Job & Karriere

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Das Geheimnis guter Zusammenarbeit: Sind Deine Kollegen bereit für diese genialen Ideen?

Wie lässt sich das Miteinander im Büro revolutionieren? Anja Zerbin, Autorin des Buches "Workspotting", teilt ihre Ideen, wie wir effektiver und harmonischer zusammenarbeiten können. Im Interview mit XING enthüllt sie die Geheimnisse hinter erfolgreichen Teams und gibt praktische Tipps, um den Arbeitsalltag zu verbessern.

XING: Wenn Du Deine Lieblingskollegin beschreiben müsstest, welche Charaktereigenschaften sollte diese Person haben?

Anja Zerbin: Die Frage ist knifflig. Wenn ich meine Lieblingskolleg•in beschreiben müsste, wäre es eine Person, die sowohl produktiv als auch unterhaltsam und zudem sehr direkt ist. Normalerweise mögen wir Kollegen, die ähnliche Werte und Ansichten haben wie wir, vergleichbar arbeiten oder zumindest unseren Sinn für Humor teilen.

Für mich persönlich wäre meine Lieblingskolleg•in jemand, der ähnliche Ziele und Arbeitsweisen hat wie ich. Obwohl ich nicht unbedingt jeden Aspekt ihrer Persönlichkeit mögen müsste, würden uns gemeinsame Ziele oder Herangehensweisen verbinden. Ich könnte meine Lieblingskolleg•in manchmal mögen und manchmal nicht, aber zusammen könnten wir eine Menge erreichen.

Welche Vor- und Nachteile hat es konkret, wenn man mit Kolleg•innen befreundet ist?

Es ist natürlich schön, wenn so etwas passiert. Es birgt aber auch die Gefahr, dass wir uns zu ähnlich sind und bestimmte Sichtweisen dadurch ausschließen. Es ist sicherlich gut fürs Klima, manchmal allerdings nicht förderlich für das Ergebnis.

In Deinem Buch schreibst Du „Zusammenarbeit ist nichts für Feiglinge“. Wie sieht es aus, wenn feige Menschen zusammenarbeiten?  

Das bezieht sich auf unsere -zugegebenermaßen sehr überspitzte- Klassifizierung in Opfer, Täter und Aushalter von Zusammenarbeit. Feiglinge wären dann Aushalter, also diejeniegen, die sich nicht äußern, sich nicht positionieren, den Mund halten, sich wegducken. Im besten Fall ist Zusammenarbeit dann einfach langweilig. Tut nicht weh, bringt aber auch niemanden voran. Wenn wir nicht bereit sind, Zusammenarbeit zu hinterfragen, dann kommt es im schlimmsten Fall zum Stillstand- und nichts ist so schlimm wie Stillstand.

 Wie genau meinst Du das?

Wenn im Team nie Aufgaben hinterfragt werden, Prozesse kritisch betrachtet oder Rollen reflektiert werden, kann es logischerweise auch zu keiner Entwicklung kommen.

Sollte „Aushalten“ der Normalzustand im Unternehmen sein, muss ich mir zumindest die Frage stellen, warum das so ist. Keine akute Notwendigkeit? Angst? Wenn das der Fall ist, habe ich weder Raum für Entwicklung noch für Kreativität. Wenn ich mich aus Furcht vor Konsequenzen stets feige weg ducke, hilft das weder dem Produkt oder Unternehmen, noch erfüllt es mich in meiner Arbeit.

 Was kann helfen, mutiger zu werden in der Zusammenarbeit?

Es muss ja nicht immer gleich der ganz große Culture Hack sein, manchmal ist Mut auch einfach schon, ehrlich zu sich selbst zu sein. Warum habe ich gerade nicht meinen Mund aufgemacht? Warum äußere ich nicht mal, was mich am Miteinander nervt - oder eben auch mal freut oder begeistert? Auch Lob erfordert Mut. 

Viel zu häufig nehmen wir die Reaktion des Anderen vorweg. Es lohnt sich also auch mal an die eigenen Glaubenssätze heranzugehen: Warum glaube ich denn, wenn ich jetzt etwas sage, dass ich dann sofort gefeuert werde oder mich dann keiner mehr mag? Das passiert meistens nur im Kopf. Denn wenn wir Dinge doch ansprechen, dann ist die Reaktion des Gegenübers meistens besser als erwartet. Ein geschützter Raum in dem kleine Schritte möglich sind, hilft um mutiger zu werden. Und auch ein unerwartetes gutes Wort ist gar kein schlechter Anfang.

 Wie hat sich Zusammenarbeit im Verlauf Deiner Karriere verändert?

Als ich vor 25 Jahren gestartet bin, hat Zusammenarbeit für mich innerhalb von Ebenen voneinander getrennten Hierachiestufen stattgefunden. Da gab es mich und meine Kolleg•innen,  die Chefebene und vielleicht noch eine weitere Führungsebene dazwischen. Mit den anderen Hierarchiestufen zusammen zu arbeiten, entsprach damals weder meiner Erfahrung oder Erwartung, noch dem Verständnis der Hierarchie von Zusammenarbeit.

