Amortisation trotz Abkündigung Der Business Process Change Analyzer reduziert unnötige SAP-Tests

Von Jürgen Frisch 4 min Lesedauer

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Die Zahl der Tests zurückfahren, die in einem SAP-System nach jeder Änderung notwendig sind – das verspricht der „Business Process Change Analyzer“. Die Anwendung ergänzt den „SAP Solution Manager“ und lässt sich ohne großen Aufwand implementieren.

Mithilfe des „Business Process Change Analyzer“ von SAP lassen sich die Test-Varianten priorisieren und so die Testfälle erheblich einschränken. Allerdings ist das Tool bereits abgekündigt.
Mithilfe des „Business Process Change Analyzer“ von SAP lassen sich die Test-Varianten priorisieren und so die Testfälle erheblich einschränken. Allerdings ist das Tool bereits abgekündigt.
(Bild: © Piyaporn - stock.adobe.com)

Sobald Systemarchitekten in einem SAP-System Änderungen vornehmen, müssen Administratoren testen, ob danach alle Prozesse korrekt ablaufen. Derartige Tests erfordern einen hohen Aufwand. Administratoren wollen daher keinesfalls pauschal alles testen. Andererseits wäre es unsicher, auf Verdacht lediglich einen Teil der Abläufe zu überprüfen.

Einen Ausweg bietet die SAP-Anwendung „Business Process Change Analyzer“, wie Tanja Fischer, Senior Consultant beim SAP Partner Cpro Industry Projects & Solutions erläutert: „Mit diesem Analysemodul erkennen Administratoren, was genau in einem System von der Änderung betroffen ist. Mit der Funktion Testumfangsoptimierung können sie unnötige Mehrfachtests selektieren. Anschließend erhalten sie eine Rangfolge mit einem konkreten Vorschlag, was getestet werden soll.“

Einsetzen lässt sich der Business Process Change Analyzer bei mehreren Änderungsarten in einem SAP-System: beim Release-Wechsel auf „SAP S/4 HANA“, beim Einspielen von Support Packages oder Support Stacks, bei Erweiterungspaketen, beim Aktivieren einer Business Function, bei geänderten Transportaufträgen und Objektlisten, sowie bei Änderungen aus dem Change Request Management.

Technische Stücklisten beschreiben Prozessabläufe

Mit dem Business Process Change Analyzer erfassen Administratoren sämtliche Änderungen in einem SAP-System. Zum Einsatz kommen dabei sogenannte Technical Bills of Material, kurz TBOMs. Es handelt sich dabei um technische Stücklisten, die sowohl in der Prozessdokumentation als auch an den Systemänderungen hängen. Damit lassen sich Änderungen und die Prozessdokumentation auf Übereinstimmung prüfen.

Der Business Process Change Analyzer vergleicht sämtliche technischen Stücklisten der Systemänderungen mit den Stücklisten aus den Geschäftsprozessen (siehe: Abbildung). Sobald es eine Übereinstimmung gibt, landet diese in der Ergebnisliste und in der Testumfangsoptimierung zur weiteren Verwendung.

Der Bildschirm rechts zeigt die Lösungsdokumentation am Beispiel eines Pizza-Lieferanten. Das System muss prüfen, ob die Pizza bezahlt ist. Der Business Process Change Analyzer (BPCA) vergleicht nun sämtliche technischen Stücklisten (Technical Bills of Material/TBOMs) aus der Systemänderung (Lkw links) mit den technischen Stücklisten aus der Dokumentation (rechts) und meldet Übereinstimmungen für die spätere Testumfangsoptimierung
Der Bildschirm rechts zeigt die Lösungsdokumentation am Beispiel eines Pizza-Lieferanten. Das System muss prüfen, ob die Pizza bezahlt ist. Der Business Process Change Analyzer (BPCA) vergleicht nun sämtliche technischen Stücklisten (Technical Bills of Material/TBOMs) aus der Systemänderung (Lkw links) mit den technischen Stücklisten aus der Dokumentation (rechts) und meldet Übereinstimmungen für die spätere Testumfangsoptimierung
(Bild: Cpro Industry Projects & Solutions)

Es gibt drei verschiedene Arten derartiger Technical Bills of Material, die sich in ihrer Genauigkeit und vom Grad der enthaltenen Informationen unterscheiden:

  • Statische TBOMs sind am ungenausten, da bei der Massengenerierung die ausführbare Einheit nicht abgerufen wird.
  • Semidynamische TBOMs sind präziser als statische. Sie werden per Massenvorgang generiert und regelmäßig erneuert.
  • Dynamische TBOMs sind am genauesten, lassen sich allerdings nicht automatisch generieren. Stattdessen werden sie beim Durchführen von manuellen und automatisierten Testfällen aufgezeichnet.

