Nach dem G-20-Gipfel: Wer ist Schuld an dem Debakel?

Knapp zwei Wochen nach den schweren G-20-Krawallen kommt Hamburg noch immer nicht nicht zur Ruhe. Politiker und Experten streiten über Verantwortlichkeiten und die Frage nach der Schuld.

Nach dem G-20-Desaster: War es das wert?

Jennifer Lachman
  • Die Polizei-Gewerkschaft warnte im Vorfeld vor einem kaum kalkulierbarem Risiko
  • Wer ist schuld an der Eskalation? Wer sollte die Verantwortung tragen?
  • Wir wollen von Ihnen wissen: Welche Fragen haben Sie nach dem G-20-Gipfel?

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Erschütternder Weise sollte Gerhard Kirsch recht behalten. Den G-20-Gipfel in einer Großstadt wie Hamburg zu veranstalten, das sei mit „einem kaum zu kalkulierenden Sicherheitsrisiko verbunden“, warnte der Polizeihauptkommissar und Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, noch am Donnerstag auf XING Klartext. Die Bilanz der vergangenen Tage: 476 verletzte Polizisten, 186 Festnahmen, Dutzende zerstörte Läden, zahllose Bürger, nicht nur in Hamburg, die traumatisiert, verängstigt und wütend zurück bleiben. In den kommenden Tagen wird es viele Fragen zu klären geben. Und dafür wollen wir von Ihnen, den XING Nutzerinnen und Nutzer, wissen, was Sie umtreibt:

  • War es naiv, dass der Erste Bürgermeister, Olaf Scholz, im Vorfeld betonte, die Stadt sei „bestens vorbereitet“? Oder war die Gewaltbereitschaft der Randalierer wirklich schlicht nicht vorhersehbar, wie die Verantwortlichen jetzt sagen?

  • Wie schlüssig war das Sicherheitskonzept? Viele Bürger kritisieren, dass die Staats- und Regierungschefs – etwa bei ihrem Besuch der Elbphilharmonie am gewaltträchtigen Freitag Abend – umfassend geschützt wurden – diese Einsatzkräfte aber somit vielleicht an anderer Stelle fehlten, um die Ausschreitungen und Übergriffe auf der Straße zu verhindern. Die erste Priorität habe dem Gipfel und den Gipfel-Teilnehmern gegolten, bestätigte Jan Reinecke, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamten, am Sonntag Abend in der Talkshow „Anne Will“. Wurde die Sicherheit der einflussreichen Gäste über die der Bürger gestellt?

  • Muss jemand die Verantwortung übernehmen? Sollte Olaf Scholz zurücktreten, wie es nun beispielsweise André Trepoll, Chef der Hamburger CDU, fordert – nach der „größten politischen Fehleinschätzung eines Hamburger Bürgermeisters aller Zeiten“, wie Trepoll es nennt? Oder sollte Angela Merkel sich erklären, die den Impuls gab, den Gipfel nach Hamburg zu holen?

  • Hat das Format des G-20-Gipfels sich jetzt vielleicht endgültig überlebt? In einer Zeit, in der Regierungschefs wie Donald Trump, Recep Tayyip Erdoğan oder Wladimir Putin auf Alleingänge statt auf Kooperation setzen: Braucht es da solche Spitzentreffen überhaupt noch? Oder vielleicht gerade deswegen?

  • Wie zufrieden sind Sie mit den Ergebnissen des Gipfels? Ist es ein wichtiges Zeichen, dass 19 Staats- und Regierungschefs das Pariser Klimaabkommen auch nach dem Ausstieg der USA als „unumkehrbar“ bezeichnet haben? Ist die Abschlusserklärung nun eine Absage an den Protektionismus, oder aber durch die Anerkennung „legitimer Verteidigungsinstrumente im Handel“ doch ein Zugeständnis an Trumps „America First“-Strategie?

Schreiben Sie uns, wie Sie den G-20-Gipfel erlebt haben und was Ihrer Meinung nach jetzt getan und angegangen werden muss. Wir werden die Debatte, die Olaf Scholz und Polizeigewerkschafter Gerhard Kirsch hier angestoßen haben, mit Beiträgen der XING Nutzerinnen und Nutzer erweitern. Wir sind gespannt auf Ihre Meinungen und die Diskussion!

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Jennifer Lachman
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Jennifer Lachman

Chefredakteurin, XING Klartext

Jennifer Lachman (Jg. 1981) ist Chefredakteurin der neuen XING-Redaktion Klartext. Die Wirtschaftsjournalistin arbeitete zuvor unter anderem als Teamleiterin und Redakteurin bei der „Financial Times Deutschland“ (Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien), „NDR Info“ und als Wall-Street-Korrespondentin aus New York City. Die gebürtige Britin ist Absolventin der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft und Diplom-Volkswirtin.

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