Cloud Computing in Deutschland 2020 Nichts geht mehr ohne die Cloud

Autor Heidi Schuster

Fast jeder Workload kann in die Cloud verschoben oder daraus bezogen werden. Viele Unternehmen haben bereits bewiesen, dass die Cloud und digitalisierte Prozesse das Fundament für den wirtschaftlichen Erfolg sein können. Die Corona-Pandemie hat nun dazu geführt, dass auch viele Cloud-Zweifler den Schritt gewagt haben.

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Alle von IDC befragten Unternehmen haben sich umfassend mit Cloud Services und Cloud-Technologie beschäftigt.
Alle von IDC befragten Unternehmen haben sich umfassend mit Cloud Services und Cloud-Technologie beschäftigt.
(Bild: pickup - stock.adobe.com)

IDC hat im Juni 2020 in Deutschland IT- und Fachentscheider aus 200 Organisationen mit mehr als 100 Mitarbeitern befragt, um detaillierte Einblicke in die aktuellen Umsetzungspläne, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren in puncto Cloud Computing zu erhalten.

Die befragten Unternehmen haben in den vergangenen Jahren viele Erfahrungen mit Cloud Computing gesammelt. Der Erfolg und die Akzeptanz der Technologie hängen in hohem Maße davon ab, wie gut Business-Initiativen unterstützt werden. 35 Prozent der Befragten erwarten von der Cloud eine höhere Skalierbarkeit der Infrastruktur, 33 Prozent die schnellere Bereitstellung von Lösungen und 32 Prozent versprechen sich eine verbesserte IT-Sicherheit. Lange war besonders das Thema Security eine Hürde beim Umstieg. Nun zeigt sich, dass der IT-Betrieb mit einer modernen Infrastruktur und automatisierten Prozessen, wie sie die Cloud bietet, sicherer und weniger störanfällig ist. Diesen Business-Mehrwert haben Unternehmen offensichtlich erkannt und lernen ihn gerade in schwierigen Zeiten wie während der aktuellen Pandemie zu schätzen.

Unternehmen trumpfen mit umfassenden Cloud-Erfahrungen

Die Cloud in ihren verschiedenen Evolutionsstufen ist laut den Marktforschern von IDC seit 15 Jahren verfügbar. Lösungen, Technologien und Betriebsmodelle entwickeln sich mit hoher Dynamik. Die Nutzung der Bezugsmodelle von IT und der Technologie selbst hat sich in den vergangenen Jahren immer stärker ausdifferenziert.

Dieser Trend wird sich auch weiterhin fortsetzen. Aktuell befinden sich hierzulande 46 Prozent der Unternehmen in einer fortgeschrittenen Phase der Cloud-Nutzung. Sie nutzen die Cloud umfassend über mehrere Workloads auf Basis einer modernisierten Architektur, übertragbarer Lösungsansätze und umfassender Policies sowie unter Hinzuziehung eines entwickelten Provider-Managements. „Die Cloud existiert nicht neben der IT, sondern sie entwickelt sich immer stärker zum integralen Bestandteil der IT-Landschaft“, sagt Matthias Zacher, Senior Consulting Manager und Projektleiter.

Hybrid- und Multi-Clouds

Die Hybrid Cloud hat in den vergangenen 24 Monaten rasch Einzug in Unternehmen in Deutschland gefunden. Sie bietet eine optimale Umgebung, um regulatorische Anforderungen mit der Private Cloud zu erfüllen und ermöglicht es gleichzeitig, von der Flexibilität und Skalierbarkeit der Public Cloud zu profitieren. Diese nicht von der Hand zu weisenden Vorteile haben bereits mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen überzeugt und machen die Hybrid Cloud zu einem festen, produktiven Bestandteil vieler IT-Umgebungen und sind zudem ein integraler Bestandteil vieler Multi-Cloud-Strategien.

IDC beobachtet, dass die Entwicklung unaufhaltsam in Richtung multiple Clouds geht. Immer mehr Unternehmen nutzen unterschiedliche Cloud-Typen beziehungsweise die Services verschiedener Cloud-Anbieter. 87 Prozent der Befragten geben an, Multi-Cloud-Umgebungen zu betreiben oder deren Betrieb zu planen. Es steht damit außer Frage, dass sich die Multi-Cloud zum dominierenden Modell entwickeln wird und jedes Unternehmen gut beraten ist, sich das entsprechende Know-how über ein Multi-Cloud-Management aufzubauen.

