Als Arbeitnehmer im Ausland: Was müssen Expats beachten?

Sie haben eine Stelle zu vergeben, finden aber keinen geeigneten Bewerber? Hallo Fachkräftemangel. Expats können eine Lösung sein. Doch erst 13 Prozent der deutschen Firmen suchen weltweit.

Acht Tipps: So gelingt der Start in Deutschland

Malte Zeeck
  • Viele deutsche Unternehmen werben um ausländische Fachkräfte
  • Trotzdem fällt Expats der Start in Deutschland nicht leicht
  • Strategien gegen die häufigsten Probleme helfen beim internationalen Umzug

3.388 Reaktionen

For English version see below

Für meinen Job als Fernsehreporter war ich auf der ganzen Welt unterwegs und habe unter anderem längere Zeit in Indien und Brasilien gelebt. Dabei habe ich viele typische Herausforderungen, die sich beim Leben und Arbeiten im Ausland stellen, am eigenen Leib erfahren. Basierend auf unseren eigenen Erlebnissen haben mein Mitgründer Philipp von Plato und ich uns deshalb dazu entschieden, ein internationales Netzwerk für Expats zu gründen, das den Auslandsaufenthalt zu einem positiven Erlebnis machen soll.

Von den Erfahrungsberichten unserer Mitglieder wissen wir, dass Expats in Deutschland oft Schwierigkeiten haben, sich einzuleben. Zu den größten Herausforderungen gehört die Sprachbarriere – aber auch bürokratische Hürden, mit denen Deutschland die Zugezogenen konfrontiert. Ein unterschriebener Arbeitsvertrag allein genügt also nicht, um den Auslandsaufenthalt erfolgreich zu machen, und die Vorbereitungen für den Umzug sollten sich dementsprechend auch nicht nur auf die neue Anstellung beschränken. Diese acht Tipps können beim Umzug nach Deutschland helfen:

1. Den Arbeitsmarkt kennenlernen: Noch vor dem Umzug sollte man recherchieren, wie gut die eigene Qualifikation zum deutschen Arbeitsmarkt passt und in welcher Region die größte Nachfrage besteht. Manchmal ist es sinnvoll, sich vor dem Umzug beruflich neu zu orientieren oder fortzubilden. Außerdem muss man überprüfen, ob die eigene Qualifikation in Deutschland überhaupt anerkannt wird, und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen. Das gilt nicht nur für den medizinischen Bereich.

2. Das richtige Visum: Nicht jeder, der einen Job in Deutschland hat, bekommt auch automatisch eine Arbeitserlaubnis. Die „Blaue Karte EU“ erhalten zum Beispiel nur Bewerber mit einem anerkannten Studienabschluss und entsprechend hohem Einkommen. Zudem unterscheiden sich die Voraussetzungen je nach Herkunft des Bewerbers. So können beispielsweise Amerikaner ganz entspannt nach Deutschland reisen, um hier ihr Arbeitsvisum zu beantragen, während ein Mitarbeiter aus dem Libanon zuerst eine Einreiseerlaubnis beantragen muss.


Das größte Hindernis beim Fachkräftemangel ist der Personaler. Lesen Sie hier den Kommentar unseres Gastautors Chris Pyak.


3. Die Bewerbung richtig angehen: Deutsche Bewerbungen sind in der Regel etwas sehr Formales. Personaler achten nicht nur auf Werdegang und Qualifikationen, sondern auch auf das Format der Bewerbung. Ist sie nicht sorgfältig verfasst oder fehlt ein professionelles Bewerbungsfoto, entsteht dadurch sofort ein negativer Eindruck. Wer sich schon vorher über die formalen Anforderungen informiert, ist der Konkurrenz einen Schritt voraus.

4. Die Sprache lernen: Vor allem Unternehmen ohne internationale Ausrichtung legen Wert auf gute Deutschkenntnisse. Wer die Sprache schon vor dem Umzug lernt, erarbeitet sich dadurch deutlich mehr Möglichkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Auch nach der erfolgreichen Bewerbung hilft es, mit Personalern und Vorgesetzten in deren Muttersprache kommunizieren zu können, so zum Beispiel bei der nächsten Gehaltsverhandlung.

