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13.09.2021 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Mit mehr operativer Resilienz Risiken in Schach halten

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Auf ihrem Weg zu neuen Geschäftsmodellen müssen Banken nichtfinanzielle Risiken stärker strategisch berücksichtigen und ihre operative Widerstandsfähigkeit kostensparend und effizient ausbauen. Hierfür ist im Risikomanagement mehr digitale Infrastruktur notwendig.

Die technologische Transformation im Bankensektor ist in vollem Gange. Neben den Herausforderungen und Gefahren, die die neuen digitalen Tools bergen, müssen sich die Institute nun auch den Risiken stellen, die eine nachhaltigere Ausrichtung der Geldhäuser mit sich bringt. "Insbesondere die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, dass die Herausforderungen komplexer werden und nichtfinanzielle Risiken nur unpräzise antizipiert werden können. Die Analyse der Vergangenheit bleibt, hinzu kommt mehr und mehr die Vorhersage und der Blick auf die Risiken der Zukunft", erläutert Sami Khiari. Der Risikoexperte ist Partner bei Pricewaterhouse Coopers (Pwc) Deutschland.

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Risikomanger haben operative Resilienz im Blick

Für die aktuelle globale Analyse "Risk Management 2025 and beyond" hat die Beratungsgesellschaft rund 1.500 Datenpunkte ausgewertet und 80 Senior Risk Professionals von insgesamt 60 internationalen Banken befragt. Deren Aufgaben fokussieren sich derzeit sowohl auf die operative Resilienz ihrer Organisation als auch auf die Integration nichtfinanzieller Risiken. Etwa zwei Drittel der Banken sehen im Risikomanagement in den kommenden drei Jahren den größten Veränderungsbedarf. In der Praxis liegen die größten Gefahren für ihren Bereich den Verantwortlichen zufolge in

  • Cyber-Risiken (77 Prozent),
  • ESG-Anforderungen (Environment, Social, Governance, 77 Prozent) sowie
  • zunehmender Regulation (62 Prozent).

Aber auch Betrug und Geldwäsche sowie die wachsende Abhängigkeit von einem komplexen Netz aus Dritt-, Viert- und Fünftparteien spielen für die Entscheider eine wichtige Rolle. Gerade weil dieses breite Risikopotenzial als kaum vorhersagbar gilt, gehört die operative Widerstandsfähigkeit laut Studie zu einem zentralen Instrument für die Geschäftsführung. Um sich hier für kommenden Herausforderungen besser zu wappnen, wollen die befragten Banken die Risiko- und Compliance-Funktion enger miteinander verzahnen.

Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette integrieren

Speziell die Nachhaltigkeitsrisiken stellen die europäische Bankenbranche vor große Herausforderungen. "Die EZB hat in ihren Guidelines zu Klimarisiken vom November 2020 klar dargelegt, wohin die Entwicklungen bei Finanzinstitutionen gehen. Dies bezieht sich unter anderem auf die Integration von Klimarisiken in das Management von Markt-, Kredit- und operationellen Risiken", betonte Hans-Jürgen Walter, Bankexperte bei Deloitte, in einem Gespräch mit Springer Professional im Juni 2021. Zugleich sei die Berücksichtigung von Klimarisiken in Stresstests ein großes Thema. "Finanzinstitute müssen mittlerweile Nachhaltigkeitsaspekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette integrieren", so Walter. 

Die Bafin hat hierzu bereits im Dezember 2019 ein Merkblatt veröffentlicht. Dieses soll den von der Behörde beaufsichtigten Unternehmen als Orientierungshilfe im Umgang mit dieser Form der nichtfinanziellen Risiken dienen. 

Das Merkblatt wird als Kompendium unverbindlicher Verfahrensweisen (Good-Practice-Ansätze) vorgestellt, das unter Berücksichtigung des Proportionalitätsprinzips von den beaufsichtigten Unternehmen im Bereich von Nachhaltigkeitsrisiken zur Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen an eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation und ein angemessenes Risikomanagementsystem angewendet werden kann", beschreiben Svend Reuse, Eric Frère und Frank Thole die Anforderungen an die Bankenbranche im Buch "Banking & Innovation 2021" (Seite 91 f.)

Business Analytics reduziert Kosten im Risikomangement

Doch laut Pwc-Studie befinden sich die Banken noch in einem sehr frühen Stadium der Analyse. Herausforderungen im Zusammenhang mit Daten und der notwendigen Infrastruktur erschweren die Abschätzung der Risiken und Chancen. Das könne zu einem teilweise deutlich steigenden Personalbedarf im Risikobereich führen und damit auch zu massiven Kostensteigerungen. 

Um dem zu begegnen, haben die Institute in den Risiko- und Compliance-Funktionen in den vergangenen drei Jahren verstärkt in Technologien wie Big Data, Künstliche Intelligenz (KI) oder Machine Learning investiert. Langfristig sollen diese Tools die Kosten des Risikomanagements um bis zu 25 Prozent verringern.

Zum Teil über 100 digitale Lösungen bei Banken im Einsatz

"Wir beobachten signifikante Investitionen in Systeme, Tools und erweiterte Analytics-Kapazitäten über alle Linien des Three-Lines-of-Defense-Modells (TLoD)", erläutert der Risikoexperte Khiari. Der Aufbau dynamischer und zukunftsorientierter Szenarioanalysefunktionen, zum Beispiel agentenbasierter und systemdynamischer Tools zur Erfassung von Kreuzrisiken und Ausreißerereignissen, sei oft erst mit KI möglich. 

Für mehr als 90 Prozent der befragten Banken muss der Risikobereich die Risikobereitschaft des Instituts unabhängig kalibrieren und übergreifend steuern. Daraus resultiere auch die rapide Zunahme KI-basierter Instrumente und Modelle, die in den Geldhäusern eingesetzt und aus Risikosicht gesteuert werden. 20, 50 oder sogar mehr als 100 solcher Lösungen seien bei einer Vielzahl von Instituten bereits im Einsatz.

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