Tanja Fischer empfiehlt, bei jeder Testausführung dynamische Technical Bills of Materials aufzuzeichnen: „Das erhöht die Qualität in der Testumfangsoptimierung.“

Von 20 Testvarianten bleiben fünf übrig

Je größer eine Änderung am SAP-System ist, desto stärker wirkt sie sich auf die Lösungsdokumentationsknoten aus, wie Fischer erläutert: „Spielt man ein Support-Package ein, ist davon oftmals die gesamte Lösungsdokumentation betroffen. Dies bedeutet, dass die Änderungseinflussanalyse den Testumfang zunächst nicht verringert.“

Die von der Änderung betroffenen Objekte sind mehreren Lösungsdokumentationsknoten zugeordnet und erscheinen daher auch mehrfach im Ergebnis. Mit der Testumfangsoptimierung lässt sich das Ergebnis regelbasiert bearbeiten. Dadurch wird jedes Objekt mindestens einmal, jedoch nicht mehrmals in den Testplan übernommen. „Es ist auch möglich, die Testfallbeschreibung in der Lösungsdokumentation mit Attributen auszustatten, etwa einer Priorität“, erläutert Tanja Fischer.

Darüber lässt sich gezielt festlegen, welche Prozesse getestet werden sollen. Wenn nun Lösungsdokumentationsknoten im Ergebnis mehrfach hochkommen und Die Tester von möglichen 20 Varianten ganz bestimmte fünf Varianten immer testen möchten, selektieren sie in der Testumfangsoptimierung auf die Priorität der Testfallbeschreibungen. Die Prio muss dazu in der Lösungsdokumentation entsprechend gepflegt sein.

So bekommen sie in Ihrer Lösungsdokumentation beispielsweise 15 Varianten mit der Priorität ‚Niedrig‘ und fünf Varianten mit der Priorität ‚Mittel‘ oder ‚Hoch‘. Das reduziert den Testaufwand erheblich.“

Auslaufen des Solution Managers erfordert Abwägen

Mit dem Solution Manager und der Business Process Change Analyzer arbeiten Administratoren deutlich effizienter mit ihrem SAP-System. Bei allen Vorteilen gibt es allerdings auch einen Pferdefuß: Der SAP Solution Manager ist für 2027 abgekündigt, als Nachfolger ist „SAP Cloud ALM“ vorgesehen In dieser SAP-Komponente für Application Lifecycle Management steht der Business Process Change Analyzer nicht auf der Roadmap. Stattdessen setzt SAP auf Partnerprodukte wie beispielsweise „Tricentis Live Compare“.

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Die Frage, ob es aktuell noch sinnvoll ist, den Business Process Change Analyzer einzuführen, lässt sich laut Fischer nur individuell beantworten: „Bislang wird der Solution Manager weiterentwickelt und bekommt auch zusätzliche Funktionen. Die Analysemöglichkeiten sind sehr groß und bringen dem Unternehmen einen hohen Mehrwert.“

Der Business Process Change Analyzer lasse sich zudem mit einem überschaubaren Aufwand einführen: „Beim Eis- und Tiefkühlspezialisten Bofrost haben wir die Lösung innerhalb von vier Wochen auf den vorhandenen SAP Solution Manager konfiguriert, die Mitarbeiter geschult und das Modul in Betrieb genommen“, so Fischer.

Gute Chancen also, dass sich der Business Process Change Analyzer bis zum Wartungsende 2027 amortisiert. Darüber hinaus rechnet Fischer damit, „dass viele unserer Kunden über das Jahr 2030 hinaus mit dem Solution Manager arbeiten werden.

Anmerkung: Der SAP-Partner Cpro Industry Projects & Solutions hat zum Thema ein Webinar veranstaltet und aufgezeichnet.

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