Fitnesstracker liegen im Trend und mit ihnen das Interesse vieler Menschen, ihre Gesundheit selbst zu vermessen. Sie erfassen ihre Schritte und ihre Herzfrequenz, zählen die zurückgelegten Treppenstufen und vergleichen ihre Ergebnisse online. Derzeit hat das noch eher Spielcharakter – noch ohne tieferen, vernetzten Sinn.
Doch wir werden aus dieser Spielphase herauskommen, wenn wir uns vergegenwärtigen, was in der Entwicklung ist – zum Beispiel Sensoren, die den Blutzucker, den Blutdruck oder die Temperatur messen. Führt man solche Daten zusammen und analysiert sie, wird es spannend und entfaltet Nutzen für Patienten und Ärzte. Der erste Anfang ist gemacht: So spricht das Blutzuckermessgerät bereits mit dem Smartphone, Apps therapieren den Tinnitus, und telemedizinische Zentren monitoren schwerstkranke Herz- und Lungenpatienten, um ihnen den Krankenhausaufenthalt zu ersparen. Das zeigt: Die digitale Zukunft hat auch im Gesundheitswesen längst begonnen und erfährt großen Zuspruch.
Eine digitale Plattform ist gewünscht
Allein im vergangenen Jahr haben mehr als eine halbe Million Menschen einen Internet-Gesundheitscoach der TK genutzt. Und Umfragen belegen uns immer wieder, dass viele unserer Versicherten aller Altersgruppen viel weiter denken, als das so mancher Zweifler für möglich hält: Jeder zweite Versicherte möchte inzwischen online mit seinem Arzt kommunizieren. Zwei von drei Patienten wünschen sich eine digitale Plattform für den elektronischen Daten- und Informationsaustausch mit ihrer Arztpraxis. Und jeder Dritte will seinen Arzttermin elektronisch buchen können.
Wir wollen die Menschen aber auch zugleich davor schützen, dass ihre persönlichen Daten auf ungeschützten Plattformen kursieren, auf Servern außerhalb des Wirkungskreises des deutschen Datenschutzes, von Unbekannten ausgewertet werden oder ungewollt in den sozialen Medien Verbreitung finden. Diese Daten brauchen einen sicheren Hafen und dürfen nicht schutzlos bei US-amerikanischen Konzernen oder Start-ups herumschwirren. Deshalb sind wir dafür, dass alle Krankenkassen verpflichtet werden, jedem Versicherten eine elektronische Patientenakte anzubieten. Denn Krankenkassen in Deutschland sind – und hier ist dies tatsächlich von Vorteil – reguliert, und für etwaige Verstöße könnten sie unmittelbar zur Rechenschaft gezogen werden.
Der Patient muss Herr über seine Daten sein
Eine solche elektronische Patientenakte sollte klassische medizinische Daten enthalten wie verordnete Medikamente, Krankenhausbefunde oder ambulante Diagnosen, aber auch Schnittstellen haben zu selbst erhobenen Daten zum Beispiel aus einem Fitnesstracker. Technisch sollte eine solche Akte überall gleich sein; über das, was sie darüber hinaus kann, können sich die Kassen dann im Wettbewerb unterscheiden, und die Kunden können wählen. Elementar sind zwei Punkte: Zum einen muss der Patient allein Herr über seine Daten sein, er muss also auch seine Ärzte oder seine Krankenkasse außen vor lassen können. Und: keine Verknüpfung von Tarifen und Gesundheitsdaten! Das wäre grundfalsch.
Nicht nur für die Gesundheitsversorgung des Einzelnen könnte ein sinnvolles und sicheres Auswerten und Analysieren der Daten Nutzen stiften. Anonymisiert ausgewertet, könnten sie auch der Versorgungsforschung ganz neue Impulse geben – und davon profitiert mittelbar auch wieder der Patient. Ich bin überzeugt: Die nächste medizinische Revolution wird kein einzelnes Arzneimittel sein, sondern in der intelligenten Nutzung und Verknüpfung vorhandener Daten bestehen.
Einloggen und mitdiskutieren