5. Die deutsche Etikette kennen: Jedes Land hat seine Eigenarten und Mentalitäten. Eine der bekanntesten deutschen Eigenschaften ist Pünktlichkeit. Zu spät zu einem Termin oder Meeting zu erscheinen, wirkt respektlos. In alteingesessenen Unternehmen herrschen zudem oft formelle Umgangsformen, und vor allem im Finanz- oder Versicherungswesen ist ein konservativer Dresscode die Regel. Grundsätzlich gilt allerdings: Nichts ist in Stein gemeißelt! Start-ups brechen auch gern mal mit deutschen Traditionen und pflegen einen entspannteren Umgang. Am besten orientiert man sich deshalb an seinen neuen Kolleginnen und Kollegen.

6. Keine Angst vor den Deutschen: Unter internationalen Fachkräften gelten die Deutschen als sehr direkt, andererseits aber auch als etwas kühl und zurückhaltend. Es scheint daher nicht einfach zu sein, sich mit ihnen anzufreunden. Laut der Studie „Expat Insider 2018“ empfinden 30 Prozent der Befragten die Deutschen als unfreundlich. Man sollte trotzdem keine Angst vor den neuen Kolleginnen und Kollegen haben. Nach einer kurzen Kennenlernphase sind die meisten Deutschen sehr herzlich und hilfsbereit. Und wenn man sie erst mal als Freunde gewonnen hat, bleiben sie einem auch lange erhalten.

7. Die Bürokratie verstehen: Deutschland ist berüchtigt für seine Bürokratie. Von der Arbeitserlaubnis bis zur Anmeldung des Wohnsitzes – deutsche Behördengänge zwingen selbst erfahrene Expats in die Knie. Formulare gibt es oft nur in deutscher Sprache, und viele Expats benötigen Unterstützung, um die Anträge richtig auszufüllen. Doch Beamte stehen oft unter Zeitdruck oder sprechen nur Deutsch und können deshalb kaum behilflich sein. Wer Verständnisprobleme hat, kann einen Kollegen oder Bekannten um Hilfe bitten, der sich bei der Behörde informiert, welche Unterlagen gebraucht werden und wo man diese anfordern kann — oder einen sogar zum Termin begleitet. Das verkürzt zwar nicht die Wartezeit vor Ort, aber man kann zumindest sicher sein, dass man nicht noch mal wiederkommen muss.

8. Ein persönliches Netzwerk aufbauen: Nicht nur der Gang zur Behörde, sondern auch alles andere ist leichter, wenn man es nicht allein bewältigen muss. Neben dem Kontakt mit Kollegen können auch Treffen mit anderen Expats in derselben Situation eine große Hilfe sein. Expat-Gruppen, die sich regelmäßig treffen, gibt es in vielen sozialen Netzwerken, so zum Beispiel auch bei XING oder InterNations. Sie sind ein guter Weg, um neue Leute kennenzulernen, Freundschaften zu schließen und in Deutschland anzukommen. Wer sich mit anderen über alltägliche Herausforderungen austauschen kann, fühlt sich weniger allein gelassen und lebt sich im neuen Zuhause schneller ein.


Diskutieren Sie mit, liebe Leserinnen und Leser: Sind Sie selbst Expat, haben Sie einen Expat eingestellt oder arbeiten Sie mit einem zusammen? Was sind Ihre Erfahrungen?


8 tips for a successful start in Germany

Malte Zeeck, Founder and Co-CEO, InterNations

  • Many German businesses look to hire expats
  • Nevertheless, expats have a hard time getting settled in Germany
  • Strategies can alleviate the most common problems associated with moving abroad

I used to travel all over the world as a TV reporter, and I spent a great deal of time in India and Brazil. While living and working overseas, I encountered a number of challenges that expats are often faced with. Based on our experiences, co-founder Philipp von Plato and I decided to create an international network for expats to help make their stay abroad as pleasant as possible.

Based on reports from our members, we know that expats often have trouble getting settled in Germany. One of the main hurdles is the language barrier, which is accompanied by the bureaucracy expats are faced with when moving to Germany. A signed employment agreement is by no means a guarantee for a successful overseas stay, so preparations for relocation should include more than just getting ready for a new position. Here are eight tips designed to help expats get off to a smooth start when moving to Germany:

1. Get to know the labour market: Before moving, it’s a good idea to find out if your qualification is a good match for the German labour market and where demand is highest for people with such qualifications. Sometimes it can make sense to choose a new career path or to acquire a new skillset before moving. Find out if your qualification will even be recognised in Germany and, if so, what requirements are there for it to be recognised. It’s worth noting that this doesn’t just apply to vacancies in the medical sector.

