Auslandsaufenthalte bringen Mitarbeiter weiter – in der persönlichen und professionellen Entwicklung. Das ist meine persönliche Meinung und gleichzeitig mein beruflicher Standpunkt. Als Leiterin des Talent Managements bei BASF weiß ich, wie wichtig eine Zeit im Ausland für die Karriere ist. Und ich habe selbst die Erfahrung gemacht, wie sehr das Leben in einem anderen Land den eigenen Horizont erweitert. Mehr als acht Jahre habe ich in Asien gearbeitet. Ich war zuerst in Singapur, dann in Hongkong und in weiten Teilen Asiens geschäftlich unterwegs. Ich habe in Teams mit Kollegen aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Nationalitäten, Sprachen, Kulturen und Religionen gearbeitet. Gleichzeitig haben wir trotz der vielen Unterschiede Gemeinsamkeiten in unserer Unternehmenskultur und Arbeitsweise gefunden.
Bei BASF spielen Auslandsaufenthalte eine große Rolle. Für uns als globales Unternehmen ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter sich auf internationalem Terrain bewegen und entwickeln. Wer eine Zeit lang im Ausland arbeitet, erlernt interkulturelle Kompetenzen, erhält Einblick in die Geschäftstätigkeit im Gastland und hat ein besseres Verständnis für lokale Gegebenheiten und globale Anforderungen.
Wer ins Top-Management strebt, sollte offen für das Ausland sein
Deswegen entsenden wir jährlich rund 600 Mitarbeiter in die ganze Welt, in den vergangenen Jahren viele von ihnen nach Asien. Selbstverständlich kommen auch viele Kollegen aus aller Welt zu uns nach Deutschland. Bei BASF ist internationale Erfahrung eine Voraussetzung für obere Führungspositionen und damit ein Schlüsselelement der Personalentwicklung. Weit mehr als 80 Prozent unserer Führungskräfte sind oder waren im Ausland tätig – Tendenz steigend. Wer bei uns eine von mehr als 700 oberen Führungspositionen anstrebt, sollte deshalb offen für einen längeren Auslandsaufenthalt sein.
Es gibt aus meiner Sicht drei Dinge, die bei einer Delegation besonders wichtig sind. Erstens sollten Ziele und Erwartungen klar formuliert sein. Schließlich sehen die meisten Mitarbeiter darin vor allem berufliche Chancen. Bei BASF nehmen wir diese Erwartungshaltung ernst. Bereits vor der Delegation sprechen wir mit dem Mitarbeiter über mögliche Positionen nach der Rückkehr, oder wir legen diese bereits verbindlich fest. So vermeiden wir Karrierefrust nach der Heimkehr. Deshalb empfehle ich jedem, der ein Angebot zur Delegation bekommt, vorab Entwicklungsmöglichkeiten zu besprechen – nicht nur für den Auslandseinsatz, sondern vor allem auch für die Zeit danach. Während der Delegation heißt es dann „dranbleiben“ und den Kontakt zur Heimatabteilung aktiv halten. Am besten über einen festen Ansprechpartner.
Der Kulturschock kommt oft nach der Rückkehr
Zweitens sollten Mitarbeiter nicht nur die Karrierechancen, sondern auch die persönliche Bereicherung eines Auslandsaufenthalts sehen. Einblick in fremde Kulturen und Lebensweisen, die Reflexion eigener Einstellungen – fast alle unserer Delegierten weltweit geben an, dass der Einsatz im Ausland eine wichtige Erfahrung für ihre persönliche Entwicklung gewesen sei. Gleichzeitig hatten sie die Möglichkeit, ihr Netzwerk zu erweitern, andere Länder und Kulturen kennenzulernen sowie möglicherweise eine weitere Fremdsprache zu lernen. In Asien und insbesondere in den Metropolen Hongkong und Singapur habe ich eine unglaubliche Vielfalt erlebt und war beeindruckt von der großen Toleranz im Zusammenleben der vielen Kulturen. Ob bei grundlegenden Dingen wie dem Essen oder im Arbeitsalltag – es gilt, sich immer wieder auf Neues einzulassen.
Drittens ist bei einem Auslandsaufenthalt eine umfassende Vorbereitung wichtig. Damit es im Ausland keine bösen Überraschungen gibt, bietet BASF ihren Mitarbeitern unter anderem kulturelle Trainings und Sprachkurse. Das gilt auch für die Familie, die eine längere Delegation meist begleitet. Wir befürworten das und helfen beispielsweise vor Ort bei der Suche nach einer geeigneten Schule oder dem richtigen Job für den Partner. Sogar die Rückkehr ins Heimatland begleiten wir mit Trainings und Seminaren. Denn was vielen Delegierten nicht bewusst ist: Bei der Heimkehr schlägt der Kulturschock meist richtig zu. Das war bei mir ganz ähnlich. Als ich nach Asien gegangen bin, gab es noch die D-Mark; als ich zurückkam, war der Euro eingeführt. Mein Tipp für alle, die ins Ausland gehen: sich gut vorbereiten und trotzdem offen bleiben für Neues!
Dieser Text ist auch auf XING Spielraum erschienen.
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