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Gründerin Elsa Bernadotte: So steigst Du als Quereinsteiger in der Tech-Branche ein

Klimaretter und Karma-Gründer: Hjalmar, Elsa, Ludvig und Mattis ©Karma

Ohne Fachkenntnisse in der Tech-Branche durchstarten? Serien-Unternehmerin Elsa Bernadotte aus Schweden hat es vorgemacht. Ihre Anleitung, wie man auch ohne Informatik-Studium ein Tech-Business hochzieht.

Elsa Bernadotte bezeichnet sich selbst als radikale Slacktivistin. Allerdings hat sie den eher negativ besetzten Begriff, der im deutschen gern mit „Sofa-Aktivismus“ übersetzt wird, in eine positive Richtung umgelenkt. „Ich bin Mitglied der am wenigsten ambitionierten und leckersten Klimabewegung“, heißt es etwa auf ihren Social Media Accounts. „Eine von den Leuten, die helfen die Erde zu retten, indem sie das Normalste der Welt tun – essen.“

Das ist leicht untertrieben, denn sie selbst hat viel mehr für ein nachhaltiges Leben getan, als nur zu essen. Elsa Bernadotte gründete 2015 mit drei Freunden das schwedische Unternehmen „Karma“. Dessen Kern ist eine App, über die Restaurants ihre übrig gebliebenen Portionen zum Verkauf anbieten. Die Kunden können sich die Gerichte zum halben Preis abholen, die Gastronomen verdienen daran, statt Essen wegzuwerfen, und alle haben gemeinsam das gute Gefühl, nicht nur ein vorteilhaftes Geschäft gemacht, sondern auch noch zum Wohl der Welt beigetragen zu haben. Mittlerweile hat die Plattform über 1 Million Nutzer in Schweden, Frankreich und Großbritannien. Die Rettungsbilanz ist enorm: mehr als 1.200 Tonnen Lebensmittel konnten bereits vor einem Ende auf der Deponie bewahrt werden. 📑

Serientäterin und Slacktivistin

Ihren Kampf gegen Lebensmittelverschwendung führt die 33-jährige Chief Operating Officer/Chief Product Officer mit den Mitteln der Tech-Branche, in die sie relativ spät eingestiegen ist. „Laptop und Smartphone seien noch keine selbstverständlichen Gegenstände in ihrem Kinderzimmer oder während ihres Teenager-Daseins gewesen. Zudem fühle sie sich als Frau in der Tech-Welt durchaus ‚ein bisschen einsam‘“, schreibt die Neue Zürcher Zeitung über sie.

Das hat sie als Gründerin nicht davon abgehalten, „Serientäterin“ zu werden. Zwei Jahre vor dem „Karma“-Launch war sie Co-Gründerin des Eiscreme-Start-ups „Pop Fruits", mit dem sie in die Niederlande und nach Spanien expandierte und es anschließend verkaufte. Mit ihren unternehmerischen Erfolgen schaffte sie es in begehrte und erstaunliche Rankings – von der Forbes-Liste der „30 unter 30“ bis hin zu den „40 hottest serial entrepreneurs under 40“ von Dagens Industri.

Einer Umfrage zufolge, deren Ergebnisse in dem „Whitepaper: Frauen in Tech" veröffentlicht wurden, interessieren sich 44 Prozent der Mädchen und jungen Frauen für MINT-Fächer, wenn sie weibliche Vorbilder aus diesem Bereich haben – bei den Befragten ohne Vorbild sind es nur 22 Prozent. Elsa Bernadotte ist eine der Vorbildfrauen, die für mehr Sichtbarkeit von weiblichen Führungskräften und Tech-Spezialistinnen sorgen. Zwei wichtige Botschaften zu diesem Thema teilte sie in dem Gespräch mit der NZZ.

1. Tech-Zugang für Frauen erleichtern

Wichtig sei, sagt Elsa Bernadotte, dass Frauen leichter in Kontakt kommen könnten mit der Tech-Welt und deren Möglichkeiten. Das sei für die heutige junge Generation allerdings schon einfacher als für die ihre.

