Jobprofile in der Start-up-Szene Vom Chief Evangelist bis zum Happiness Manager

Happiness Manager etwa kümmern sich um die Motivation der Mitarbeiter und eine positive Grundstimmung im Unternehmen. Quelle: imago images

In der Gründerszene entstehen Jobs, die es so in der eingestaubten Konzernwelt selten geben würde. Manche Positionen sind ironisch, viele aber ernst gemeint.

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Im Mittelstand heißen sie Finanzvorstand, in der Start-up-Szene CFO – kurz für Chief Financial Officer. Die Marketingchefs nennt man bei Tech-Unternehmen Chief Marketing Officer, die Chefpersonaler Chief People Officer. In der Gründerszene nennen sich viele Personen Chief, in der Geschäftsführung sitzen sie deshalb aber nicht. Viele Jobs, die es in Start-ups gibt, tauchen in Mittelstand und Konzernen nur selten auf.

Chief of Staff ist so eine Position. Gemeint ist die Assistenz der Geschäftsführung, die allerdings eher operativ arbeitet und keine reinen Organisationsaufgaben übernimmt. Der Job des Chief of Staff kommt aus den USA und meint eigentlich den Stabschef, der etwa den Präsidenten bei militärischen Fragen berät. In etwa ist die Rolle auch in der Wirtschaft angelehnt, die Personen sind enge Vertraute des CEOs und ein Bindeglied zu den Mitarbeitern.

Sie haben eigene strategische Projekte, kümmern sich beispielsweise um Zielsetzungen im Unternehmen und beraten das Management bei wichtigen Entscheidungen. Chief of Staff ist eine vergleichsweise neue Position, die Stelle wird seit ungefähr drei Jahren in Deutschland vermehrt besetzt. Die CEO-Flüsterer finden sich mittlerweile sowohl in frühphasigen Start-ups als auch großen Tech-Unternehmen wieder. Auch in Konzernen gibt es vereinzelt schon Chiefs of Staff.

Jobvorbilder aus den USA

Ein ähnlicher Job ist der Founder Associate. Auch dieser Mitarbeiter ist dem Geschäftsführer oder Gründerteam unterstellt, allerdings eher Mitläufer als Berater. Die Rolle zielt auf Menschen ab, die selbst am Gründen interessiert sind – eine Art langes Praktikum. Üblicherweise dauert die Anstellung ein halbes oder ganzes Jahr. Danach steigen Founder Associates im Unternehmen auf oder starten ihr eigenes Unternehmen. Im Vergleich zum Chief of Staff haben Founder Associates meist weniger Berufserfahrung, übernehmen dennoch eigene Strategieprojekte. Auch kümmern sie sich gegebenenfalls um Terminplanung und Geschäftsreisen, ähnlich wie Sekretäre.

Wie viel Verantwortung die Geschäftsführung ihrem Chief of Staff oder Founder Associate überlassen, liegt im eigenen Ermessen. Auch unterscheiden sich die Rollen je nach Unternehmen. Ein Chief of Staff ist grundsätzlich aber besser bezahlt.

Weit weniger verbreitet ist der Beruf des Chief Evangelist. Auch diese Jobbeschreibung kommt aus den USA. Apple beschäftigte etwa in den 1980ern jahrelang den Chief Evangelist Guy Kawasaki, der die Werbetrommel für den Macintosh rührte. Später wechselte er zum Tech-Konzern Canva. Als Chief Evangelist ist man eine Art Unternehmenssprecher, leitet aber nicht zwingend die Kommunikations- oder Marketingabteilung. Der Ansatz ist viel mehr, eine Bewegung oder einen Trend rund um das Produkt in Gang zu setzen – vor allem mit viel Leidenschaft und Enthusiasmus.

Das Solar-Start-up Enpal hat etwa seit drei Jahren einen Chief Evangelist. Wolfgang Gründinger spricht sowohl in den sozialen Netzwerken als auch mit Politikern und Unternehmern über die Energiewende, immer mit Enpal als Paradebeispiel. Das Münchner Sicherheitsunternehmen Giesecke+Devrient beförderte einen Entwickler zum Chief Evangelist, damit dieser das Prinzip des Digitalen Zentralbankgelds und damit einhergehend ein von Giesecke+Devrient entwickeltes Produkt vorstellt. Kernaufgabe ist es, Bekanntheit für die Firma oder ein Projekt zu schaffen.

Zufriedenheit per Dekret

Stellen wie Chief Security Officer oder Chief Innovation Officer sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Diese Personen sind Fachexperten und leiten die jeweiligen Teams an. Häufig sind sie auch im C-Level, also der obersten Führungsetage, aber nicht in der Geschäftsführung.

Anders sieht es beim Chief Happiness Officer oder Happiness Manager aus. Mit dem C-Level haben diese Angestellten in der Regel nichts zu tun. In Deutschland und Europa sind Chief Happiness Officer rar, in der US-amerikanischen Start-up-Szene hingegen häufiger. Einige Online-Weiterbildungsprogramme bieten sogar Kurse für Happiness Manager an. Als Chief Happiness Officer kümmert man sich um eine positive Stimmung im Unternehmen und vor allem motivierte Mitarbeiter. Manche Firmen verbinden die Aufgaben mit der Personalabteilung, andere mit dem Office Management.

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„Du schaffst es täglich vor Ort, dass wir in unserem modern eingerichteten Altbau-Office happy sind“, fordert ein Münchner Unternehmen in seiner Stellenausschreibung beispielsweise von seinem Happiness Manager. Zufriedene Mitarbeiter steigern schließlich die Produktivität und damit den Umsatz. Start-ups bilden auf ihren Webseiten gern auch den Bürohund als Teil des Teams und als Chief Happiness Officer ab. Ähnliche Titel haben in den USA Chief Heart oder Amazement Officer – manchmal ernst gemeint, manchmal als witziger Zusatz-Titel.

Lesen Sie auch: So viel Gehalt zahlen sich Gründer aus

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