Jahresrückblick 2018: Was brachte 2018 für Wirtschaft und Unternehmen?

Trotz weiter anhaltendem Wirtschaftswachstum gab es 2018 viel Streit – etwa um den Braunkohletagebau am Hambacher Forst oder Fahrverbote für Diesel in deutschen Städten.

Das Börsenjahr 2018: Endlich wieder normalere Verhältnisse

Christian Katz

Börsenmanager und Experte für Kryptowährungen

Christian Katz
  • Die USA beenden die Politik des billigen Geldes, die Kryptowährungen reifen
  • Die Politik erkennt die Signale des Marktes und nimmt sie ernst
  • Kurz: Das Jahr 2018 steht für einen erfreulichen Trend zur Normalisierung

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Für die Börsen und die Finanzmärkte war 2018 ein sehr bewegtes Jahr. Für mich war es vor allem durch zwei herausragende Entwicklungen geprägt. Und beide bewerte ich positiv.

Die erste davon ist die Normalisierung der amerikanischen Geldpolitik. Die USA hatten als Erste auf Quantitative Easing gesetzt, also eine expansive Geldpolitik, um Unternehmen mit ausreichend Geld zu versorgen. Die Federal Reserve Bank (Fed) hielt die Zinsen extrem niedrig, kaufte Anleihen und Realwerte auf. Jetzt sind die USA die Ersten, die den Schritt zurück in Richtung Normalisierung machen. Dreimal erhöhte Fed unter Chef Jerome Powell in diesem Jahr die Zinsen um jeweils 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent – und in dieser Woche wird er es möglicherweise ein viertes Mal tun.

Investorengelder fliessen zurück in die USA

Das ist der Anfang vom Ende des billigen Geldes. Und das ist wichtig. Kapitalanlagen in den USA und anderen Industrieländern waren durch die künstlich tiefen Renditen unattraktiv. Viele Anleger investierten in sogenannte Emerging Markets, in Wachstumsländer wie China oder Indien. Das kehrt sich jetzt um, das Geld fliesst zurück in die USA.

Für die USA heisst das: Wer Kapital zur Verfügung stellt, erhält endlich wieder einen realistischen Gegenwert. Unternehmen, die Kapital aufnehmen, müssen dafür eine anständige Rendite erwirtschaften. Das sind Zeichen einer gesunden Wirtschaft. Natürlich können steigende Zinsen das Wachstum bremsen. Aber die Gefahr sehe ich für die USA derzeit als moderat, da die Fed bislang mit Augenmass handelt.

Anleger in anderen Ländern sollten sich darauf einstellen, dass andere grosse Notenbanken diesem Weg folgen werden, zumindest teilweise. Die EZB hat ja bereits angekündigt, dass sie ab Jahresbeginn 2019 keine Anleihen mehr aufkaufen wird. Mit einer gewissen Verzögerung sollten dann auch in Europa die Zinssätze wieder auf realistischere Niveaus steigen. Und das kann insbesondere auch auf den Immobilienmarkt negative Folgen haben.

Die Märkte beeinflussen die Politik

Das Zweite, was das Börsenjahr 2018 geprägt hat, ist eher eine Erkenntnis als eine Entwicklung: Die regulierten Märkte sind stark; in dem Sinne, dass sie Einflussmöglichkeiten haben. Viele sagen, dass die Politik Aktien- und Anleihemärkte beeinflusst. Ich glaube, das Gegenteil ist auch der Fall. Das beste Beispiel dafür waren die Handelsstreitigkeiten der USA mit Mexiko, Kanada und vor allem mit China.

Vor dem G-20-Gipfel in Buenos Aires Ende November hatte sich der Ton zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping massiv verschärft. Jeder drohte dem anderen mit Strafzöllen. Darauf reagierten die Aktienmärkte negativ, auch Anleihen verloren an Wert. Und siehe da, die Präsidenten beschlossen, dass sie ab Januar für die nächsten 90 Tage Zollerhöhungen ausschliessen würden. Dadurch ist zwar der Handelsstreit nicht behoben, aber es zeigt: Der Markt funktioniert. Ein starker regulierter Markt ist quasi das Parlament der Volkswirtschaft.

Der Kryptomarkt ist gereift

Ein weiteres Beispiel dafür, wie der Markt Dinge gut regelt, ist die Entwicklung von Kryptowährungen wie Bitcoin. Erinnern wir uns an die letzten vier Monate des Jahres 2017: Da gingen Kryptowährungen förmlich durch die Decke. Es gab Unternehmen, die versprachen, dass sie neue Protokolle bauen, also Kryptowährung generieren können, obwohl sie technisch dazu gar nicht in der Lage waren. Und es gab viele Anleger, die in solche Projekte investierten. Der entscheidende Umschwung begann Anfang 2018. Denn da wurden Finanzinstrumente eingeführt, namentlich Futures, mit denen Händler nun auch Kryptowährungen „shorten“ können – also auf einen Kursrückgang in der Zukunft setzen. Und das hat mit dazu geführt, dass die Kurse tatsächlich massiv eingebrochen sind.

Natürlich war das für viele schmerzhaft. Aber es war eine notwendige Marktbereinigung. Und es hat dazu beigetragen, dass der Kryptomarkt gereift ist. Die Investoren sind aufmerksamer geworden, sie achten jetzt mehr darauf, in was sie eigentlich investieren. Und es wird dazu führen, dass sich konkretere Produkte und Dienstleistungen in diesem Bereich entwickeln werden.

Ich glaube, dass sich all diese Trends auch 2019 fortsetzen. Die Zinsen drehen weiter nach oben, die Märkte senden starke Signale aus, die die Politik liest, und der Markt für Kryptowährungen wird sich vermehrt institutionalisieren. Und das heisst letztlich: Die Dinge normalisieren sich weiter.

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Christian Katz
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Christian Katz

Börsenmanager und Experte für Kryptowährungen

Christian Katz war bis 2015 CEO der größten Schweizer Börse SIX Swiss Exchange. Seit 2015 ist er selbstständig und in verschiedenen Aufsichtsräten aktiv. Einer davon ist bei der ersten regulierten Schweizer Börse für Kryptowährungen: Swiss Crypto Exchange SCX.

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