2. Obtain the right visa: Not everyone who finds a job in Germany is automatically entitled to a work permit. Only job applicants with a recognised higher educational qualification and minimum annual gross salary are entitled to an EU Blue Card residence permit. The requirements also vary depending on your nationality. US nationals, for example, can enter Germany without a visa and then apply for a residence permit entitling them to for work, while a Lebanese national need to apply for a visa before entering Germany for work purposes.

3. Apply the right way: Job applications in Germany are a highly formal process. Recruiters don’t just look at an applicant’s previous positions and qualifications; they also review the presentation of the application itself. If the candidate hasn’t paid enough attention to detail or supplied a professional photo, recruiters will immediately form a negative image of the applicant in their mind. Anyone who does their homework in terms of formal requirements is already a step ahead of the competition.

4. Learn the local language: Companies – especially those without any international operations – set great store on having good German language skills. Anyone who makes an effort to learn the language before relocating will find many more doors open to them on the German labour market. If your application lands you an interview, it’s always a good thing if you’re able to communicate with recruiters and potential superiors in their native language during interviews and future salary negotiations.

5. Be aware of German etiquette: Every country has its own idiosyncrasies. Germans are famed for their punctuality, and they consider it a sign of disrespect if you turn up late to a meeting or appointment. Long-standing businesses often use a more formal tone, while the finance and insurance industries generally have a more conservative dress code. Nevertheless, nothing is set in stone, and you’re bound to come across start-ups who do away with German traditions in favour of a more relaxed working environment. The best thing to do here is follow the lead of your new colleagues.

6. Don’t be afraid of the Germans: Expats consider the Germans to be very direct, yet somewhat reserved and aloof. This seems to make it tricky to make friends with them. According to the Expat Insider 2018 study, 30 per cent of those surveyed said that they consider the Germans to be unfriendly. Having said that, there’s no need to be afraid of new colleagues as the Germans soon warm to people and are willing to help out once they get to know you. Once you make friends with a German, they tend to be lasting friendships.

7. Understand the bureaucracy: German bureaucracy is notorious, and even seasoned expats can end up wanting to tear their hair out when faced with seemingly simple tasks such as registering at a certain address or obtaining a work permit. Forms are often only available in German, so many expats need help filling in applications correctly. This is compounded by the fact that civil servants are often pressed for time or only speak German, meaning that they can’t take the time to help expats fill in the forms properly. Anyone who has trouble understanding the process and forms should ask a work colleague or friend if they can find out what documentation is required and where to obtain it. Maybe they can even come along to appointments. This won’t help you jump the queue, but at least that way you’ll get the job done properly and won’t need to return because you misunderstood or forgot something.

8. Build up a contact network: Contacts aren’t just useful when dealing with the authorities, they also make life in general easier and much more pleasant. Fostering relationships with work colleagues and attending expat get-togethers are always a good idea. Look out for expat groups on social media such as XING or InterNations as regular events are a great way to meet new people, make new friends, and feel more at home in Germany. They say a problem shared is a problem halved, so it’s good to have an opportunity to talk about the trials and tribulations of everyday life with people in a similar situation. That way, you’ll soon feel right at home in Germany.

Malte Zeeck, founder and Co-CEO at InterNations, has experienced life as an expat. After graduating from the University of St. Gallen he travelled the world as a TV reporter for German broadcasters such as n-tv and ARD. In 2007, Malte and Philipp von Plato decided to create the InterNations network, which now has 3.2 million members in 420 cities, making it the world’s largest expat community.

Veröffentlicht:

Malte Zeeck
© InterNations
Malte Zeeck

Gründer und Co-CEO, InterNations

Malte Zeeck, Gründer und Co-CEO von InterNations, hat selbst Erfahrungen als Expat gesammelt. Nach seinem Studium in St. Gallen bereiste er als Fernsehreporter für Fernsehsender wie N-tv und ARD die Welt. Im Jahr 2007 gründete er basierend auf diesen Erlebnissen zusammen mit Philipp von Plato das Netzwerk InterNations, mit 3,4 Millionen Mitgliedern in 420 Städten heute die weltweit größte Community für Expats.

Mehr anzeigen

Werd kostenlos XING Mitglied, um regelmäßig Klartext-Debatten zu aktuellen Themen zu lesen.

Als XING Mitglied gehörst Du zu einer Gemeinschaft von über 21 Mio. Berufstätigen allein im deutschsprachigen Raum. Du bekommst außerdem ein kostenloses Profil, spannende Fach-News und passende Job-Vorschläge.

Mehr erfahren