Die Städte in Deutschland sind im Kommen. Sie sind Wachstumstreiber, Zukunftslabore und für viele Menschen auch echte Sehnsuchtsorte. Als Großstadtbeauftragter der CDU/CSU-Fraktion und überzeugter Stadtmensch freue ich mich über die neue Urbanität in unserem Land. Klar ist zugleich, dass mit der Renaissance der Städte auch neue Herausforderungen einhergehen.
Eine zentrale Herausforderung ist der bezahlbare Wohnraum. Es darf nicht sein, dass die Menschen aus ihren angestammten Wohnvierteln verdrängt werden, denn das zerstört gewachsene Strukturen und spaltet die Gesellschaft. Wenn sozial Schwache nur noch konzentriert in bestimmten Wohnvierteln eine Bleibe finden, drohen soziale Spannungen. Wir dürfen in unseren Städten keine Pariser Verhältnisse zulassen.
Es gibt keine Alternative: Wir müssen bauen
Um zu verhindern, dass Menschen aus ihren angestammten Wohnvierteln verdrängt werden, müssen wir der steigenden Wohnraumnachfrage auch ein steigendes Angebot an Wohnungen entgegensetzen. Wenn wir bezahlbaren Wohnraum für alle sichern möchten, lautet die wichtigste Maßnahme daher: Bauen, bauen, bauen.
In diesen Tagen verabschiedet der Deutsche Bundestag die Bauplanungsrechtsnovelle. Wir schaffen einen neuen Baugebietstypus, das „urbane Gebiet“. So ermöglichen wir eine höhere Bebauungsdichte und damit den Bau zusätzlicher Wohnungen in den urbanen Zentren.
Das „urbane Gebiet“ wird zudem die funktionale Durchmischung in unseren Städten stärken. Getreu dem Leitbild der nutzungsgemischten Stadt der kurzen Wege fördern wir das Nebeneinander von Arbeiten, Wohnen und Wohlfühlen. Dabei lassen wir uns von der Erkenntnis leiten, dass gemischte Quartiere ein Garant für Lebensqualität und für Wohnzufriedenheit sind.
Nachverdichtung in den Zentren, Neubau an den Ortsrändern
Laut einer aktuellen Studie müssen alleine in den sieben größten deutschen Städten bis 2020 pro Jahr mehr als 88.000 Wohnungen entstehen. Wir werden das nicht allein durch Geschossaufstockungen und das Schließen von Baulücken erreichen, denn schon heute stoßen wir vielmals an die Grenzen von Verdichtung und erleben den Widerstand angestammter Bewohner. Es ist auch gar nicht wünschenswert, unsere Städte so sehr zu verdichten, dass man den Himmel nicht mehr sieht. Auch in zentralen Lagen brauchen wir Licht, Luft und Sonne.
Deshalb war es mir wichtig, im neuen Gesetz neben der Innenentwicklung auch auf beschleunigte Planungsverfahren an den Ortsrändern zu setzen. Der erleichterte Wohnungsbau dort wird die Innenstadtlagen entlasten und vielen Bürgern die Chance auf eine bezahlbare Wohnung eröffnen.
Miteinander statt nebeneinander
Die Änderung des Baurechts für mehr und schnelleren Wohnungsbau ist notwendig, aber nicht hinreichend. Weitere mögliche Bausteine sind die Einführung eines Baukindergeldes und die steuerliche Förderung des Mietwohnungsbaus mittels einer Sonderabschreibung. Auch die Entbürokratisierung von Vorschriften und Normen gehört auf die Tagesordnung; die Länder sollten sich hierfür endlich auf eine Musterbauordnung einigen.
Das Wachstum der Städte müssen wir gestalten. Dabei ist der Wohnungsbau eine zentrale Säule. Nur dann werden unsere Städte auch in Zukunft Orte sein, in denen die Menschen nicht nebeneinander, sondern gern miteinander leben.
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