Reinhild Fürstenberg

Reinhild Fürstenberg

für Gesunde Führung, Job & Karriere, Wirtschaft & Management, Mental Health

Vorbereitung ist die halbe Miete: acht Tipps, wie Sie in stürmischen Zeiten stabil und zuversichtlich bleiben

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Die Angst vor Inflation, Krieg und Klimakrise bedrückt uns. Wenn wir aber auf unvorhergesehene Veränderungen mental gut vorbereitet sind, empfinden wir sie als weniger schlimm. 

Wir leben und arbeiten in unruhigen Zeiten und können gerade nicht absehen, was uns der Herbst und Winter an neuen Herausforderungen bringen. Nun sind wir durch die Corona-Pandemie, den Krieg in der Ukraine, die Energieproblematik und die Klimakrise schon etwas darin geübt, uns auf neue Situationen einzustellen, die wir vorher noch nicht in dieser Form kannten – und mit all ihren Konsequenzen oft auch nicht für möglich gehalten haben. Da kommen schon mal Fragen auf: Was wird eigentlich noch alles passieren? Wie beeinträchtigt uns die Gasknappheit? Können wir durch die Inflation unseren Alltag bald überhaupt noch entspannt bestreiten? Gibt es eine neue Corona-Welle oder klingt das Ganze bald aus? Was bedeutet das für unser persönliches Wohlergehen und unsere Arbeit?

Meine Überzeugung: Wenn wir auf unvorhergesehene Veränderungen von außen gut vorbereitet sind und uns mental stabil und sicher fühlen, dann ist es gar nicht mehr so schlimm, wenn etwas kommt, was uns zunächst beunruhigt. Im Gegenteil: Wir lernen daraus und wachsen daran. Das nennt man psychologische Sicherheit. So wie Pippi Langstrumpf auf hoher See schon meinte: „Der Sturm wird stärker – wir auch!“ Warum ist das so? Wir können die äußere Situation nicht beeinflussen. Aber wenn wir wissen, wie wir gut mit ihr umgehen können und was zu tun ist, bleiben wir, statt hilflos zu sein, in unserer Selbstwirksamkeit – und die verleiht uns gute Gefühle. Wie das gelingt, wie Sie für Ihre psychologische innere Sicherheit sorgen und was jeder schon vorab zur persönlichen Vorbereitung auf mögliche anstehende Herausforderungen tun kann, lesen Sie hier.

Werden Sie aktiv! Kümmern Sie sich um Ihre persönliche, mentale und gesundheitliche Stabilität. Denn die ist nicht nur für unser Privatleben, sondern auch für unsere Arbeit eine ganz bedeutende Grundlage. Unsere Arbeit wiederum ist die Grundlage unserer Existenz. Fragen Sie sich: In welchen Bereichen sind Sie mental stark? Worin möchten Sie noch stärker werden? Gibt es etwas, was Sie belastet und Ihnen Ihre Kraft nimmt? Gehen Sie es an, warten Sie nicht damit. Es ist Ihre Lebenszeit. Sorgen Sie dafür, dass Sie sich möglichst häufig am Tag gut fühlen. Vergessen Sie dabei nicht Ihre körperliche Gesundheit – setzen Sie sich zum Ziel, in ihre volle Power zu kommen. Schon die Vorstellung davon gibt Kraft. Und das ist das, was hilft, wenn der Sturm mal so richtig pusten sollte.

Machen Sie sich bewusst, wie stabil Sie sind. Dazu können Sie sich Folgendes fragen: Was sind eigentlich meine mentalen Stärken? Wie bin ich bislang durch herausfordernde Zeiten gegangen und was hat mir dabei besonders gut geholfen? Wie kann ich meine „seelischen Muskeln“ nachhaltig trainieren und in welchen Bereichen sollte ich mich noch besser aufstellen? Das kann auch eine spannende Aufgabe im Team sein, von der alle profitieren.

Wir wissen nie, was als nächstes passiert. Deshalb ist Vorbereitung die halbe Miete. Das, was uns am meisten Kopfschmerzen bereitet, sollten wir zuerst angehen. Ist es die Sorge um nicht ausreichendes Gas? Dann hilft es vielleicht schon, zusätzlich warme Decken, Wärmflaschen und dicke Pullover im Schrank zu haben. Oder beschäftigt Sie die Sorge um die nächste Corona-Welle? Stärken Sie Ihr Immunsystem und sprechen Sie mit ihrem/r Ärzt*in, was Sie zur Unterstützung Ihrer Gesundheit tun können, falls Sie zu einer Risikogruppe gehören. Welches Thema Sie auch immer bewegt: Hören Sie in sich hinein und informieren Sie sich gezielt über mögliche Lösungen, die Ihnen helfen, sich besser, sicherer und gut vorbereitet zu fühlen.

