Jobsharing: Geteilte Arbeit, voller Erfolg?

Immer mehr Firmen setzen auf flexibles Arbeiten, vor allem Vertrauensarbeitszeit oder Homeoffice werden genutzt. Jobsharing ist noch selten verbreitet – und nicht jeder Experte ist davon überzeugt.

Deshalb funktioniert Jobsharing in Deutschland noch nicht

Doris Mailänder
  • Führen in Teilzeit ist weiterhin eher die Ausnahme als die Regel
  • Viele Unternehmen haben ein Problem mit dem Gleichgewicht
  • Flexible Jobmodelle erfordern ein grundsätzliches Umdenken

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Die Zeiten ändern sich – auch die Arbeitszeiten. Flexible Arbeitszeitmodelle werden immer wichtiger, um Bewerber anzusprechen, mehr selbstbestimmtes Arbeiten zu ermöglichen und Fach- und Führungskräfte gerade in der Familiengründungsphase nicht zu verlieren.

Führen in Teilzeit ist jedoch weiterhin eher die Ausnahme als die Regel. Es scheitert vielfach an der technischen Umsetzung: Wo Fach- und Führungskräfte eben nicht acht Stunden täglich im Unternehmen zur Verfügung stehen, da braucht es viel Disziplin, eine straffe Organisation und den Willen zu praktisch lückenloser Transparenz. Gerade im Dienstleistungssektor, wo Kunden oft kurzfristig eine Lösung ihrer Probleme erwarten, ist eine hoch-transparente Dokumentation notwendig, um schnell reagieren zu können. Sätze wie „Der Kollege ist morgen wieder erreichbar und wird sich dann bei Ihnen melden“ sind auf Dauer für keinen Kunden zufriedenstellend.

Probleme mit dem Gleichgewicht

Dazu kommt: Viele Unternehmen, die Jobsharing anbieten, haben ein Problem mit dem Gleichgewicht. Vormittags sind oft zu viele Kräfte vor Ort, nachmittags zu wenige. Das Tagesgeschäft läuft jedoch kontinuierlich, und die Vollzeitkräfte müssen diese Mehrbelastungen dann auffangen. Die wiederholten Forderungen der Politik an die Wirtschaft helfen wenig. Viele Unternehmen möchten, genau wie ihre Arbeitnehmer, gern flexibler sein, doch es fehlen tragfähige Strukturen. Das Problem: Wir leben in einer Morgengesellschaft, das lähmt die Flexibilisierung in Deutschland. Wenn etwa in Kitas und Schulen vormittags Wissen vermittelt und nachmittags gespielt wird, werden Eltern wohl kaum morgens daheimbleiben und nachmittags zur Arbeit kommen. Teilzeitarbeit sollte aber vor- und nachmittags machbar sein.

Im Handel, im Gesundheitswesen oder bei Verkehrsbetrieben ist auch nicht mittags Schluss, die schichtweise Präsenz der Mitarbeiter ist dort ganz selbstverständlich. Doch statt die Erfolgsstrategien zu übertragen, haben es Fach- und Führungskräfte anderer Branchen weiterhin oft schwer, in Teilzeit erfolgreich zu sein.

Umdenken und Druck machen

Dafür braucht es ein grundsätzliches Umdenken: Flexible Jobmodelle erfordern partnerschaftliche Prinzipien und dass Kollegen gemeinsam Verantwortung tragen – aber auch, dass sie politisch mehr Druck machen: Die Infrastruktur muss ebenfalls passen. Manche Unternehmen behelfen sich, indem sie selbst Ganztagskitas bauen oder Fortbildungen in den Abendstunden oder als Webinar anbieten. Doch das hilft nur punktuell. Und nur, wenn die Voraussetzungen stimmen, kann sich flexibles Arbeiten auch in Führungspositionen flächendeckend durchsetzen. Davon profitieren dann nicht nur Eltern oder Mitarbeiter, die Angehörige pflegen, sondern der Standort Deutschland und nicht zuletzt die Unternehmen, denn die Mitarbeiter sind zufriedener und produktiver.

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Doris Mailänder
© Privat
Doris Mailänder

Geschäftsführerin, Treuenfels GmbH

Doris Mailänder ist seit 2008 Geschäftsführerin der Treuenfels GmbH Personalberatung mit Sitz in Hamburg und seit Juli 2015 Mitgeschäftsführerin der neu gegründeten Treuenfels GmbH Projektrealisierung in Düsseldorf. Ebenso sitzt sie in der Geschäftsführung der Treuenfels BMB GmbH (Holding). Doris Mailänder absolvierte nach dem Besuch der Höheren Handelsschule in Graz das Fremdenverkehrskolleg in Oberwart.

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