„4 Wochen umsonst. So günstig ist nicht mal Sixt“ titelte der deutsche Autovermieter in einer seiner Kampagnen nach dem Scheitern der Sondierungsgespräche. 90 Millionen Euro wurden im Bundestagswahlkampf 2017 verbraten. Der Spott ist groß: „Die Wirtschaft kann auch ohne die deutsche Politik“, heißt es in den Tageszeitungen. Manager entscheiden, Politiker reden. Alles umsonst? Sollten Politiker etwa handeln wie Manager? Diese folgen in der Regel der Maxime der Wirtschaftlichkeit: Entscheidungen und Prozesse müssen beschleunigt und möglichst günstig umgesetzt werden. Am Ende zählt, was in der Bilanz steht. So etwa eine stabile Regierung. Sollten Politiker deshalb gute Manager sein?
Zunächst ist zu klären, warum Politiker handeln, wie sie handeln. Am Ende der Ziellinie steht nicht die Bilanz, sondern die Macht. Und der rennen Politiker gern hinterher. Hürden werden meist einfach umgerissen und Gegner auch mit unfairen Mitteln aus der Bahn geworfen. In der Politik beginnt der Tag meist mit der aktuellen Presselage. Wichtig ist, wer schreibt – und vor allem, was. Solange es „gute Presse“ gibt, kann intern das Chaos regieren.
Oft zählt Bauch vor Kopf
Das liegt nicht daran, dass Politiker besonders unethische Menschen wären, sondern daran, dass man gute Arbeit in der Politik nur schwer messen, bewerten und vor allem wahrnehmen kann. Im Gegensatz zur Wirtschaft, wo zum Beispiel die Aktionärsversammlung Aufschluss über die Leistungen des Managements gibt, werden echte Errungenschaften in der Politik kaum gesehen und anerkannt. Richtig und Falsch verschwimmen hier. Was zählt, ist das Bauchgefühl. Einem Politiker, der sich weniger über den Kopf als vielmehr über das Herz definiert, werden Fehler oft schneller verziehen als einem, der sich als kalter Manager inszeniert.
Ursula von der Leyen ist der Typus, der es sich mit dem „Managersein“ verbaut hat. Nach der Übernahme des Verteidigungsministeriums stellte sie eine Unternehmensberatung ein, die die Bundeswehr schlanker, effizienter und vor allem wirtschaftlicher machen sollte. Positiv kam das nicht an. Neben anderen Miseren war es vor allem ein Kulturproblem, das von der Leyen bewältigen wollte. Organisationen wie die Bundeswehr, die sich seit ihrer Gründung Mitte der 1950er-Jahre im verwaltungsreformerischen Dornröschenschlaf befand, lassen sich nicht so einfach nach wirtschaftlichen Kennzahlen verändern. Auch „Glyphosatminister“ Christian Schmidt traf in den vergangenen Tagen eine Entscheidung für sich – „rein sachorientiert“ begründet. Gut kam das nicht an. Doch wie erzielt man Veränderung und eine erfolgreiche Kultur?
Basispolitische Initiativen: ein neuer Weg?
Erfolgreiche Unternehmen sind heute Netzwerkorganisationen, also offene Systeme, und verfügen über heterarchische Strukturen. Firmen wie Gore & Associates oder Kyocera bauen auf die Selbstorganisation ihrer Mitarbeiter und sind deshalb erfolgreich, weil alle den Ton angeben und nicht nur einer.
Auch in der Politik erhalten in den vergangenen Jahren die sogenannten Graswurzelbewegungen einen immer größeren Stellenwert. Diese haben meist konsens- und basisorientierte Strukturen, da sie den gewöhnlichen parteipolitischen Meinungsbildungsprozess umgehen wollen. In dieser neuen politischen Kultur wird vor allem auf den langfristigen Aufbau von Netzwerken gesetzt. Offene Systeme lassen sich nicht mehr von oben lenken. Man muss einen Konsens finden – und das ist ein zäher Prozess.
Müssen Politiker also gute Manager sein? Die Antwort ist nicht im falschen Rollenverständnis des Politikers zu suchen, sondern in der Bühne, auf der er sich bewegt – und die kann er selbst gestalten: als geschlossenes oder offenes System.
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