Headhunter redet Klartext

Diese 5 Punkte schaden deiner Karriere wirklich

11.05.2024
Von 
Frank Rechsteiner ist Geschäftsführer der Personalberatung Hype.
Kein Pokern um jeden Preis und mit offenen Karten spielen, um gut vorbereitet als Gewinner aus einem Bewerbungsverfahren herauszukommen. Mit folgenden 5 Regeln kann das gelingen.
Lesen Sie, was Ihrer Karriere wirklich schadet.
Lesen Sie, was Ihrer Karriere wirklich schadet.
Foto: eamesBot - shutterstock.com

Ich bin kein Freund von 5-Punkte-Listen, wie etwa zu Dauerbrennern Traumjob, erfolgreicheres Mindset oder "schnell zum Millionär". Ich glaube nicht daran, dass komplexe Themen mit einfachen Anweisungen zu lösen sind. Woran ich jedoch glaube, sind sich wiederholende Muster, so wie ich sie in den letzten 15 Jahren als IT- und SAP-Headhunter beobachten durfte.

Folgende Punkte schaden dir, deiner Karriere und somit deiner Außenwirkung. Wenn du anders wahrgenommen werden möchtest, dann solltest du dich kritisch mit dir und diesen Punkten auseinandersetzen. Denn wer positiv in ein "Kennenlerngespräch" gehen möchte, der sollte sich vorbereiten und seinen zum Teil vollen Rucksack erstmal leeren. Oft geht es um emotionale Verletzungen, die uns von unseren Vorgesetzen im beruflichen Umfeld bewusst oder unbewusst zugefügt wurden. Also darfst du erstmal aufräumen, bevor du ein neues Spielfeld eröffnest, wenn du die alten Muster und Zöpfe nicht automatisch mitnehmen willst.

1. Spiel nicht das "Raus-rein-Spiel"

Nein, es geht nicht um Sex! Einige Kandidaten, die ich in den letzten 15 Jahre sprechen durfte, waren von ihrem aktuellen Arbeitgeber und auch von ihren Vorgesetzten so frustriert, dass sie nur noch wegwollten. Da schäumen der Frust, die aufgestaute Wut und Enttäuschung förmlich über, schon im ersten Gespräch platzt es aus ihnen raus. Doch mache dir Folgendes bewusst:

- Für die Versäumnisse deines aktuellen Arbeitgebers ist der zukünftige Arbeitgeber nicht verantwortlich.

- Wer Dreck auf seinen alten Arbeitgeber schmeißt beziehungsweise schlecht über seinen alten Vorgesetzten spricht, an dem bleibt dieser Dreck selbst hängen. Mach das bitte nicht!

Es kann sein, dass du schlecht behandelt wurdest - doch solltest du diese Punkte verarbeiten oder aus deinen Gedanken löschen. Denn wenn du emotional negativ geladen in Gespräche gehst, wirkt das oft abstoßend auf deinen Gesprächspartner. Also leere deinen Rucksack, bevor du dich mit dem Gedanken eines neuen Arbeitgebers auseinandersetzt.

2. Bitte nicht pokern!

Es ist uns doch allen klar, dass du nicht für das gleiche Gehalt deinen Arbeitgeber wechseln wirst. Du wirst sicherlich 10 oder 15 Prozent auf dein Jahreszielgehalt schlagen. Das ist absolut okay. Doch mache nicht diese Fehler, wenn es um das Thema Gehalt geht:

  • Keine Gehaltsrange angeben!

  • Gib eine klare Zahl an, wie Jahreszielgehalt 120.000 Euro all in oder 120.000 Euro + KFZ

  • Wenn dein Wunsch nicht erfüllt wird, dann akzeptiere, dass du für dieses Geld hier nicht reinkommst.

  • Bitte nicht dein Jahreszielgehalt (inkl. 25 Prozent Bonus) als Fixgehalt verlangen - das ist unverschämt.

Mache dir bewusst, dass du mit einer klaren Aussage zum Wunschgehalt ernstgenommen wirst. Wenn du jedoch anfängst, rumzueiern, eröffnest du eine Pokerrunde, die du nicht spielen willst.

Mache dir klar, sollte dein Wunsch nicht erfüllt werden, dass auch du ablehnen kannst getreu dem Motto "Die Zahl ist gesetzt und unter dieser Summe bekommt ihr mich nicht."

3. Starte nur, um zu gewinnen

Ich habe es oft erlebt, dass Kandidaten sich noch in einer Vorphase befinden, das heißt, sie haben noch keine Entscheidung getroffen, unter welchen Bedingungen sie ihren Job oder Arbeitgeber wechseln würden. Somit werden dann Prozesse mit potenziellen neuen Firmen gestartet, beide Seiten investieren Zeit, Energie und Herzblut und am Ende macht der Kandidat, also du, einfach einen Rückzieher, ganz nach der Façon "Ich wollte mal schauen, was geht"!

Das ist eine Unverschämtheit und eine absolute Zeitverschwendung - davon rate ich dringend ab, denn unter solchen Aktionen leidet dein Name, und zwar massiv! Klar, du hast jederzeit die Freiheit aus dem Bewerbungsverfahren auszusteigen, doch ich empfehle solche Gespräche nur zu beginnen, wenn du auch gewinnen willst. Das ist eine absolut andere Herangehensweise und das merkt dein Gesprächspartner von der ersten Minute.

4. Ehrlichkeit zahlt sich aus

Was sich wie eine Selbstverständlichkeit anhört, vermisse ich im Bewerbungsprozess von beiden Seiten sehr oft. Was ist das für ein Start in eine gemeinsame Partnerschaft beziehungsweise Zukunft, wenn der Start mit bewussten oder auch unbewussten Lügen startet. Da sind die Enttäuschungen programmiert! Des Weiteren nutze keine Ausreden oder schiebe jemanden vor dich, etwa so: "Ich würde das ja machen, jedoch meine Frau oder die Kinder…"

Wenn du aussteigen willst oder das Angebot für dich nicht attraktiv genug ist, dann sage das mit klaren Worten. Somit gibst du deinem Gegenüber auch die Chance, entweder nachzubessern oder auch mit einem guten Gefühl das Verfahren zu beenden. Die Möglichkeit eine Restarts ist dann auch noch gegeben. Wenn du dich jedoch einer Ausrede bedienst, hat das einen Beigeschmack.

5. Betreibe Selbstmarketing

Sich selbst wie ein Produkt anzupreisen, das widerstrebt vielen Arbeitnehmern. Du möchtest stattdessen durch Bescheidenheit und herausragende Leistungen die Karriereleiter erklimmen. Das kann funktionieren - mit viel Geduld und Glück. Schneller und höher hinaus wird es für dich hingegen gehen, wenn du dich endlich in "richtigem" Selbstmarketing übst.

Also lasse lieber einmal eine Überstunde weg und nutze die Zeit, um den Kollegen im Nachbarbüro hallo zu sagen oder einen neuen Expertenbeitrag für deinen Fachblog zu verfassen. Kein oder falsches Selbstmarketing zu betreiben, ist eine wirklich unprofessionelle Verhaltensweise, mit der du schlussendlich vor allem einer Person schadest: dir selbst. Handle getreu dem Motto "Tue Gutes und rede darüber!" Jeder darf wissen, welche Projekte und Lösungen du gemacht hast. Es ist kein Prahlen, wenn du über deine Erfolge redest. Es ist eine Darstellung des Ist-Zustands. (hk)