Trend #12 – Workplace-Wellbeing: Wie wichtig ist Wohlbefinden im Büro?

Die Gesundheit der Mitarbeiter ist mehr als ein Feel-good-Faktor: 73 Prozent der befragten Unternehmen wollen das Wohlbefinden stärker gewichten, wenn es um die Bewertung des Unternehmenserfolgs geht.

Gesunde Führung ist wichtiger als der Yogakurs

Dr. Jens Baas

Vorsitzender des Vorstands, Techniker Krankenkasse

Dr. Jens Baas
  • Die Führungskraft ist entscheidend dafür, wie gesund die Mitarbeiter sind
  • Gerade im „digitalen Wandel“ muss der Blick auf den Menschen gerichtet sein
  • Ohne Anerkennung keine Motivation, ohne Motivation droht innere Kündigung

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Beinahe 15 Jahre ist es her, dass Steve Jobs den Wert der Arbeit auf den Punkt gebracht hat: „Deine Arbeit wird einen großen Teil deines Lebens ausmachen. Der einzige Weg, wirklich zufrieden zu sein, ist, Arbeit zu tun, von der man glaubt, dass es großartige Arbeit ist. Und der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, ist, zu lieben, was man tut.“ 2005 war dies Jobs Botschaft an die Absolventen der Stanford University.

Einen gesunden Weg finden, mit der neuen Taktung umzugehen

Ich denke, daran hat sich bis heute nichts geändert und wird es auch in 15 Jahren nicht. Zu definieren, was „großartige Arbeit“ ist, das betrifft aus meiner Sicht nicht nur die einzelnen Mitarbeiter selbst, sondern ganz wesentlich auch das Management und die Führungskräfte. Ein Unternehmen braucht ein klares und motivierendes Ziel, hinter dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen können – damit sie lieben, was sie tun. Diese Tatsache wird bestehen bleiben, egal wie sehr der digitale Wandel unsere Arbeitswelt in den kommenden Jahren auch verändern wird.

Klar, Algorithmen werden unsere Entscheidungsprozesse optimieren, Roboter uns körperliche Arbeit abnehmen, die virtuelle Realität wird die Art, wie wir kommunizieren, verändern. Gleichzeitig werden die Ansprüche, Neues zu erlernen, verknüpfter und internationaler zu arbeiten, weiter zunehmen. Je mobiler unsere Kommunikation wird, desto stärker verwischt die Grenze zwischen Beruf und Privatem. Die Geschwindigkeit von Veränderungsprozessen nimmt stetig zu, Veränderung wird zur neuen Normalität. Daher ist es besonders wichtig, einen gesunden Weg zu finden, mit dieser neuen Taktung umzugehen. Die Mission von „großartiger Arbeit“ aufrechtzuerhalten bleibt dabei umso wichtiger.

Führung als Ressource – oder als Stressor?

Auch wenn der Arbeitnehmer der Zukunft immer mehr digitale Unterstützung an seiner Seite haben wird: Das Menschliche muss weiter im Mittelpunkt stehen. Führungskräfte müssen Treiber und Ratgeber sein und die Gesundheit ihrer Mitarbeiter aktiv fördern und erhalten. Das Stichwort dafür lautet „gesundes Führen“. Wie wichtig dieser Führungsstil bereits geworden ist, zeigt auch eine Studie, die die TK vergangenes Jahr unter 800 Geschäftsführenden, Personalern und Verantwortlichen für betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) gemacht hat. Auch wenn unsere Studie nur fünf Jahre in die Zukunft schaut – ich bin mir sicher, dass gesundes Führen auch zehn Jahre weitergedacht noch ebenso elementar sein wird.

Gesundes Führen: Gesundheit statt innerer Kündigung

Was bedeutet es konkret, gesund zu führen? Seine Mitarbeiter fit für (digitale) Veränderungsprozesse zu machen, ihnen den Sinn dahinter zu erklären und den Raum zu geben, den neuen Weg mitzugestalten. Außerdem das Vorleben von Wertschätzung und Kollegialität. Dies alles sind die wichtigsten Faktoren, um die Gesundheit der Mitarbeiter nachhaltig zu stärken. Gesundheitsfördernde Einzelmaßnahmen wie betriebliche Yogakurse, Entspannungsräume und gutes Kantinenessen können auf diesem „emotionalen“ Gerüst nur aufbauen und es ergänzen; der Chef wird für die Gesundheit immer wichtiger bleiben als der Yogalehrer.

Die Formel ist einfach: Ohne Anerkennung keine Motivation, ohne Motivation droht innere Kündigung. Solch ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen, das sollte im Zentrum jeder Unternehmenskultur stehen. Es gibt Berechnungen wie den „Gallup Engagement Index“, der den Schaden durch innere Kündigung aufgrund schlechter Führung auf über 100 Milliarden Euro beziffert. Das wird deutlich teurer als betriebliches Gesundheitsmanagement. Wer unternehmerisch denkt, sollte aus meiner Sicht also vor allem in die Motivation und damit in die Leistungsfähigkeit seiner Mitarbeiter investieren!


15 Jahre XING

Vor 15 Jahren gab es weder soziale Medien noch Smartphones, agiles Arbeiten war hierzulande unbekannt. Unvorstellbar, was in den kommenden 15 Jahre alles Neues entstehen und wie sich unsere Arbeitswelt entwickeln wird! In welchen Berufen werden wir künftig überhaupt arbeiten – und wie? Wie verändert die künstliche Intelligenz den Recruiting-Prozess? Wird die Arbeitswelt von morgen gerechter sein – oder tiefer gespalten?

Zusammen mit dem Zukunftsforscher und Gründer des Trendbüros, Professor Peter Wippermann, hat XING 15 Trends untersucht, die Arbeitnehmer und Unternehmen betreffen und die Gesellschaft verändern werden. Unsere Prognosen basieren auf der wissenschaftlichen Expertise des Trendbüros, einer repräsentativen Umfrage unter den XING Mitgliedern und E-Recruiting-Kunden sowie aus unserer Erfahrung als Vorreiter beim Thema New Work.

Die 15 Trends lassen wir seit dem 5. November täglich auf XING diskutieren – hier auf XING Klartext, von unseren XING Insidern und im XING Talk. Alle Beiträge finden Sie gesammelt auf einer News-Seite.

  • In der Woche ab dem 5. November drehte sich alles darum, was sich für den einzelnen Arbeitnehmer ändert.
  • Ab dem 12. November diskutierten wir eine Woche lang die Folgen des Wandels für Unternehmen.
  • Ab dem 19. November thematisieren wir, wie sich unsere Gesellschaft verändern wird.

Bei Fragen, Feedback und Ideen erreichen Sie die Redaktion von XING News unter klartext@xing.com. Wir freuen uns auf spannende und hitzige Diskussionen!

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Dr. Jens Baas
© Techniker Krankenkasse
Dr. Jens Baas

Vorsitzender des Vorstands, Techniker Krankenkasse

Dr. Jens Baas trat 2011 in den Vorstand der Techniker Krankenkasse ein und ist seit 2012 Vorsitzender des Vorstands. Davor war er seit 1999 bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group tätig, ab 2007 als Partner und Geschäftsführer, zuletzt als Leiter des Bereichs „Payer und Provider“ für Europa. Sein Studium der Humanmedizin absolvierte er an der Universität Heidelberg und der University of Minnesota (USA). Danach arbeitete er als Arzt in den chirurgischen Universitätskliniken Heidelberg und Münster.

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