Frauen könnten nicht führen, weil sie viel zu emotional seien? Solange Redner noch tosenden Applaus für solch eine Aussage erhalten, ist das ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Frauen und Männer noch immer nicht gleichberechtigt auf dem Spielfeld stehen. Vor allem aber zeigt es, wie wenig sich bisher die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Diversität in Arbeitsteams die entscheidende Voraussetzung für Innovationsfähigkeit und Erfolg ist. Hier muss bei Vielen erst noch ein neues Bewusstsein entstehen.
Auch ich musste erst lernen, meinen eigenen Wert zu erkennen
Wir Frauen glauben immer noch viel zu häufig, wir seien nicht gut genug. Wir fühlen uns wie eine „Mogelpackung“ und sorgen uns, dass wir für neue Aufgaben nicht qualifiziert genug seien. Das liegt an Erziehungsmustern, festgefahrenen Stereotypen und unserer Sozialisierung. Aus Dankbarkeit, dass wir überhaupt mitspielen dürfen, verkaufen wir uns noch viel zu oft unter Wert. Selbst wenn wir bereits erfolgreich sind, werden wir von Unsicherheit geplagt. Psychologen beschreiben dies als „Impostor-Syndrom“ und meinen damit das Gefühl, nicht gut genug zu sein.
Ich habe mich lange dafür geschämt, kein Studium zu haben. Bis ich lernte, das unter einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Als Quereinsteigerin bringe ich andere Fähigkeiten und Erfahrungen mit – eben ganz eigene Qualitäten und spezifisches Wissen. Wie wertvoll das ist, sieht man daran, dass viele erfolgreiche Karrieren heutzutage mit einem Quereinstieg beginnen. Wir müssen weg von dem Druck von außen und Erwartungshaltungen, die auf nichts außer althergebrachten Denkmustern beruhen.
Angst ist nur die andere Seite von Mut
Wir brauchen Frauen, die sich trauen. Wir müssen Chancen ergreifen, die sich uns bieten. Jede neue Aufgabe verlangt viel Respekt und kann mit Angst verbunden sein, ihr nicht gerecht zu werden. Wir müssen lernen, diese Angst als schützendes Regulativ wahrzunehmen und zu überwinden. Gerade wir Frauen müssen unsere inneren Barrieren überwinden, mutig Grenzen austesten und überschreiten.
Ich erlebe immer wieder Frauen, die schon 120 Prozent geben und sich trotzdem noch zu wenig zutrauen. Warum nur? Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich Frauen nur dazu aufrufen, Vertrauen in sich selbst zu entwickeln und sich eine große Vorstellung von ihrem Leben zu erlauben. Wenn wir unseren eigenen Wert kennen, unsere Werte leben und den Mut haben, unsere Ziele ganz klar nach außen zu kommunizieren, verleiht uns dies Authentizität, Glaubwürdigkeit und die Kraft, Zukunft erfolgreich mitzugestalten. Wir müssen uns ganz bewusst sichtbar machen und dürfen nicht darauf warten, entdeckt zu werden.
Diversität ist die Zukunft
Frauen und Männer werden durch gesellschaftliche Erwartungen, Erziehung und Stereotype in ihrem Handeln unterschiedlich beeinflusst. Dadurch wird die diverse und leistungsfähige Weiterentwicklung der Arbeitswelt verhindert. Nicht nur, weil Männer uns Frauen oft noch unterschätzen. Auch wir selbst bremsen uns aus falscher Bescheidenheit noch viel zu oft.
Was wir brauchen, sind gemischte Teams und darin Frauen, die sich ihrer großartigen weiblichen Stärken wie Kommunikation, Konsens- und Kooperationsfähigkeit bewusst sind. Männer dagegen sind eher risikobereit und kämpferisch. Erst wenn wir die Fähigkeiten von Frauen und Männern zusammenbringen, kann eine neue Qualität der Zusammenarbeit erreicht werden.
Es gilt, neu zu denken. Für Frauen wie für Männer. Diversität ist die Zukunft. Klischees haben ausgedient. Es braucht das Wir und die Gemeinsamkeit. Gemischte Teams, gemeinsame Verantwortung, gemeinsames Gestalten. Nichts Anderes steht so für nachhaltigen Erfolg.
Log in and join the discussion