Ihr Themenspecial zur „Gesellschaft der Zukunft“

Vor vier Wochen haben Sie entschieden, worüber wir als nächstes in einem einwöchigen Themenspecial berichten. Werfen wir nun gemeinsam einen Blick in Ihr Gewinnerthema: die Gesellschaft der Zukunft.

Gina Schöler
  • Wir rechnen damit, dass jederzeit etwas Besseres um die Ecke kommt
  • Nie anzukommen ist jedoch das Gegenteil von Glück, wir werden krank
  • Unsere größte Chance zum Glück ist die Besinnung auf das Wir

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In welcher Welt leben wir eigentlich?

Die heutige Welt ist geprägt von hoher Komplexität, permanentem Wandel und Digitalisierung. Alles geht immer schneller. Wir wollen immer mehr. Und zwar sofort. Aber dabei möchten wir uns nicht festlegen, sondern uns immer noch eine weitere Tür offenhalten. Wir sind umgeben von unendlichen Möglichkeiten. Vielleicht lauert hinter der nächsten Ecke – nur einen Klick entfernt – ja noch eine bessere Option, eine echte Chance, das große Glück?

Weshalb sich also fest zu einem Thema, einem Beruf oder einem Partner bekennen? Es könnte doch noch so viel Besseres auf uns warten. Und während wir damit beschäftigt sind, alle Sinne immer auf Empfang zu haben, um ja nichts zu verpassen, merken wir gar nicht – oder zu spät –, dass uns genau dieses Verhalten auslaugt, stresst oder manchmal gar krank und unglücklich macht.

Mit komplexen Themen, sich ständig wandelnden Anforderungen und dem digitalen Fortschritt umzugehen birgt Herausforderungen, im privaten wie im beruflichen Umfeld. Die Vielzahl an neuen Informationen, die uns online wie offline im Alltag begegnen, versetzt uns nicht selten in Stress. Obwohl geologisch unmöglich, haben wir das Gefühl, dass sich die Welt immer schneller dreht. Wie können wir da noch mithalten? Die Lösung ist ganz naheliegend und einfach: Indem wir nicht Opfer, sondern Gestalter des Wandels werden.

Wie können wir Herausforderungen begegnen?

Eine meiner persönlichen Definitionen von Glück lautet: „Glück ist Veränderung. Alles ist im Wandel, im Fluss. Glück besteht darin, dies anzunehmen und im Positiven für sich zu nutzen. Dies bedeutet auch, Chancen zu erkennen und mutig genug zu sein, sie wahrzunehmen.“

Veränderungen wandeln unsere Gesellschaft, bestimmen die Art, wie wir leben. Häufig machen sie uns auch Angst, weil wir nicht wissen, was auf uns zukommt. Unsere Gesellschaft ist meiner Meinung nach heute schon sehr zukunftsfähig – wir sollten nur lernen, dass wir keine Angst vor dem Neuen zu haben brauchen, und Vertrauen darin entwickeln, dass wir aktuelle und auch kommende Herausforderungen meistern und proaktiv (mit-)gestalten werden.

Dabei spielt das Wirgefühl eine große Rolle: Die Digitalisierung hat ihren Teil dazu beigetragen, dass wir heute alle miteinander verbunden sind und uns vernetzen können. Der Gedanke daran, dass wir nicht allein sind, stärkt uns ungemein. Durch diese weltweite Verbindung entsteht eine unvorstellbare Reichweite, die wir dazu nutzen können, Herausforderungen gemeinsam anzugehen und ein positives Zukunftsbild zu kreieren. Also lautet die Devise: Ellenbogen einfahren und wieder mehr im Wir und weniger im Ich zu denken. Kooperation und Kollaboration lauten die Zauberwörter, um eine sozial nachhaltige und zukunftsorientierte Gesellschaft zu ermöglichen, die uns alle zuversichtlich und zufrieden macht.

Wo fangen Sie an?

Neben dem gemeinschaftlichen Handeln kann aber auch jeder Einzelne von uns seinen Teil zum Kreationsprozess von Morgen beitragen: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt!“. Dieses Zitat von Mahatma Gandhi ist zeitgemäßer denn je. Jeder von uns kann mit kleinen Taten die Zukunft von morgen gestalten. Möchten Sie mehr Freundlichkeit in der Welt? Schenken Sie Ihren Mitmenschen doch ein Lächeln. Sind Sie der Meinung, dass der Klimawandel enorme Folgen für unsere Gesellschaft hat? Was wäre für Sie eine Möglichkeit, dagegen anzugehen: Vielleicht weniger Fleisch essen, Plastik reduzieren oder den nächsten Urlaub ohne Flug buchen?

Oder verspüren Sie das Bedürfnis nach mehr Herzlichkeit und Menschlichkeit im gesellschaftlichen Miteinander? Dann gehen Sie offen auf andere zu, fangen Sie Gespräche an, brechen Sie das Eis, bieten Sie Ihre Hilfe in ganz kleinen alltäglichen Situationen an. Sind Ihnen Solidarität und Zivilcourage wichtig? Dann seien Sie mutig und machen Sie den ersten Schritt, stehen Sie auf und beweisen Sie damit, was Ihnen positive Werte bedeuten.

