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Wenn KI die IT-Wartung übernimmt

24. November 2022, 8:57 Uhr | Meinrad Happacher
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Am Beispiel von SAP erläutert dieser Artikel, wie viel Gewinnpotenzial in der Automatisierung geschäftskritischer Plattformen mit Hilfe von KI-Operationen steckt und wie der bisherige Wartungsaufwand reduziert werden kann.

Die Automatisierung möglichst vieler Bereiche in fertigenden Unternehmen bildet eine nie dagewesene Herausforderung, bietet aber zugleich die Chance, ein Unternehmen zukunftssicher zu machen und das volle Potenzial seiner technologischen Investitionen auszuschöpfen. Artificial Intelligence Operations (AIOps) – also der IT-Betrieb basierend auf Künstlicher Intelligenz – schaffen die Voraussetzung für eine intelligente Automatisierung vieler Aufgaben zur Wartung einer IT-Umgebung, sodass sich die Spezialteams auf andere Aufgaben konzentrieren können.

Das gilt auch für die Aufgaben der SAP-Basis-Administratoren, die für die Funktionsfähigkeit und Sicherheit einer SAP-Landschaft zuständig sind – sei es als unternehmensinternes Basis-Team oder als externe SAP-Berater. Hierzu gehört unter anderem die regelmäßige Aktualisierung durch sogenannte ‚Kernel-Upgrades‘, die das Herzstück der SAP-Systeme auf den neuesten Stand bringen, beispielsweise, um Sicherheitslücken zu schließen oder neue Funktionalitäten einzubinden. In der Vergangenheit mussten diese Upgrades durch Experten des Basis-Teams durchgeführt werden. Dazu waren nicht selten etliche Stunden erforderlich, um sich mit dem Server zu verbinden, das System anzuhalten, sicherzustellen, dass keine Jobs laufen und Berechtigungen korrekt gesetzt sind, die Patches zu installieren und das System anschließend wieder hochzufahren. Das heißt, diese Spezialisten standen für andere Aufgaben nur eingeschränkt zur Verfügung. Hinzu kommt, dass nie ganz auszuschließende Bedienfehler zu längeren, ungeplanten Wartungsfenstern führen, die schnell das Geschäft beeinträchtigen können.

Die Kernel-Upgrades

AIOps-Plattformen können hier Abhilfe schaffen. Sie sind in der Lage, den gesamten Ablauf eines Kernel-Upgrades auf allen betroffenen Modulen einer SAP-Umgebung automatisch durchzuführen. Das bedeutet nicht nur eine Entlastung für die Basis-Teams, indem diese Upgrades jetzt an den Level-1-Support übergeben werden können. Es ermöglicht darüber hinaus eine deutlich häufigere Durchführung dieser Upgrades, sodass das System praktisch immer auf dem neuesten (Sicherheits-)Stand ist. Als besonders effizient erweisen sich dabei geplante Upgrades, die ganz ohne Bedienereingriffe beispielsweise nachts oder am Wochenende laufen, wenn die Systeme ohnehin nicht genutzt werden. Unnötig zu erwähnen, dass Bedienfehler hierbei praktisch ausgeschlossen sind. Und sollte im unwahrscheinlichen Fall doch einmal etwas schiefgehen, unterstützen AIOps-Plattformen in der Regel ein komplettes Rollback mit ebenfalls automatischer Bereinigung.

Automatisierung der Workflows

Nicht nur Kernel-Upgrades lassen sich mithilfe von AIOps-Lösungen automatisieren, sondern auch andere Aufgaben. Hierzu verfügen diese Systeme über die Möglichkeit, bestimmte Workflows zu automatisieren. Damit lassen sich viele wiederkehrende Arbeitsabläufe in einzelne Schritte unterteilen und in kontrollierter Weise ausführen. In einigen dieser ist es zudem möglich, diese automatisierten Workflows miteinander zu verknüpfen oder zu verschachteln.

Ein Beispiel solcher Workflows ist das „System Refresh“ von SAP HANA-basierten Systemen, bei dem ein Q-System mit „frischen“ Daten aus dem Produktivsystem aktualisiert wird, um anschließend dort neue oder erweiterte SAP-Komponenten zu testen, bevor sie im Produktivsystem implementiert werden. Auf diese Weise entsteht eine realistische Testumgebung mit echten Produktivdaten.

Ein solcher System Refresh ist eine extrem komplexe, zeitraubende, ressourcen-intensive und fehleranfällige Prozedur, wenn sie manuell durchgeführt wird. Angesichts der Tatsache, dass SAP empfiehlt, dieses Verfahren alle drei Monate durchzuführen, birgt eine Automatisierung an dieser Stelle folglich ein besonders hohes Gewinnpotenzial für Unternehmen. Unternehmen berichten, dass sie ein System Refresh, das bisher drei bis vier Tage in Anspruch genommen hat, jetzt in rund 18 Stunden schaffen – und zwar ohne Bedienereingriffe.

Einbindung der SAP HotNews

Mit seinen „HotNews“ informiert SAP seine Anwender über wichtige, häufig sicherheitskritische Schwachstellen im System und gibt Anweisungen zu deren Behebung, beispielsweise durch das Einspielen von Patches. Je nach Art einer SAP HotNews lässt sich auch hier durch Automatisierung manuelle Arbeit – und damit Zeit und Personal – einsparen. Das heißt, die Probleme werden nicht nur erkannt und gemeldet, sondern es lässt sich darüber hinaus auch eine automatische Änderung, beispielsweise der betroffenen Parameter, mit anschließendem System-Neustart durchführen.

Wichtig ist hierbei, dass mit dieser Methode jeder Schritt transparent erfolgt, als würde ein Systemadministrator ihn ausführen, und nicht etwa undokumentiert „hintenrum“. Das ist beispielsweise im Zusammenhang mit der Nachvollziehbarkeit im Rahmen einer Auditierung ein unverzichtbarer Faktor.

Per AIOps zur Hyperautomation

Die Verwendung einer AIOps-Plattform ist so, als würde man sein Team um weitere zuverlässige Mitglieder erweitern – allerdings ohne den üblichen Kostenaufwand. Das Team erhält gewissermaßen Kollegen, die ohne zu murren nachts oder am Wochenende arbeiten. Mit anderen Worten, die SAP-Automatisierung entlastet die Teams und Budgets eines Unternehmens, während sie zugleich für mehr Sicherheit der Systeme und für zufriedenere Mitarbeiter sorgt.

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Wenn KI die IT-Wartung übernimmt
Der Autor: Bernd Engist ist Chief Technology Officer bei Avantra.
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Auf dem Weg zur allseits angestrebten Hyperautomation – nach dem Motto „Was automatisiert werden kann, wird auch automatisiert“ – sind AIOps-Plattformen unverzichtbare Wegbereiter, denn sie erlauben die Automatisierung von Bereichen, Systemen und Aufgaben, die bislang dafür verschlossen waren.


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