Ich bin nicht alleinerziehend. Klar, für jeden Außenstehenden sieht es genau danach aus: Ich wohne mit meiner Tochter allein in einer Wohnung im schönen Bergischen Land, ich kümmere mich um alles selbst und bin mit dem Vater der Kleinen nicht liiert. Warum mag ich es dann nicht, dass man mich alleinerziehend nennt? Ganz einfach: weil ich mich nicht so fühle.
Der Vater der Kleinen ist sehr involviert, und sie sieht ihn relativ oft. Er kümmert sich, hat ein Mitsprache- und Entscheidungsrecht, ist alles in allem ein Vollblut-Papa. Das Wort „alleinerziehend“ allerdings suggeriert, dass ich wirklich allein dastehen würde mit allem, was so anfällt. Dem ist aber nicht so. Daher nenne ich meinen Status lieber „getrennt erziehend“, da dies die Bemühungen des Papas besser würdigt.
Die Entscheidungsfreiheit gibt mir Selbstbewusstsein
Klar, die alltäglichen Dinge wuppe ich allein. Einkaufen, erziehen, Pflege, Liebe et cetera. Aber das ist auch gut so. Ich bin ein kleiner Kontrollfreak und lasse mir nicht gern reinquatschen. Da passt es ganz gut, dass ich alleiniges Entscheidungsrecht habe, was die alltäglichen Dinge betrifft: was meine Tochter anzieht zum Beispiel und wie wir uns ernähren. Mit welchen Freunden sie spielt (sofern man da als Eltern überhaupt Entscheidungsgewalt hat) und mit welchen Medien sie wann und wie oft in Kontakt kommt.
All das kann ich nach meinem besten Wissen und Gewissen entscheiden und fühle mich darin auch frei und selbstbestimmt. Das gibt mir eine Art Selbstbewusstsein, das nicht von ungefähr kommt.
Alleinerziehende Mütter sind die idealen Arbeitnehmer – eigentlich
Natürlich gibt es auch Dinge, die schwierig sind. So wird es manchmal mitunter auch sehr stressig. Da ich zurzeit aber nicht arbeiten gehe, hält sich das in Grenzen. Es ist halt alles eine Frage der Organisation.
Apropos Arbeit: Als alleinerziehende Mutter ist es gar nicht so einfach, einen Job zu finden. Dabei bringen wir alles mit, was sich ein Arbeitgeber nur wünschen könnte. Wir sind belastbar, funktionieren gut unter Stress, sind unglaublich organisiert und fallen selten wegen eigener Krankheit aus. Außerdem wissen wir um den immensen Wert einer guten Infrastruktur, sodass wir unsere Kinder eigentlich immer gut unterkriegen, auch wenn sie mal krank werden.
Alleinerziehende sind nicht allein
Generell kann ich sagen, dass es mir sehr gut geht mit meiner Situation. Deshalb blogge ich auch darüber. Ich beschreibe, wie das Leben als Alleinerziehende beziehungsweise Getrennterziehende sein kann. Ich gebe Tipps, wie man sich organisieren kann, und werfe Fragen auf, die sich Alleinerziehende täglich stellen müssen.
Der Blog gibt mir einen Ort für meine Gedanken und ist ein Weg, mich mit Gleichgesinnten und Interessierten zu vernetzen. Und Vernetzen ist immer gut, denn nur gemeinsam sind wir stark. Alleinerziehend zu sein muss nämlich nicht unbedingt bedeuten, allein zu sein. In Deutschland gibt es so viele Alleinerziehende; wenn man sich da nur ein bisschen organisiert, findet man ganz schnell Gleichgesinnte, von deren Situation man vielleicht etwas lernen kann.
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