Seit Jahren litt die Kanadierin Melissa Benoit schon an der Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose. Als sie sich auch noch eine Lungenentzündung einfing, waren die Ärzte verzweifelt. Sie glaubten, die Frau würde die Nacht nicht überleben. „Sie ist in eine Spirale hineingekommen, von der sich ihre Lungen nicht mehr erholt hätten“, sagt Niall Ferguson, Chef der Intensivstation eines Krankenhauses in Toronto. „Ihre einzige Hoffnung war eine Lungentransplantation.“
Zu diesem Zeitpunkt war die Mutter einer kleinen Tochter aber nicht stabil genug für eine solche Transplantation, also beschlossen die Ärzte, ihre schwer entzündeten Lungenflügel herauszunehmen. Neun Stunden wurde sie operiert, 13 Ärzte und Pfleger waren daran beteiligt.
Die entzündeten Lungen seien hart wie Fußbälle gewesen, sagt Chefchirurg Shaf Keshavjee: „Es war technisch schwierig, sie aus dem Brustraum herauszuholen.“ Nur Stunden nach der Operation ging es Benoit schon deutlich besser. Zahlreiche Maschinen hielten sie am Leben.
Eine solche Prozedur gab es noch nie
Mit spezieller Technik, unter anderem einer Herz-Lungen-Maschine, sei die Frau aus Burlington in der Provinz Ontario dann sechs Tage am Leben gehalten worden, bevor eine Spenderlunge transplantiert werden konnte. Eine solche medizinische Prozedur habe es noch nie zuvor gegeben, hieß es vom Krankenhaus. Über den Fall berichteten die Ärzte auch im Fachjournal „The Journal of Thoracic Cardiovascular Surgery“.
Die Operation sei „kühn und eine große Herausforderung“ gewesen, sagt Chirurg Keshavjee. Sechs Tage nach der Herausnahme ihrer Lungen bekam Melissa Benoit eine Spenderlunge. Seitdem hat sich ihr Zustand stetig verbessert.