Reinhild Fürstenberg

Reinhild Fürstenberg

für Gesunde Führung, Job & Karriere, Wirtschaft & Management, Mental Health

Corona: Jetzt im Flow bleiben und andere mitnehmen

Bernhard Lang/Getty Images

Corona bewegt uns - und das hat bei allen Verlusten, Ängsten und ungewollten Umstellungen auch viel Gutes: Wir bewegen uns! Innerhalb einer Woche machen wir Dinge möglich, die wir vorher kaum für möglich gehalten hätten. Die wertvolle Erfahrung: Es geht!

Wir sind von der Geschwindigkeit der Veränderungen überrascht. Vieles wird mal eben auf den Kopf gestellt. Von heute auf morgen arbeiten wir von zuhause, digital und trotzdem zusammen. Gewohnte Abläufe, Muster und Methoden funktionieren nicht mehr, wir müssen neu denken. Dass dies erstmal für Verwirrung sorgt, ist natürlich. Es zeigt sich schon nach den ersten Tagen, wie gut viele von uns mit dieser völlig neuen Situation umgehen, auch wenn nicht alles gleich perfekt läuft. Solange wir mit Geduld und Nachsicht agieren und nicht von uns erwarten, in jedem Moment gelassen und sicher zu reagieren. Es ist an der Zeit, weniger selbstkritisch zu sein. Jetzt liebevoll mit sich selbst und natürlich auch mit allen anderen zu sein.

Was wirklich wichtig ist

Durch Corona konzentrieren wir uns zwangsläufig auf das, was jetzt wirklich wichtig ist. Der Vorrat von Lebensmitteln und Toilettenpapier ist plötzlich ein gesellschaftliches Thema. Elementare Fragen beschäftigen uns: Gesundheit als ein Wert von höchstem Gut und unsere Existenz fordert, gesichert zu werden. Beides ist so spürbar.

Die verlorene Kontrolle und Unkalkulierbarkeit über das, was jetzt vor uns liegt, macht vielen zu schaffen. Ein positiver Effekt entsteht: Wir merken seit langem mal wieder, all das, was wir geschaffen und gestaltet haben, ist nicht selbstverständlich. Wir sind aufeinander angewiesen, kaum jemand möchte in dieser Situation ganz alleine sein. Da kommen Fragen auf, welche Menschen einem eigentlich wirklich wichtig sind und für wen man selbst eine Bedeutung hat. Das Bedürfnis nach Verbundenheit ist spürbar, und das nicht nur im privaten, sondern auch im beruflichen Bereich.

Gemeinsam einsam

Wir sitzen alle in einem Boot. Dieser Virus betrifft uns unweigerlich alle. Solidarität und Gemeinschaftsgefühle kommen auf wie schon lange nicht mehr. Sich Sorgen machen, aber diesmal gemeinsam. Menschen helfen sich wieder mehr gegenseitig und stellen dafür ihre eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund. Viele Teams arbeiten digital so eng zusammen wie nie zuvor.

Vielleicht streiten wir uns auch auf engem Raum mehr, kommen an unsere Grenzen, einzeln und miteinander. Können unseren Gefühlen nicht mehr ausweichen und haben über diesen Weg die Chance, neu damit umzugehen. Viele werden auch kreativ, spielen oder singen jetzt miteinander. Hat früher ja auch schon Spaß gemacht. Es entsteht wieder Zeit miteinander, wir hören uns einfach mal wieder zu, kochen und essen gemeinsam.

Wenn wir jetzt durch die Gegend hetzen, fällt es auf. Es wird ruhig um uns herum. Eine echte Herausforderung, weil die innere Unruhe lauter wird. Gedanken kreisen, sie rauben manchem den Schlaf. Für andere ist die Ruhe ein lang ersehntes Geschenk. Endlich mal wieder Zeit haben, die nicht verplant oder vorstrukturiert ist.

Verantwortung für sich selbst übernehmen

Wir steuern nicht mehr, sondern werden gesteuert. Andere bestimmen über uns, dürfen nicht mehr rausgehen, ein Gefühl der Ohnmacht. Doch in unserem Zuhause ist eine Selbststeuerung und Selbstbestimmung gleichzeitig mehr gefragt denn je. Es wäre fatal, sich jetzt hängen zu lassen, auch wenn wir Ängste und Sorgen haben und uns nicht gut fühlen. Die Verantwortung dafür, selber gut im Flow zu bleiben und die Menschen in unserem Umfeld in ihrer Kraft zu unterstützen, statt zum „Energieräuber“ zu werden, liegt bei jedem einzelnen. Und ganz viele übernehmen genau diese Verantwortung, liebevoll miteinander umzugehen ist auch deshalb so wichtig, weil wir mit unseren Energien gut haushalten müssen: Wir befinden uns nicht in einem Sprint, sondern in einem Marathon.

Wir wissen auch nicht, ob es jemals wieder so wird, wie es vor Corona war. Die Frage, was die bessere Variante ist, sucht Antworten. Anders heißt ja nicht unbedingt schlechter. Wir dürfen es Transformation nennen. Kann ja sein, dass wir das alles machen für eine bessere Zukunft. Menschliche Werte werden wieder mit mehr Leben gefüllt. Es ist längst passiert, Corona verändert uns und bringt uns weiter – vermutlich genau dahin, wonach wir uns schon seit langem gesehnt haben: zu den Dingen, die unser Leben wirklich lebens- und liebenswert machen.

Wer schreibt hier?

Reinhild Fürstenberg
Reinhild Fürstenberg

Geschäftsführende Gesellschafterin, Fürstenberg Institut GmbH

für Gesunde Führung, Job & Karriere, Wirtschaft & Management, Mental Health

Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Mitarbeitenden, Führungskräften und Organisationen nachhaltig verbessern