Unbenommen fehlen Bildungsangebote und Initiativen, die bereits Mädchen und junge Frauen für Digitalisierung und IT begeistern. Auch mehr Wettbewerbe und Coachingangebote für Gründerinnen im IT-Bereich sind notwendig.📑 Um sich aber selbst Zugang zu Tech-Themen zu verschaffen, helfen Angebot wie die kostenlosen Mentorin-Sessions von „Coffee Code Break“, über die Frauen aus der Branche den Interessentinnen einen Einstieg in die Tech-Welt ermöglichen und ihnen helfen, ein Netzwerk aufzubauen.

Außerdem ist es wichtig, die eigenen Vorurteile abzubauen, um sich den mentalen Zugang zu erleichtern. Wer in der Tech-Branche arbeiten möchte, muss kein Nerd sein. Neben fachlichen Skills sind noch ganz andere Fähigkeiten gefragt. Die folgende Liste zählt auf, welche Eigenschaften eine ProgrammiererIn mitbringen sollte. Erstellt wurde sie von DevSkiller, der Plattform für technische Talente.

  1. Neugierde
  2. Liebe zum Detail
  3. Klar denken können
  4. Planen können
  5. Respekt für Fristen
  6. Top-Lesegeschwindigkeit und -verständnis
  7. Fähigkeiten erlernen können
  8. Das eigene Wissen beurteilen zu können
  9. Leidenschaft und Begeisterung
  10. Anpassungsfähigkeit
  11. Fähigkeit, mit Fehlern umzugehen
  12. Kommunikationsfähigkeit
  13. Teamwork-Mentalität
  14. Faulheit – denn Faule kommen auf zeitsparende Lösungen

2. Auch als Quereinsteiger•in hat man Chancen

„Ich war 26, als ich mit dem Sektor erstmals wirklich in Berührung kam. Das ist untypisch für die Branche und hat mich schon ein bisschen eingeschüchtert. Doch jetzt weiß ich, dass man auch als Spätzünder noch die Grundlagen erwerben kann, um die relevanten Prozesse zu verstehen.“

Die Weiterbildungsfachleute von LVQ geben folgende Empfehlungen, wie ein beruflicher Quereinstieg gelingen kann:

  1. Ein zielgerichteter Quereinstieg läuft eher nicht über Bewerbungen auf offene Ausschreibungen, sondern über die Jobsuche im verdeckten Stellenmarkt – über Recherche, Netzwerke, Kontakte und Empfehlungen.
  2. Erwähnen Sie im Lebenslauf Tätigkeiten, die bereits zum neuen Arbeitsfeld passen. Schreiben Sie im Anschreiben von Ihren Interessen, die sich für den neuen Berufswunsch eignen.
  3. Welche Fähigkeiten und Interessen kann ich aus meinem alten Beruf auch anderswo einsetzen? Suchen Sie nach Anknüpfungspunkten.
  4. Gerade, wenn Sie noch in der Phase der beruflichen Positionierung sind, ist es wichtig, neue Praxisfelder auszuprobieren oder mindestens mit Menschen zu reden, die das tun, was Sie vielleicht machen möchten.
  5. Wenn Sie wissen, wohin Ihre berufliche Reise geht, halten Sie Ausschau nach passenden Weiterbildungen, die Sie für Ihre neue Tätigkeit qualifizieren können.

Weitere Lektüre zum Thema:

XING INSIDERIN Anja Schauenburg: Keine Angst vor dem Knick im Lebenslauf

Die Expertin für Personalveränderung und Trennungsmanagement rät in ihrer Serie „Den Quereinstieg erfolgreich meistern“ zu Kursen, in denen man sich in sechs bis 13 Wochen die nötigen IT-Kenntnisse aneignen kann. „Coding-Bootcamps, Schnellkurse und Umschulungen helfen dabei, schnell den Quereinstieg zu meistern und somit in Zeiten des Wandels beschäftigungsfähig zu bleiben. Der dadurch entstandene Knick im Lebenslauf macht heute auch nichts mehr aus: Viele Unternehmen erkennen darin eher die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen und das Interesse, neue Wege zu gehen. Die Agentur für Arbeit stellt für einige Coding-Bootcamps, Umschulungen und Schnellkurse einen Bildungsgutschein aus. Welche Voraussetzungen Sie für den Erhalt erfüllen müssen, klären Sie am besten direkt mit der Bundesagentur für Arbeit.“

Welche Erfahrungen hast Du gemacht? Hast Du einen Quereinstieg oder Branchenwechsel gemeistert? Schreibe uns Deine Erfahrungen in die Kommentare.

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