Edge Computing stärkt dezentrale Computing-Ansätze

Zahlreiche Anwendungsszenarien wie etwa intelligente Videoanalysen in der Fertigung und industrielle Device-Kommunikation haben ein Bedürfnis nach dezentraler IT-Power geweckt, das mit Edge Computing adressiert wird. Edge Computing macht Rechenleistung wieder dezentral und bringt die Datenverarbeitung zurück an den Ort der Datenerfassung. Bereits ein Fünftel der befragten Unternehmen nutzt Edge produktiv. Die Gründe dafür sind hauptsächlich technologischer Natur: unvermeidbare Einbußen bei den Transaktionszeiten von Daten über lange Distanzen werden so verhindert. Zudem können höhere Standards für Datensicherheit gewährleistet werden, zum Beispiel regulatorische Vorgaben, Daten im eigenen Netzwerk verarbeiten zu müssen.

Das Thema Datenmanagement, nicht nur am Edge, sollte IDC zufolge jedes Unternehmen weit oben auf der Prioritätenliste haben, denn interne und externe Daten sind das Fundament datengetriebener Geschäftsmodelle. Allerdings sehen die Marktforscher, dass die Integration aller Daten in den meisten Organisationen eine Dauerbaustelle ist. Fehlende Konsistenz der Daten, nicht realisierte Auswertungsmöglichkeiten, aber auch unrationelle und dadurch teure Speichernutzung sowie ineffiziente Datenverarbeitungsströme seien das Resultat. Datenplattformen und Data Clouds würden hier einen sinnvollen Lösungsansatz bieten, sind aber in den Organisationen noch deutlich unterrepräsentiert.

Mehr Flexibilität dank Colocation und Hosting

Colocation-Ressourcen und Hosting Services können klare Mehrwerte liefern. Dabei beschränken sich Colocation-Ressourcen nicht mehr auf die Core-Komponenten Space, Power und Netzwerk, sondern wurden um Plattformen für den Betrieb hybrider Infrastrukturen und die Nutzung von Multi Cloud erweitert. Damit treffen sie auf einen hohen Bedarf vieler Unternehmen. 59 Prozent der Befragten nutzen oder planen Colocation-Ressourcen.

Hosting Services stellen in einem Cloud-Bezugsmodell eine außerordentliche Zahl unterschiedlicher Services bereit. Die Spanne reicht von reiner Infrastruktur wie Bare Metal Server und Storage über orchestrierte Umgebungen, Netzwerk-Hosting und Lösungskomponenten wie Backup Solutions, Datenbanken und Data Cluster bis hin zu Web-Angeboten und vollständigen Infrastrukturanwendungen. Die Grenzen zu Public-Cloud-Angeboten sind dabei häufig fließend. 67 Prozent der Befragten nutzen aktuell Hosting Services oder planen deren Nutzung.

Fazit von IDC

Die Cloud in ihren unterschiedlichen Facetten hat sich vor allem durchgesetzt, weil sie die Fragen nach Compliance, Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Skalierbarkeit, Agilität und Kundenzufriedenheit beantwortet. Die Cloud steht für fast alle Workloads zur Verfügung und unterstützt Business und IT in nahezu allen Bereichen. Unternehmen profitieren mit der Cloud sowohl in der Prozessoptimierung als auch bei Innovation, das unterstreichen die Ergebnisse der aktuellen IDC-Studie eindeutig.

Die aktuelle Anforderung besteht für Unternehmen explizit darin, aus der kontinuierlich wachsenden Zahl der Angebote und der rasanten technologischen Entwicklung die passenden Lösungen für den jeweiligen Workload auszuwählen. Dabei sind Offenheit und Integrationsfähigkeit die Hauptanforderung, um dem Businessanwender Ressourcen und Funktionalitäten aus internen und externen Quellen nahtlos zur Verfügung stellen zu können. Auch wenn derzeit in vielen Unternehmen angesichts der andauernden Covid-19-Situation die Stabilisierung des Geschäftsbetriebs im Vordergrund steht, wird die langfristige Modernisierung der Informationstechnologie und Workloads beziehungsweise Teilen von Workloads immer an Komponenten in der Cloud gekoppelt sein.

Auch die Anbieterlandschaft trägt diesem Wandel immer besser Rechnung. Dabei reicht es allerdings nicht mehr aus, nackte Cloud-Technologie und Cloud Services anzubieten. IDC ist davon überzeugt, dass in der IT der nächsten Generation Funktionen immer stärker in Business-Plattformen abgebildet werden. Das muss das gemeinsame Ziel von Anbietern und Anwendern sein. Gemessen an der aktuellen Befragung ist der deutsche Markt nach IDC Einschätzungen gut aufgestellt für die Herausforderungen, die da kommen.

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