„Ein Teil Kreditvergabe, ein Teil Schuldenrückgabe und den letzten Teil für mich und meinen Lebensunterhalt“, antwortet der Bauer in Johann Peter Hebels „Aus dem Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes“ auf die Frage des vorbeireitenden Fürsten nach seinem Einkommen. Und weiter erläutert er dem staunenden Fürsten: „Kredit gebe ich meinen Kindern. Schulden zahle ich meinen Eltern ab“, und keck fügte er hinzu: „Der Rest ist für mich.“
Generationenvertrag
In diesen einfachen Worten des Bauern ist das ganze „Betriebsgeheimnis“ des Generationenvertrags enthalten. Darüber schreiben allerdings gelehrte Professoren dicke Bücher. Die Quintessenz der Alterssicherung ist: Immer bezahlen die „Erwerbstätigen“ die Rentner, und immer wird nur das Brot verteilt, das jetzt gebacken wird, weil alle Sozialpolitik aus dem laufenden Sozialprodukt finanziert wird. Dieses Verteilungsgesetz zwischen Jung und Alt galt schon im Neandertal und wird auch noch auf dem Mars gelten, falls wir ihn besiedeln sollten.
Der Bauer konnte einst noch in sieben fetten Jahren das Korn für sieben magere Jahre sparen. Spätestens seit der Industriegesellschaft gibt es diese Vorratsspeicherung nicht mehr. Sparen ist ein virtueller Vorgang, der seinen realen Wert erst dann zeigt, wenn das Gesparte in Anspruch genommen werden soll. Kapital zum Beispiel ist wertlos, wenn es keine Nutzung findet, und Wohnungseigentum verliert ohne Mieter Wert.
Solidarische Eigenvorsorge
Die Rentenversicherung ist ein Instrument der „solidarischen Eigenvorsorge“, weil sie die Sorge für die Alten mit der Sorge für sich selbst verbindet. In dem Maße, in dem der Beitragszahler zur Finanzierung der vorhergehenden Generation beiträgt, erwirbt er Ansprüche an die nachfolgende Generation, von ihr genauso behandelt zu werden. Die Rentenversicherung realisiert also Solidarität auf der Zeitachse generationsübergreifend.
Das ist die Anwendung der positiv umgesetzten goldenen Regel: „Was du willst, das man dir tue, das füge auch dem anderem zu.“ Beitragsfinanzierung der Alterssicherung entspricht dem marktwirtschaftlichen Äquivalenzprinzip: Leistung für Gegenleistung. Sie ist emanzipativer Natur, weil sie dem Rentner das Bewusstsein lässt, seine Rente selbst verdient zu haben. Ein steuerfinanziertes Alterseinkommen (einschließlich des garantierten Mindesteinkommens) entspricht eher dem Geist huldvoller Zuwendung, die der Obrigkeitsstaat seinen Untertanen gewährt.
Arbeit ist der Kern des Sozialstaates
Das Zukunftsproblem der Rentenversicherung ist nicht die Demografie, sondern die produktive Beschäftigung. Es kommt nämlich weniger auf die Kopfzahl der Geburten an als vielmehr auf die Beschäftigungschance derer, die geboren werden.
Die gesellschaftliche Zukunftsaufgabe ist die Antwort auf die Veränderungen der Arbeit. Die Arbeit bleibt die „Quelle des Wohlstands“, wie schon der „Entdecker der Marktwirtschaft Adam Smith behauptete.
Die Rentenversicherung spiegelt den „Stand der gesellschaftlichen Verhältnisse“ wider. Auf Hungerlöhne können keine Luxusrenten entstehen. Die Rentenversicherung ist nicht das Wunderwerk, welches Fehlentwicklungen an anderer Stelle aus eigener Kraft ausgleichen kann. Gute Arbeit für alle!, das ist das Rententhema Nr. 1!
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