Ansagen kamen „von oben“, die wurden dann mit den Kollegen auf meiner Ebene umgesetzt. Heute ist das anders. Ich schätze den Rat von Menschen, die in anderen Abteilungen und auf einem anderen Karrierelevel unterwegs sind als ich. Ideenreichtum und Motivation haben wirklich nichts mit Hierarchie zu tun. Die Mitarbeiter anderer Level sind per se nicht blöder, fauler oder unkreativer als ich. Gleichzeitig findet Zusammenarbeit zunehmend divers in Projekten statt. Meine Perspektive auf Zusammenarbeitens hat sich also über ein Top-Down Ansatz zu einem Co-Kreativen Ansatz entwickelt.

©Anja Zerbin
Wie "Workspotting" funktioniert, kannst Du in Anjas Workshops erleben!

Sind Hierarchien und Positionen somit obsolet für eine gute Zusammenarbeit?

Titel sind aus meiner Sicht Schall und Rauch. Was wir brauchen, ist eine Struktur, der wir uns alle verpflichtet fühlen und Ziele, die wir gerne gemeinsam erreichen möchten. Es braucht Transparenz und es braucht ein gemeinsames Verständnis davon, was gemeinsam erreicht werden soll, wer auf diesem Weg für welche Aufgaben Verantwortung übernimmt. Allen muss also klar sein, wer welche Rolle ausfüllt. Wie man diese dann benennt, ist zweitrangig. Aber was die Rollen umfassen und wer sie ausfüllt ist unerlässlich für gute Zusammenarbeit. 

 Welche Rolle hat Zuhören für Dich in der Zusammenarbeit?

Es gibt auf jeden Fall Unterschiede indem wie ich zuhöre. Halte ich nur den Mund und formuliere meine Antwort schon im Kopf oder versuche ich die Sichtweise meines Gegenübers wirklich zu verstehen? Wie ich zuhöre, wirkt sich fundamental auf meine Zusammenarbeit aus. 

Inwiefern?

Wenn wir uns nur bewusst machen, dass es vom weghören, über vortäuschen, projizieren bis zum empathischen Zuhören alles gibt, dann ist es einfacher ab und zu zu reflektieren, was genau wir denn jetzt im Gespräch machen. Und sobald mir bewusst wird, wie ich gerade zuhöre, kann ich die Qualität des Gespräches beeinflussen.

Hast Du einen Tipp wie man besser zuhört?

7 Sekunden Pausen einlegen! Dem Gegenüber Zeit zu geben, seine Gedanken zu formulieren oder einen weiteren Gedanken hinterher zu hängen. Das entspannt Gedankengänge und Gespräche. Wichtig ist es mit der eigenen Körpersprache, mit Blickkontakt zu signalisieren: ich bin bei dir und höre dir zu. Das ist schön, denn damit ermutigst Du dein Gegenüber weiterzudenken und zu formulieren. Sieben Sekunden fallen übrigens keinem auf, das kenne ich noch vom Theater spielen. Was für den Schauspieler ein gefühlter Hänger ist, kann sich für das Publikum manchmal als als wohltuende Pause anfühlen.

Zusammenarbeit hat durch das Homeoffice eine neue Dimension bekommen. Wie siehst Du die Rückkehr der Anwesenheitspflicht im Büro, die gerade vielerorts diskutiert wird? 

Es ist klar, dass Beziehungen und Zusammenarbeit bei denen wir physische und physiologische Signale empfangen und senden sich von rein digitalen unterscheiden. Von daher begrüße ich jede Möglichkeit, mit anderen Leuten persönlich in den Kontakt zu kommen.

 Wenn ich meine Mitarbeiter•innen dazu verpflichten muss, ins Büro zurückzukommen, muss ich mich schon fragen, warum es denn so weit kommen muss sie per Anordnung zurück ins Büro zu zwingen.

Mit der Digitalisierung oder den neuen Arbeitsweisen ist die Arbeitswelt großen Veränderungen ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund: Wo siehst Du die größten Herausforderungen in die Arbeitswelt für die Zusammenarbeit? 

In meinen Augen laufen wir Gefahr, dass sich unsere Gesellschaft immer stärker auf individuelle Bedürfnisse konzentriert. Das bedeutet in einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt, dass die Bereitschaft und Fähigkeit zur Zusammenarbeit mit anderen Menschen abnimmt. Wenn jeder nur noch auf seine eigenen Ziele fixiert ist, führt das sehr wahrscheinlich zu einem schlechteren Teamgeist und kann die Effizienz der Arbeitsprozesse schmälern.

Auch die Zunahme an digitalen Kommunikationsmitteln kann das persönliche Miteinander beeinträchtigen. Dabei besteht die Gefahr, dass reine Online-Interaktion zu einer Entfremdung zwischen Teammitgliedern führt und persönliche Beziehungen einfach vernachlässigt werden. 

Wir dürfen also nicht aufhören, die Bedeutung vom „Miteinander“ und zwischenmenschlichen Beziehungen zu betonen.

Zum Buch Workspotting 🔎

Erschienen im Murmann Verlag
In über 30 Kurzgeschichten wird Zusammenarbeit in all Ihren Facetten dekonstruiert. Magic Moments inklusive!

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