Gesundheitskiller Lunch Break: Ist das Schnitzel zum Mittag erlaubt?

In der Mittagspause darf es gern schnell gehen - und es muss schmecken. Doch plagt einen nach Schnitzel, Pizza oder Burger auch gern mal das schlechte Gewissen. Doch ist Fast Food wirklich bedenklich?

Harald Sükar
  • In der Mittagspause darf es schon mal ein schneller Burger sein, oder?
  • Auch ich habe jahrelang in der Branche gearbeitet und es mir schön geredet
  • Seitdem ich selbst gesundheitliche Probleme habe, sehe ich das anders

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Mein Name ist Harald Sükar und ich war 13 Jahre lang Spitzenmanager bei McDonald’s. Heute sage ich ohne Groll, aber mit umso mehr Überzeugung: Es muss Schluss sein mit dem Fastfood-Wahn in unserer Gesellschaft.

Wer kennt es nicht: Im Büro ist wieder mal die Hölle los, Sie finden kaum Zeit, einen Moment durchzuatmen und wenn Sie sich dann doch endlich in die wohlverdiente Mittagspause verabschieden, muss das auch zügig abgewickelt sein. Es soll ja niemand sagen können, Sie wären faul. Die Lösung liegt also auf der Hand: Fastfood, sei es der nächste Burgerladen, der Pizzastand um die Ecke, oder die Schnitzelsemmel zum Mitnehmen – Hauptsache es geht schnell. Dass es nicht gerade gesund ist, wissen wir natürlich alle, aber der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel. Und überhaupt ist ja alles halb so wild, wenn man nur ab und zu mal zur schnellen Versuchung greift. Oder?

Zu meiner Zeit als McDonald’s-Manager war ich noch völlig eingenommen und überzeugt von der Firmenideologie und all dem, was der Konzern nach außen hin verkörpert – und natürlich auch einer der fleißigsten Kunden. Mittlerweile sind einige Jahre vergangen, in denen ich Zeit hatte, mich nüchtern und ohne rosarote Brille mit den Folgen des Fastfood-Konsums zu beschäftigen. Auch meine eigene, sich zunehmend verschlechternde Gesundheit und die daraus resultierende längst überfällige Lebensumstellung haben ihren Teil dazu beigetragen, dass ich mich heute hinstellen und sagen kann: Lassen Sie die Finger von Fastfood. Und damit meine ich nicht nur meinen alten Arbeitsgeber, von dem ich mich übrigens im Guten getrennt habe und gegen den ich auch keinen Groll hege. Wenn ich sage Fastfood, meine ich die gesamte Systemgastronomie, in all ihren Ausprägungen: McDonald’s, Burger King, Taco Bell, Nordsee und auch Supermärkte wie Edeka oder die allseits beliebten Restaurants der großen Möbelketten mit ihren unschlagbaren Fünf-Euro-Mittagsmenüs. Und es gibt noch viele weitere Beispiele.

„Kriegst du die Kinder, gehören sie dir auf ewig“

Denn sie tragen alle eine Schuld an der zunehmenden Verfettung unserer Gesellschaft. Immer noch spielen sie auf geradezu kriminelle Art und Weise herunter, was ihr Essen tatsächlich in unserem Körper anrichtet. Sie inszenieren sich als nachhaltig und transparent, aber ködern bereits unsere Kinder durch gezieltes Marketing und machen sie durch im Labor perfekt darauf abgestimmte Rezepturen süchtig nach ihrem Produkt. Die gezielte Ansprache von Kindern hat vor allem bei McDonald’s Methode. Bereits vor 70 Jahren hat Ray Croc, der Mann, der den Fastfood-Riesen zwar nicht gegründet, aber zu dem gemacht hat, was er heute ist, schon gewusst: „Kriegst du die Kinder, gehören sie dir auf ewig. Und mit ihnen kommen die Erwachsenen. Ganz von selbst.“ Das war und ist damals wie heute noch die (natürlich inoffizielle) Firmenpolitik. Das gerade Kinder vom Konsum dieser Produkte einen immensen Schaden davontragen können, ist dabei in den Augen der Konzerne nicht mehr als Kollateralschaden. Es ist eine Sache, wenn man mal einen Burger zu sich nimmt, aber das von Kindesbeinen an als normale Mahlzeit zu erachten, ist gefährlich.

In Zeiten, in denen einerseits Corporate Social Responsibility überall großgeschrieben wird, und wir uns andererseits als Kollektiv aktiver mit Gesundheitsbewusstsein befassen und langsam ein Umdenken in Ernährungsfragen einsetzt, locken uns die Fastfood-Ketten dieser Welt immer noch mit ihren unschlagbaren Preisen und ihren Versprechungen des schnellen Glücks. Deshalb meine Bitte: Denken Sie das nächste Mal an meine Worte. Nehmen Sie sich die paar Minuten extra für eine gesündere Alternative. Das wäre nicht nur gut für uns selbst, wir könnten damit auch der nächsten Generation ein Vorbild sein.


Diskutieren Sie mit: Was ist für Sie “gesunde” Ernährung? Worauf achten Sie?

Veröffentlicht:

Harald Sükar
© Lukas Beck
Harald Sükar

Buchautor und Ex-Spitzenmanager, McDonald’s

Nach Positionen bei Hofer (Aldi-Österreich) und Aral wechselte Harald Sükar (Jg. 1963) im Jahr 1993 zu McDonald’s. Dort hatte er 13 Jahre lang mehrere Positionen bei der McDonald’s Development Company CE inne und war von 2004 bis 2006 Chef von McDonald’s-Österreich und des österreichischen Franchise-Verbands. Derzeit arbeitet er als Unternehmensberater unter anderem an der Filialisierung eines sozialen Gastronomie-Projekts.

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