimismus.

Was bedeutet die Positive Psychologie im Arbeitskontext?

Es ist ein alter Spruch, den wir alle noch aus unserer Schulzeit kennen: Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Dieser Leitspruch scheint uns wie ein Schatten bis ins Erwachsenenalter und in den Arbeitsalltag zu begleiten. Haben wir uns bewiesen, ein Projekt erfolgreich abgeschlossen und Überstunden angesammelt, dürfen wir uns zurücklehnen – nur meistens kommt dann schon das nächste Projekt um die Ecke. Der Glaube, Produktivität ermöglicht erst eine lockere, positive Arbeitsatmosphäre, hält sich hartnäckig. Dabei funktioniert es auch anders herum!

Die Broaden-and-Build-Theorie der Psychologin Barbara Fredrickson besagt, dass positive Emotionen für psychologisches Wachstum und die Einübung neuer Denk- und Verhaltensmuster sorgen. Mit Glück und Zufriedenheit kann das Gehirn „umprogrammiert“ und der mentale Horizont werden. Negative Emotionen sorgen hingegen dafür, dass wir alteingesessene Verhaltensweisen automatisiert abspulen. Laut Fredricksons Studie nehmen glückliche Menschen mehr von der Umgebung war, sie denken kreativer und finden schneller Lösungen für Probleme. Auch andere Studien bestätigen das: Sind wir gut gelaunt, aktiviert das freigesetzte Dopamin die Lernzentren im Gehirn. Wir kommen schneller voran, machen schneller Fortschritte und sind insgesamt zufriedener. Positive Emotionen geben unserem Gehirn also mehr Power.

Damit sind wir bei der Kernbotschaft der Positiven Psychologie angelangt: Glück und Zufriedenheit sind der Schlüssel für Erfolg – und nicht etwa das Resultat. Mit viel Übung und neuen Gewohnheiten können Sie positive Emotionen ganz bewusst generieren und sie sich für den Erfolg im Job zunutze machen.

Positive Psychologie am Arbeitsplatz umsetzen

What went well

Der Wissenschaftler und Berater Shawn Achor führte mit verschiedenen Unternehmen das What Went Well-Experiment durch. 21 Tage lang sollten Angestellte jeden Abend notieren, wofür sie an diesem Tag dankbar waren. Nach den 21 Tagen waren die Mitarbeiter deutlich stärker auf die positiven Aspekte fokussiert und suchten gewohnheitsmäßig eher nach schönen Erlebnissen. Auch Sie können sich diese Frage am Ende des Tages stellen und aufschreiben, wofür Sie an diesem Tag dankbar waren, was Sie glücklich gemacht hat oder was einfach gut gelaufen ist. Damit lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz bewusst auf das Positive.

Arbeiten im Flow

Wenn man so konzentriert seiner Arbeit nachgeht, dass man ganze Gespräche und die nähere Umgebung ausblendet, erlebt man ihn: den Flow. Dieser Zustand höchster Produktivität kann nicht 24 Stunden täglich aufrechterhalten werden und lässt sich leider auch nicht gezielt herbeiführen. Er passiert einfach. Sie können aber üben, die Wahrscheinlichkeit für ein Arbeiten im Flow zu erhöhen. Dazu gehört es, sich ganz bewusst einer Aufgabe alleine zu widmen. Zerlegen Sie Ihre Aufgabe, falls möglich, in Einzelschritte und arbeiten Sie diese nacheinander ab. Schalten Sie für diese Zeit ruhig auch das Mailprogramm aus und verstauen Sie das Smartphone in einer Schublade. Eine bewährte Taktik ist die Pomodoro-Methode. Hier legen Sie vier intensive Arbeitsphasen à 25 Minuten ein, die von fünfminütigen Pausen unterbrochen werden. Nach jedem Viererblock dürfen Sie sich eine Viertelstunde Pause gönnen.

Weitere Anregungen für positive Psychologie am Arbeitsplatz

Positive Meetings: Starten Sie Meetings mit einem positiven Wochen- oder Monatsrückblick. Die Teammitglieder berichten nacheinander, was gut gelaufen ist, welche positiven Erlebnisse es gab und wer dazu beigetragen hat. Sie werden merken: Zufriedenheit ist ansteckend!

Üben Sie sich in Dankbarkeit: Seien Sie öfter dankbar für Ihre eigene Arbeit und die Arbeit anderer. Warum nicht einfach mal dem Kollegen ein Lob für das erfolgreiche Projekt oder die Gehaltserhöhung aussprechen, einfach so?

Aktiv konstruktiv kommunizieren: Stellen Sie offene Fragen und ermuntern Sie Gesprächspartner damit, positive Gefühle zu teilen. Beteiligen Sie sich auch an positiven Emotionen! Wenn jemand eine Beförderung bekommt, freuen Sie sich ehrlich für diese Person. Wer positiv durchs Leben geht, lebt langfristig glücklicher.

About the author

Stefanie Saß
Stefanie Saß

Geschäftsführende Gesellschafterin, engagingtalents GmbH

for Immobilien, Job & Karriere, Personalwesen, Wirtschaft & Management

Stefanie Saß ist Ansprechpartnerin für die Rekrutierung und die Förderung von Young Professionals aus und für die Bau- und Immobilienbranche in Deutschland. Sie veranstaltet u.a. deutschlandweite Recruitment Events und hat einen Karriere-Podcast für die Immobilienbranche.
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