Sophia Flörsch

Sophia Flörsch

für Automobil, Marketing & Werbung, Medien, Wirtschaft & Management

Fünf Life-Learnings aus meinem ersten Marathon!

Sophia Flörsch
Geschafft! Happy nach dem ersten Marathon!

Vor zehn Monaten wurde sie 13 Stunden lang an der Halswirbelsäule operiert, jetzt lief sie den Berlin Marathon. Fünf Tipps von Rennprofi Sophia Flörsch, wie man Unmögliches möglich macht.

Ich liebe Herausforderungen und bin wohl der Typ Frau, der diese regelmäßig braucht. Sicher ein Grund dafür, warum ich ausgerechnet Rennfahrerin geworden bin. Letzte Woche habe ich mich einer neuen Aufgabe gestellt und bin immer noch ganz beseelt und happy!

Es war hart, wahnsinnig und mega! Mit 46.982 Läuferinnen und Läufern bin ich den 46. Berlin Marathon gelaufen. Und habe durchgehalten! Für mich persönlich ist das eine sehr besondere und herausragende Leistung. Ich hatte mehr Respekt davor, als bei vielen meiner Formel-3-Rennen. Wenn man bedenkt, dass ich nach meinem Rennunfall vor erst knapp zehn Monaten 13 Stunden an zwei Halswirbeln operiert werden musste und keiner wusste, wie das ausgeht, grenzt das für mich und auch für die Ärzte fast an ein Wunder. Mir hat diese Erfahrung wieder einmal gezeigt, zu was der Körper und auch der Geist fähig sind. Mit dem richtigen Training, aber vor allem auch mit der richtigen, positiven Einstellung, schaffen wir Menschen mehr, als wir für möglich halten.

Alles tat weh, aber das Ziel war klar!

Nach 5 Stunden, 6 Minuten und 31 Sekunden und Platz 18 in meiner Altersklasse habe ich das Ziel erreicht. Du denkst im Vorfeld: 42 Kilometer, das ist doch nur viermal so viel wie du normalerweise läufst. Das wird schon nicht so schlimm werden. Ich habe echt unterschätzt, wie anstrengend es mental wird! Zwischen Kilometer 25 und 33 war mein Tiefpunkt. Es hat stark geregnet und meine Hüftschiefstellung hat mir ab da sehr zu schaffen gemacht. Ich musste humpeln und das ging dann auf die Knie. Auch die Narbe und die Stelle am Hüftknochen, wo mir in der Unfall-OP Knochenmaterial entnommen wurde, haben geschmerzt. Kopf schwer, Beine schwer. Genau der Moment, in dem ich beißen musste und einer der Momente, in denen ich lerne! 

Ich glaube nämlich, dass wir unseren Willen und unsere mentale Ausdauer in genau diesen Situationen trainieren. Dann, wenn weder Kopf noch Körper weiterwollen. Viele Situationen im Sport übertrage ich gerne auf das alltägliche Leben. Auch hier werden wir oft gefordert und müssen Krisen und Rückschläge überwinden. Halten wir diesen Stand, gehen wir gestärkt daraus hervor. Es ist das Erfolgserlebnis am Ende, das uns Kraft für neue Herausforderungen gibt. Und auch die Anerkennung und das Lob anderer! Gerade beim Marathon entsteht der besondere Spirit durch die vielen Menschen am Rande, die anfeuern, dir zujubeln und mit ganz viel Freude und guter Energie dabei sind.

Im besten Falle schaffen wir es sogar, eine traurige, schwere Situation so zu drehen, dass der Schmerz darin kleiner wird und etwas motivierendes entstehen kann. In meinem Fall war dies der Unfall von den Formel-2-Fahrern Antoine Hubert und Juan Manuel Correa, die beim Großen Preis von Belgien Ende August kollidierten. Hubert starb kurz danach, Correa wurde schwer verletzt. Mich hat das sehr getroffen und beschäftigt. Ich habe dann beschlossen, diese traurige, ohnmächtige Gefühl in etwas Konstruktives umzusetzen – und habe meinen ersten Marathon diesen beiden Fahrern gewidmet. Das hat mich während des Laufs motiviert. Und ich dachte, wenn ich jetzt aufgebe, dann werde ich den beiden nicht gerecht.

Sophia Flörsch
Etwas zu starten ist schon halb gewonnen!

Der Marathon war für mich eine unglaubliche Erfahrung. Meine Learnings:

  1. Ganzheitliches und kontinuierliches Training muss sein. Wer seine Muskeln und Kondition aufbaut, aber die Psyche nicht mitnimmt, wird auf Strecke scheitern. Körper und Geist sind eine Einheit. Sie kommunizieren miteinander. Und wenn der Eine mal eine Pause braucht, kann der Andere aushelfen. Stärken muss man beides. Mindset und Muckis!
  2. Lasse nicht zu, dass andere oder du selbst dir vor großen Herausforderungen Grenzen setzen. Du kannst viel mehr, als du ahnst. Wir alle wissen, zu was Menschen gerade in Extremsituationen fähig sind. Adrenalin in Angst- oder Belastungsmomenten setzt übermenschliche Kräfte frei! 
  3. Setze dir ein Ziel und motiviere dich im Vorwege mit dem Gefühl, das du danach haben wirst! Ich habe diesen Marathon in Gedenken an die verunfallten Kollegen Antoine Hubert und Juan Manuel Correa gemacht. Natürlich weiß ich, dass dies ein symbolischer Akt ist und nicht wirklich etwas bewegt oder ändert. Aber das Gefühl in mir war ein gutes und richtiges. Ich habe während des Laufens die beiden vor Augen gehabt und mir bewusst gemacht, wie dankbar ich sein kann, diesen beschwerlichen Lauf machen zu DÜRFEN. Mit Juan Manuel habe ich am Tag nach dem Lauf sofort telefoniert. Er hat sich für mich gefreut, dass ich den Marathon durchgezogen habe. Ein sehr schöner Moment.
  4. Suche dir Mitstreiter! Ich habe mit meiner Schwester für den Marathon trainiert. Das war nicht nur kurzweiliger, sondern ich war auch abgelenkt von der Anstrengung. Ähnlich ging es mir auf der Laufsrecke. Die mitreißende Stimmung und die Anfeuerungs-Rufe der Zuschauer haben für gute Energie gesorgt. Da herrschte eine richtige Team-Atmosphäre, die mich einige Kilometer getragen hat!
  5. Belohne dich nach der geschafften Etappe mit etwas Außergewöhnlichem. Nun ja. Ich habe mich mit einem extra Croissant am Morgen danach belohnt. Und durfte am nächsten Tag für AutoBILD und BamS die neuesten Strassenflitzer für DAS GOLDENE LENKRAD am Lausitzring testen. Ein mega Spass! Es hätte auch ein freier Tag oder ein Abend mit meinen Mädels sein können. Oder eine Massage. Auf jeden Fall muss man sich selbst belohnen und für das feiern, was man geschafft hat!

Wer schreibt hier?

Sophia Flörsch
Sophia Flörsch

Rennfahrerin, Sophia Flörsch

für Automobil, Marketing & Werbung, Medien, Wirtschaft & Management

Ein normales Mädchen, das seit dem vierten Lebensjahr liebend gerne Rennen gegen die Uhr und gegen Jungs fährt. Mit 12y gab ich im Formelrennwagen Gas, mit 14y gewann ich mein erstes Tourenwagenrennen in UK. Das Abitur machte mit 17y. Jetzt lebe ich Motorsport. Klares Ziel: die Formel 1 .
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