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Wie Betreuer Umgang mit jungen Flüchtlingen lernen

Erzieher Alexander Hübner mit dem 15-jährigen unbegleiteten Flüchtlingsjungen Jamed aus Afghanistan Erzieher Alexander Hübner mit dem 15-jährigen unbegleiteten Flüchtlingsjungen Jamed aus Afghanistan
Erzieher Alexander Hübner mit dem 15-jährigen unbegleiteten Flüchtlingsjungen Jamed aus Afghanistan
Quelle: dpa
Die Arbeit mit jugendlichen Flüchtlingen ist für viele Betreuer Neuland. Die Uni Würzburg bietet deshalb einen Lehrgang zur Unterstützung an. Das Projekt könnte bundesweit Schule machen.

Worum geht es

Alexander Hübner betreut junge Flüchtlinge, die ohne ihre Eltern oder Verwandte in Deutschland angekommen sind. Bis zu zwölf Kinder sind in seiner Gruppe. „Eigentlich sollten die minderjährigen Jugendlichen genauso behandelt werden wie die deutschen Heimkinder. Doch da gibt es noch Diskrepanzen“, sagt er. Die meisten müssten sich ein Zimmer teilen. Manchmal sogar Sechser-Zimmer.

„Zur Ruhe kommen sie da schwer.“ Auch bei der Auswahl der Wohnräume wird oft zunächst pragmatisch gehandelt. So werden Schulräume zu Schlafzimmern und Aufenthaltsräume zu Küchen. „Es ist vieles suboptimal“, betont Hübner.

Flüchtlingsarbeit erfordert Professionalität

Da sollte seiner Meinung nach zumindest fachlich alles Hand und Fuß haben. Auch deshalb hat er sich für eine Weiterbildung an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt angemeldet, die sich ganz konkret an Betreuer von unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen richtet. „Ich erhoffe mir davon mehr theoretische Basis für die Praxis, damit wir ein Stück mehr Professionalität haben“, sagt der 31-Jährige, der Erzieher und Krankenpfleger gelernt hat.

Der harte Alltag für Flüchtlinge und Helfer in Berlin

Der aktuelle Flüchtlingsandrang bringt alle Beteiligten an ihre Grenzen: Behörden, Asylsuchende, Helfer. Diesem Thema widmet sich Michel Friedman in seiner Reportage am 8. Oktober 2015 um 17.15 Uhr auf N24.

Quelle: N24

Genau diese Zielgruppe will die Hochschule für angewandte Wissenschaften mit dem nach ihren Angaben bundesweit ersten Lehrgang dieser Art erreichen: Menschen aus der Praxis, die ihr Wissen für den Umgang mit den geflüchteten Jugendlichen ausbauen wollen. Unter den 30 Teilnehmern sind Pädagogen, Erzieher, Lehrer und Sozialarbeiter. Der halbjährige Weiterbildungskurs „Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ ist berufsbegleitend.

Flüchtlingsheimen fehlen Fachkräfte

Die Weiterbildung soll helfen, den immensen Bedarf an Fachkräften zu decken. „Wir brauchen unbedingt Expertise und Fachkräfte, um den Ansturm von jungen Flüchtlingen bewältigen zu können“, sagte der Vizepräsident der Hochschule, Ralf Roßkopf.

Zuletzt waren allein in Bayern rund 10.000 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge registriert. Deutschlandweit sind es etwa 60.000 Kinder und Jugendliche. „Die haben ganz andere Bedürfnisse als Erwachsene, und darauf muss man Rücksicht nehmen“, sagt Roßkopf.

Seiner Meinung nach besteht derzeit ein Bedarf von rund 3000 Fachkräften in Bayern, „aber der Markt ist schlichtweg leer gefegt“. Deshalb gebe es auch viele Quereinsteiger. Und vor allem an die richte sich der Lehrgang.

Pilotprojekt könnte Schule machen

Entsprechende Bachelor- und Master-Studiengänge hat die Hochschule ebenfalls konzipiert, das Master-Angebot startet im Sommersemester 2016. Davon können auch die Lehrgangsteilnehmer profitieren, denn sie dürfen nach einem Semester Module aus dem Masterstudiengang „Internationale Sozialarbeit mit Flüchtlingen und Migranten“ übernehmen und so einen akademisch anerkannten Zertifizierungslehrgang daraus machen.

Tausende Lehrer fehlen für Flüchtlings-Sprachkurse

Grundvoraussetzung für die Integration von Flüchtlingen ist die Sprache. Doch Deutschland ist auf so viele Migranten nicht vorbereitet. Es gibt nicht ausreichend Lehrkräfte für Deutschkurse.

Quelle: Die Welt

Die Hochschule geht mit dem neuen Angebot einen Weg, den auch viele andere Unis und Hochschulen in Deutschland bereits vor Augen haben. Den Wohlfahrtsverbänden Caritas und Diakonie zufolge sind in vielen Bundesländern ähnliche Studiengänge oder Weiterbildungen geplant.

Berufsbegleitende Weiterbildungen, praktische Angebote, Praxistrainings in den Einrichtungen seien dringend nötig, sagt Professor Ralf Evers von der Evangelischen Hochschule Dresden, der sich mit Religion und Sozialpädagogik beschäftigt. „Das Beste, was wir im Moment tun können, ist eine Vernetzung der Qualifikationsangebote für anerkannte Fachkräfte in der Flüchtlingsarbeit.“

dpa/md

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