Aktivieren Sie Ihre Kontakte: Wer jetzt sozial gut eingebunden und in engem und stetigem Austausch mit anderen ist, ist automatisch gefestigter und mental stabiler. Gemeinsam durch Krisen zu gehen ist immer leichter und stärkt auch für kommende Zeiten. Deshalb: Wie steht es um Ihre Beziehungen? Haben Sie in Ihrem Umfeld Menschen, denen Sie wirklich vertrauen? Die Sie jederzeit anrufen und um Hilfe bitten können, wenn der Schuh drückt? Machen Sie den Test und schreiben Sie sich auf, welche Personen Ihnen am nächsten sind – ganz egal ob es sich dabei um ein Familienmitglied handelt, einen guten Freund, die Kollegin oder die Nachbarin. Haben Sie 4 bis 6 Kontakte auf der Liste, die Sie im Notfall auch nachts um drei Uhr kontaktieren könnten? Wunderbar, das gibt ein gutes Gefühl. Haben Sie diesen Monat schon genug für Ihre Beziehungspflege getan? Vielleicht ein After Work mit der Lieblingskollegin geplant, die immer gute Ratschläge hat und so positiv denkt?

Räumen Sie ihr Leben auf: Es gibt öfter Konflikte im Team, die zusätzlich zu den privaten Themen belasten? Sprechen Sie gemeinsam mit der Führungskraft und setzen Sie sich zusammen. Räumen Sie die Streitigkeiten untereinander aus und überlegen Sie, was jede*r einzelne braucht, um gut arbeiten zu können. So wird das Büro zu einem geschützten Ort, an dem man entspannt arbeiten kann. Das tut gut und gibt Kraft.

Dreht sich das Gedankenkarussell zu schnell, hilft es, sich bewusst auf das Gute im Leben zu besinnen und folgendes zu überprüfen: Gibt es in meinem Alltag und bei meiner Arbeit immer wieder Momente, in denen ich Glück und Zufriedenheit empfinde? Gibt es genug Bereiche in meinem Leben, die mich erfüllen und mir das Gefühl geben, etwas Sinnvolles zu tun? Oft lassen sich die Fragen mit ja beantworten und zeigen, dass z. B. die eigenen Ängste nur ein kleiner Teil im Leben sind, dem wir viel zu viel Bedeutung geben. Sorgen Sie also dafür, dass es möglichst viele schöne Momente in Ihrem Alltag gibt. Und schreiben Sie jeden Abend drei Dinge auf, für die Sie dankbar sind.

Üben Sie sich in Ruhe und Gelassenheit. Denn das sind Eigenschaften, die Sie in herausfordernden Lebenssituationen ganz besonders benötigen. Auch der Arbeitsplatz ist ein gutes Übungsfeld dazu. Denken Sie an Situationen, über die Sie sich immer mal wieder aufregen: Wie können Sie damit beim nächsten Mal entspannter umgehen? Auch in dieser Sache macht Übung den Meister.

• Mein abschließender Tipp für Sie: Suchen Sie sich eine erste Sache aus, mit der Sie beginnen möchten. Wenn Sie sich bewusst machen, wie sich die momentane Situation mit all ihren Herausforderungen für Sie darstellt und was Ihnen konkret hilft, haben Sie die ersten Schritte schon getan. Gehen Sie dann im kleinen Rahmen in die Umsetzung. Dann fallen auch weitere Schritte nicht mehr so schwer. Denn die Zufriedenheit mit sich selbst über die ersten kleinen Erfolge motiviert dazu, das Nächste anzugehen. Und wenn es Ihnen alleine schwerfällt: Suchen Sie sich eine kompetente Person, die Ihnen ein bisschen „Anschubhilfe“ gewährt – danach „laufen“ Sie wie von selbst.

Wer schreibt hier?

Reinhild Fürstenberg
Reinhild Fürstenberg

Geschäftsführende Gesellschafterin, Fürstenberg Institut GmbH

für Gesunde Führung, Job & Karriere, Wirtschaft & Management, Mental Health

Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Mitarbeitenden, Führungskräften und Organisationen nachhaltig verbessern