Chinas Comac soll neue Macht am Himmel werden
Der Staatskonzern Comac will noch in diesem Jahr mit der Auslieferung von Chinas erster größerer Passagiermaschine beginnen. Airbus und Boeing, die seit Jahrzehnten über ein Duopol in der zivilen Luftfahrt verfügen, schauen genau auf den neuen Konkurrenten. Politische Spannungen zwischen Peking und Washington bereiten derweil der gesamten Branche Probleme.
Für Boeing steht in den nächsten Tagen eine äußerst wichtige Entscheidung an. Am Mittwoch hob vom Hauptsitz des US-Flugzeugbauers in Seattle eine Boeing 737 Max 7 in Richtung China ab. Nach einem Zwischenstopp in Hawaii soll sie am Samstag in Shanghai ankommen und dort den Behörden für Testzwecke zur Verfügung gestellt werden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Es geht um die Frage, ob der Flugzeugtyp, der vor zwei Jahren nach zwei fatalen Abstürzen mit 346 Todesopfern weltweit von vielen Staaten die Start-Erlaubnis entzogen worden war, nun endlich auch in China wieder fliegen darf. Boeing, das von dem Desaster finanziell schwer getroffen wurde, hat Verbesserungen an der Maschine vorgenommen und so das Vertrauen vieler Kunden zurückgewinnen können. In rund 175 Länder darf die 737 Max wieder fliegen – nur ausgerechnet China, wo Boeing vor den Abstürzen rund ein Viertel seiner 737-Max-Maschinen verkaufte, lässt sich mit einer neuen Genehmigung Zeit.
Vermutlich ginge alles viel schneller, hätten die Spannungen der beiden Weltmächte nicht auch längst die Luftfahrtindustrie erreicht. Nachdem Boeing und das europäische Airbus faktisch über Jahrzehnte ein Duopol am Himmel besaßen, möchte auch China ein Stück vom Kuchen. Nach jahrelangen Testflügen wird erwartet, dass bis Ende dieses Jahres der chinesische Staatskonzern Comac die Zulassung für seine C919 im Heimatmarkt erhalten wird. Damit wäre der Weg für einen kommerziellen Einsatz der ersten größeren Passagiermaschine aus chinesischer Herstellung frei. Die ersten Auslieferungen der C919 sollen laut Comac dann auch noch in diesem Jahr erfolgen.
Konkurrenz zu Boeings 737 und Airbus A320
Der Flieger soll mit 168 Sitzen und einer Reichweite von 4.075 Kilometern mit Boeings 737-Reihe und dem Airbus A320 konkurrieren, zwei der meistverkauften Flugzeuge der Welt. Zwar sind sich Luftfahrt-Experten einig, dass zumindest die erste Version der Comac technologisch noch lange nicht auf dem Stand der Konkurrenz von Boeing oder Airbus sein wird. Vor allem der Kerosin-Verbrauch dürfte deutlich höher ausfallen. Doch was macht das schon, wenn Chinas staatliche Fluggesellschaften dennoch bereitwillig bestellen werden.
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