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Innovatives Arbeitskonzept: Montag ist „Schontag“

©Foto: Getty Images

Bei der Digitalagentur „quäntchen+glück“ in Darmstadt geht montags nie jemand ans Telefon – denn Montag ist „Schontag“. Was es damit auf sich hat und wie man auf die Idee kam, erklärt „Schontags“-Organisatorin Annegret Zimmermann.

XING: Frau Zimmermann, wo arbeiten Sie denn heute?

Annegret Zimmermann: Im Home-Office in Frankfurt. Gestern war ich im Coworking-Space in Köln und am Montag bin ich wieder bei „quäntchen+glück“ im Büro in Darmstadt.

Da haben Sie dann ja auch einen wichtigen Termin.

Zimmermann: Genau, denn ich organisiere und moderiere den „Schontag“, den wir im Frühling 2018 eingeführt haben.

Was kann man sich denn darunter vorstellen?

Zimmermann: Da bei uns jeder arbeiten kann, wann und wo er will, und unser Koordinationsaufwand entsprechend hoch ist, haben wir den Montag als „Schontag“ etabliert: Alle Meetings, Planungen, interne Absprachen und Weiterbildungen werden auf diesen Tag gelegt, damit wir uns den Rest der Woche voll konzentriert unseren Kunden widmen können.

Das teilen wir diesen auch rigoros mit: Jeden Montag stöpseln wir unsere Telefone aus und lassen die Postfächer zu. „Kein Anschluss unter diesem Montag“, tönt es dann aus dem Anrufbeantworter, „wir sind heute nicht für Sie da, damit wir den Rest der Woche für Sie da sein können.“ Wir nennen das Schontag. Weil schon Montag ist, wir montags schon alle Absprachen erledigt haben und wir uns und unsere Kunden für den Rest der Woche schonen.

Und wie läuft das konkret ab?

Zimmermann: Es gibt eine Begrüßungsrunde, ein gemeinsames Mittagessen und eine Abschlussrunde als Rahmen. Morgens teilen wir uns im Kreis stehend unsere Stimmung, unsere Anwesenheit der kommenden Wochen, Sessions des Tages und Learnings der letzten Woche mit. Anschließend besprechen wir in acht 15-Minuten-Sessions einzelne Projekte. Am Nachmittag geht’s mit intensiveren Meetings von 30 bis 60 Minuten Länge weiter. Wussten wir früher manchmal nicht, wo oder bei wem wir ein Thema platzieren können, ist es heute ganz einfach: Wir bieten eine Session dazu an!

Warum wurde der Schontag eingeführt?

Zimmermann: Wenn ein Mitarbeiter – bei uns „Quäntchen“ genannt – im Büro sitzt, das andere im Homeoffice, das nächste im Cowork oder in der Bahn, sind Meetings schwierig – und es wird nicht leichter, wenn die einen um 8 Uhr und die anderen um 14 Uhr anfangen zu arbeiten. Da es immer kniffliger wurde, Termine für Meetings, interne Themen und Projektabsprachen zu finden, zu denen alle da sind, haben wir den „Schontag“ eingeführt.

Gibt es mittlerweile nicht genügend interaktive Kommunikationstools, mit denen man die Absprachen organisieren könnte?

Zimmermann: Die gibt es und die nutzen wir auch. Doch all das ersetzt einfach nicht den Moment, in dem man physisch in einem Raum zusammenkommt und gemeinsam die gesamte Woche plant.

Wie reagieren die Kunden darauf, dass bei Ihnen am Montag niemand zu erreichen ist?

Zimmermann: Wir haben befürchtet, dass sie Sturm laufen könnten. Doch das Gegenteil war der Fall: Es gab keinerlei negative Rückmeldung. Viele haben sogar gesagt: Wow! Das klingt spannend, können wir das nicht bei uns auch machen?

Als Agentur, die auch Kulturentwicklung anbietet, um vor allem Mittelständler fit für die Digitalisierung zu machen, könnten sie. Oder?

Zimmermann: Wir haben gemerkt, dass das Konzept nicht 1:1 übertragbar ist, man muss es an die speziellen Anforderungen des einzelnen Unternehmens anpassen. Aber prinzipiell ist so eine Art „Schontag“ nach dem Barcamp-Modell schon übertragbar. Wir haben durch die ständige Anpassung und Veränderung unseres „Schontags“ in einem Jahr schon Vieles gelernt, das wir als Erfahrung an unsere Kunden weitergeben können. Wir beraten nicht nur zu New-Work-Themen, sondern leben sie auch.

Gibt es noch andere innovative Ansätze, die Sie vorleben?

Zimmermann: Ja, eine ganze Menge. Bei uns bekommen zum Beispiel alle das gleiche Gehalt, wir haben eine Urlaubsflatrate und im „quollektiv“ entscheiden wir soziokratisch. New Work heißt für uns vor allem: Gemeinsam an der Arbeit arbeiten.

Das Interview führte Maria Zeitler

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