Lassen Sie Ihr Umfeld daran teilhaben – aber ohne Zeigefinger und Ermahnung, ohne Verbote und Tadel. Mit positiven Impulsen, gutem Beispiel und motivierenden Worten kann man viel nachhaltiger zum Nach- und Umdenken animieren und auch fürs Mitmachen begeistern. Das hat viele positive Nebenwirkungen, die garantiert wirken. Probieren Sie es aus! Und wenn Sie das Gefühl haben, dass sich alles um uns herum immer schneller dreht, dürfen Sie sich ganz bewusst dazu entscheiden, auch mal langsamer zu gehen, E-Mails unbeantwortet zu lassen oder an einem Samstagabend „Jomo“ („joy of missing out“) zu zelebrieren und gemütlich zu Hause zu bleiben, anstatt auf die nächste Party zu rennen und sich dem Freizeitstress hinzugeben.

Wie sieht unser Morgen aus?

Wie der Philosoph Richard David Precht es formuliert hat: Statt uns zu fragen, „Wie werden wir [in der Zukunft] leben?“, sollten wir uns vielmehr fragen: „Wie WOLLEN wir [in der Zukunft] leben?“. Wir sind also dazu angehalten, unsere Zukunft selbst mitzugestalten und uns gemeinsam auszumalen, wie wir leben wollen.

Dazu hat mich auch ein Schaufenster inspiriert, das ich vor einiger Zeit in Mannheim entdeckte. Darauf zu lesen war in großen Buchstaben: „Hilft hartnäckiges Träumen?“. Meine persönliche Antwort ist ganz klar: Ja!

Wir brauchen wieder mehr Spinner, Macher, Querdenker – Menschen, die klare und wertvolle Ideen haben und mutig genug sind, diese umzusetzen. Menschen, die sich aktiv dafür einbringen, etwas zum Guten zu verändern. Bilder im Kopf sind so wichtig, um eine emotionale Motivation zu haben, sich genau dafür tatkräftig einzusetzen!

Im Kleinen beginnen?

Wenn man im wörtlichen Sinne positive Bilder der Zukunft malt, motiviert das dazu, diese tatsächlich auch so zu gestalten und somit real werden zu lassen. Unser Gehirn macht oft keinen Unterschied zwischen Vorstellungen und der Realität. Das bedeutet, je genauer, lebhafter und bunter wir uns eine positive Version unserer Gesellschaft vorstellen, desto wahrscheinlicher gehen wir auch in diese Richtung und somit in die Umsetzung. Wie wäre es also beispielsweise mit einem Visionboard? Egal ob privat oder beruflich, allein oder mit Freunden, Nachbarn oder Kollegen: Schreiben, malen, kleben und basteln Sie drauflos, wie Sie sich die Zukunft und die Gesellschaft, in der Sie leben möchten, vorstellen. Welche Werte stehen im Mittelpunkt? Was wollen Sie ändern? Was vermehren? Was sollte man dringend abschaffen und wovon bekommen Sie nicht genug?

Hängen Sie sich das Visionboard auf, ergänzen Sie es fortlaufend und kommen Sie miteinander ins Gespräch. Welche verrückten Ideen entstehen daraus? Und verrückt ist in diesem Sinne mehr als wünschenswert: Nur wenn wir wieder lernen, fernab des „Macht man halt so“ zu denken und vor allem zu handeln, neue Wege zu gehen und Nichtdagewesenes auszuprobieren, können wir neue Varianten unserer Selbst entdecken, vermeintlich unmögliche Ideen mit Leben füllen und Utopien real werden lassen.

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen?“ – In diesem Fall ist zum Zitat von Helmut Schmidt nur zu sagen: Von wegen! Jetzt erst recht, denn wir brauchen neue Versionen dieser Gesellschaft für eine enkeltaugliche Zukunft, in der auch die nächsten Generationen gut, gern und vor allem glücklich leben können. Die Zukunft ist jetzt, und wir sind mittendrin. Packen wir’s an!


Diskutieren Sie mit: Was bedeutet Glück für Sie? Wie können Sie sich vorstellen, die Gesellschaft zum Teil mitzugestalten?


Der Artikel von Gina Schöler ist einer von vier Auftaktartikeln des nutzergewählten Themenspecials „Gesellschaft der Zukunft“. Eine Woche lang begleiten wir das Thema aus verschiedenen Perspektiven. Neben Gina Schöler machen auch die folgenden Autoren den Anfang:

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Gina Schöler
© Gina Schöler
Gina Schöler

selbsternannte Ministerin für Glück und Wohlbefinden

for Gesundheit & Soziales, Personalwesen, Politik & Gesellschaft, Wirtschaft & Management

Während ihres Studiums an der Mannheimer Hochschule für Gestaltung entwarf Gina Schöler (Jg. 1986) 2012 zusammen mit einem Kommilitonen das Ministerium für Glück und Wohlbefinden. Vorbild ist das Königreich Bhutan, das seit Jahren ein Ministerium für Glück unterhält. Auch nach dem Studium ließ Schöler das Thema nicht los: Mittlerweile ist sie hauptberufliche Glücksministerin mit Sitz in Mannheim. Als solche ist sie europaweit unterwegs, um Menschen zu ermutigen, das Glück selbst in die Hand zu nehmen.

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