Denglisch im Alltag: Wie können wir peinliche Fehler vermeiden?

Im Büro, im Flugzeug, im Lieblingscafé – Englisch ist mittlerweile allgegenwärtig. Viele wollen mit der neuen „Lieblingsfremdsprache“ überzeugen. Doch Patzer passieren schneller, als Sie denken.

Sprache ist für mich Ausdruck von Respekt

Dennis Teichmann
  • Die deutsche Sprache wird geflutet von unverständlichen Anglizismen
  • Eine Folge der Globalisierung, die manchmal einfach nur peinlich wirkt
  • Man sollte seine Sprache den jeweiligen Umständen anpassen

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Haben Sie heute schon Ihr Lunchdate vereinbart? Den Scale Ihrer nächsten Challenge mit dem Chef besprochen? Und was ist mit Ihrem Marketingkollegen: Hat der mittlerweile die nötigen Conversions erreicht und genügend Leads generiert? Anglizismen sind aus der deutschen Sprache nicht mehr wegzudenken. Google, Facebook, Sitzungsräume – alles ist überschwemmt von fremdsprachigen Begriffen, die wir automatisch in die deutsche Sprache übernehmen. Oft ist dies unnötig.

Zugegeben: Der Gebrauch von englischen Wörtern im europäischen Sprachraum gehört zum Alltag wie der morgendliche Kaffee. Globalisierung und Digitalisierung führen eben dazu, dass sich unsere Sprache schnell entwickelt. Englisch ist eine Weltsprache, damit kommt man im Ausland am weitesten.

Dasselbe gilt bei der Arbeit. Immer mehr Unternehmen sind international aufgestellt und erwarten daher gute bis sehr gute Englischkenntnisse von den Mitarbeitern. Deswegen kommt man in gewissen Branchen gar nicht mehr ohne Englisch aus. Die Personalwelt ist auf diesem Gebiet ganz vorn mit dabei. Bereits der Name der Abteilung nimmt jegliche Zweifel an der häufigen Benutzung des Englischen: HR – Human Resources. Personalabteilung ist doch totally oldschool.

Und überhaupt: Wer sagt denn heute bitte noch Hauswart? Das ist doch der Facility-Manager. Oder was ist mit den folgenden Berufsbezeichnungen, erraten Sie deren Bedeutung?

Domestic Engineer: Dafür gibt’s keine Ausbildung, zumindest keine offizielle. Ein Domestic Engineer ist eine Hausfrau oder ein Hausmann.

Treasurer: Kein Pirat oder Schatzsuchender. Ein Treasurer sollte dafür sorgen, dass in einer Firma immer genug Geld da ist. Aha.

Technical Horticultural Maintenance Officer: Klingt kompliziert, ist aber eigentlich kreativ: ein Gärtner. (Meine Güte!)

Listbroker: Nein, das hat nichts mit einem Börsenmakler zu tun. Dieser Mann oder diese Frau sammelt Adressen. (Fragen Sie nicht!)

Beeinflusser. Was?

Es gibt tatsächlich Wörter, die aus dem deutschen Gebrauch nicht mehr wegzudenken sind. Versuchen Sie mal, „Influencer“, Anglizismus des Jahres 2017, auf Deutsch zu übersetzen. Ein Beeinflusser? Na ja! Das ist „eine Person, die in sozialen Netzwerken viele Kontakte oder Abonnenten hat, sich regelmäßig mit informierenden Beiträgen an diese wendet und ihren Einfluss dafür nutzt, um (gegen Entgelt) Werbung für bestimmte Produkte und Dienstleistungen zu machen“ (Quelle: dwds.de). Klingt kompliziert.

Oder „Brainstorm“. Eins zu eins übersetzt hieße das „Gehirnsturm“. Näher dran kommt der Geistesblitz. Ursprünglich ist Brainstorming aber eine Abkürzung für „using the brain to storm a problem“, also „das Gehirn dazu zu verwenden, ein Problem zu stürmen“. Wir benutzen den Ausdruck heutzutage am regelmäßigsten im Zusammenhang damit, dass eine Gruppe von Leuten sich zusammensetzt, um ein Problem zu lösen und gemeinsam darüber fachsimpelt. Da klingt das englische Wort schon viel einfacher.

Es sagt viel über den Charakter aus, wie sich jemand ausdrückt

Viele Anglizismen sind hingegen vollkommen unnötig. Mir passiert es selbst ab und zu, dass mir Ausdrücke über die Lippen gehen wie „too much“ oder „call“. Unterhalte ich mich mit jemandem aus der IT, haue ich ein „Buzzword“ nach dem anderen raus. Spreche ich wiederum mit einem Kunden aus dem Bausegment, verwende ich kein einziges englisches Wort. Denn ich versuche, mich auf mein Gegenüber einzustellen.

Am Ende sollte jeder seine Sprache den Umständen und dem Umfeld anpassen. Das ist für mich ein Gebot der Höflichkeit und des Respekts, alles andere ist vor allem: peinlich. Jemand, der Englisch spricht, obwohl er eigentlich auch Deutsch sprechen könnte, macht das doch nur, um mit seinen vermeintlichen Sprachfähigkeiten zu prahlen oder um Fachwissen vorzutäuschen. Statt „Call“ kann man doch zum Beispiel einfach „Anruf“ sagen. Geht doch auch.


Diskutieren Sie mit, liebe Leserinnen und Leser: Kommt man wirklich noch ohne englische Fachbegriffe in Ihrem Job aus? Und ab wann werden Anglizismen einfach nur noch peinlich? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!

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Dennis Teichmann
© Dennis Teichmann
Dennis Teichmann

Gründer und Geschäftsführer, Jacando AG

Dennis Teichmann (Jg. 1980) ist langjähriger Strategieberater und hat die Jacando AG gegründet, die er seit 2012 als Geschäftsführer und Präsident des Verwaltungsrats lenkt. Der schweizerische Cloudsoftware-Anbieter entwickelt Lösungen in den Bereichen Recruiting, Personal- und Talentmanagement.

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